Der Baum der Wünsche

Saarbrücken · In der Firma meiner Freundin Kerstin steht jedes Jahr im Dezember ein Weihnachtsbaum. Geschmückt ist die Tanne mit bunten Karten, auf denen die Wünsche von Kindern stehen, deren Leben schon in jungen Jahren alle fröhliche Leichtigkeit verloren hat: Sie leben in einem Saarbrücker Waisenhaus oder kommen aus sozial schwachen Familien.Doch wenigstens zu Weihnachten sollen auch diese Kinder einen kurzen Moment der Freude erleben, finden Kerstin und ihre Kollegen.Auf einer der bunt bemalten Wunschkarten, die sie sich vom Baum gepickt hatte, stand in grüner Schreibschrift nicht nur, dass sich der Neunjährige einen Werkzeugkasten wünsche, sondern auch: "Schön, dass es Dich gibt, lieber Weihnachtsmann!

" "Süß", sagte ich zu Kerstin, als ich die Zeilen las. Meine Freundin nickte, reichte mir dann einen weiteren Zettel.

An einen Weihnachtsmann richtete sich diese grüne Schrift nicht mehr. Stattdessen stand da nur ein Jungen-Vorname, "7 Jahre", "Winterjacke Gr. 140 in Schwarz". Ich behielt das Kärtchen und stand vor ein paar Tagen in der Kinderabteilung einer großen Textilkette; zwischen all den bunten Kindersachen hingen dort auch ein paar schwarze Daunenjacken.

Eine davon hab' ich jetzt in buntes Weihnachtspapier gepackt. Den Weihnachtsgruß an den Siebenjährigen habe ich mit "der Weihnachtsmann" unterschrieben.

Glauben wird er der Unterschrift vermutlich nicht. Denn dafür hat den Siebenjährigen zu früh die Kälte dieser Welt erwischt.

Für wen wünschen Sie sich den Glauben an den Weihnachtsmann zurück?

Schreiben Sie mir eine Mail an marija.herceg@gmx.de.

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