Der direkte Draht zur Stadtpolitik

Neunkirchen · Im Mai werden die kommunalen Gremien gewählt. Die Migranten in Neunkirchen haben schon jetzt am Sonntag die Möglichkeit, ihre Vertreter für den Integrationsbeirat zu wählen. Was der Rat genau macht, hat die SZ beim Integrationsbeauftragten der Stadt Neunkirchen, Zeljko Cudina, nachgefragt.

Wie wird meine Rente berechnet, wie läuft die Einschulung meiner Kinder oder was passiert, wenn ich meinen Job verliere? In ungewöhnlichen Lebenssituationen ist nicht immer klar, welche Behörde wofür zuständig ist und wie man weiterkommt. Wenn man aus dem Ausland kommt, ist es oft noch schwieriger. Man kennt ein anderes System oder die Fremdsprache macht das Ganze umständlicher. In Neunkirchen haben die Ausländer einen Ansprechpartner, der sich gezielt um ihre Belange kümmert: Zeljko Cudina ist der Integrationsbeauftragte der Stadt. Das Amt hört sich sperrig an. Doch seine alltägliche Arbeit ist alles andere als eintönig. Neben Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit, um gegen Rassismus zu sensibilisieren, steht er auch den Bürgern Rede und Antwort. "Ich habe natürlich nicht selbst die Lösung für jeden Einzelfall, aber wenn ich nicht weiterkomme, kenne ich diejenigen, die sie haben. Ich bin wie eine Spinne im Netz und weiß, wer für welches Anliegen zuständig ist", erzählt Cudina aus seinem Alltag. Diese Vermittlerrolle sei sehr wichtig.

Oft wissen die Betroffenen einfach nicht, dass es eine Kontaktperson bei der Behörde gibt. Jeder Lebensabschnitt bringt spezielle Fragen mit sich. "Neuankömmlinge erkundigen sich nach dem Schulsystem für ihre Kinder und der Krankenversicherung. Sie suchen auch nach Sprachkursen", nennt Cudina Beispiele. Anders gehe es Senioren mit türkischem oder italienischem Pass. "Sie hatten immer die Absicht, ihren Lebensabend in der Heimat zu verbringen. Nun sind die Familien, die Kinder und Enkelkinder hier so verwurzelt, dass sie ihre Pläne ändern und sich um Rentenansprüche oder altersgerechtes Wohnen kümmern müssen", erklärt der Integrationsbeauftragte weiter.

"Wir haben in Neunkirchen das Glück, dass alle Akteure im Netzwerk arbeiten. Hier im Amt für Soziale Dienste, Kinder, Jugend und Senioren, wo die Stelle des Integrationsbeauftragten angesiedelt ist, werden die Synergien gebündelt. Der richtige Ansprechpartner sitzt oft schon eine Tür weiter", erklärt die Amtsleiterin Gertrud Backes.

Außerdem ist Zeljko Cudina auch Geschäftsführer des Integrationsbeirates. Zehn gewählte ausländische Vertreter und fünf Delegierte des Stadtrates bilden dieses Gremium. Entscheidungsbefugnisse hat es zwar keine, doch es verkörpert die interkulturelle Kompetenz der Stadtverwaltung. Viele Vorschläge dieser Instanz wurden schon angenommen und umgesetzt, wie die Bildung eines Dolmetscherpools, um Behördengänge leichter zu gestalten.

Die Kandidaten der aufgestellten Liste kommen unter anderem aus der Türkei, aus Frankreich oder aus Ungarn. Eine bunte Mischung, die für die ausländische Gemeinde in Neunkirchen repräsentativ ist. 2010 beteiligten sich lediglich 4,6 Prozent der Wahlberechtigten an der Abstimmung. Vielleicht liege es daran, dass viele auch ohne das Gremium zurecht kommen und daher keinen Bedarf sehen, vermutet der Integrationsbeauftragte. "Jedoch ist der Beirat das einzige Sprachrohr der Migranten auf der kommunalpolitischen Ebene", betont Cudina, warum der Gang zur Wahlurne am Sonntag so wichtig ist.

Mehr Infos zur Wahl bei Zeljko Cudina unter Telefon (0 68 21) 20 24 18.

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Auf einen BlickZurzeit leben insgesamt 4789 ausländische Mitbürger in Neunkirchen. Stärkste Gruppe bildet die italienische Gemeinde mit 1660 Vertretern, gefolgt von 650 Türken, 274 Bulgaren und 233 Rumänen. Das teilte die Stadt mit. hem

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