Der Ball liegt bei den Vereinen

Saarbrücken · Immer weniger Kinder, aber immer mehr Rasenplätze – irgendwie kann das nicht gutgehen, befürchtet der Saarbrücker Sportamtsleiter. Er ist sich sicher, dass nicht alle Saarbrücker Fußballvereine die kommenden 20 Jahre überleben werden, und wirbt um geordnete Fusionen.

 In diesem Jahr soll der 16. Kunstrasenplatz in Saarbrücken eingeweiht werden. Archivfoto: Frank Faber

In diesem Jahr soll der 16. Kunstrasenplatz in Saarbrücken eingeweiht werden. Archivfoto: Frank Faber

Die Konkurrenz ist groß. Die Konkurrenz um die Aufmerksamkeit der Kinder und Jugendlichen. Und die Konkurrenz ums Geld aus den Zuschusstöpfen der Stadt und des Landes. "Es gibt oft nur noch ein paar Kinder im Dorf", sagt Tony Bender. Er ist Leiter des Saarbrücker Sportamts, weiß aber auch als Feuerwehrmann, wie intensiv und wie schwierig das Ringen der Vereine um Nachwuchs ist.

Gerade im Fußball werben aber nicht nur Vereine innerhalb eines Stadtteils um Kinder und Jugendliche . Auch Vereine aus andern Stadtteilen versuchen, sich für den Nachwuchs attraktiv zu machen. Und dabei sei klar: "Ohne Rasenplatz hat ein Verein keine Chance", sagt Bender.

Mit der Förderung des ersten Kunstrasenplatzes vor etwa einem Vierteljahrhundert sei "das Rennen losgegangen - jeder Verein muss nachziehen, um konkurrenzfähig zu sein", erklärt der Sportamtsleiter. Er bezweifelt aber, ob dieses Wettrennen wirklich noch zeitgemäß ist.

Dieses Jahr werde in Eschringen der 16. Saarbrücker Kunstrasenplatz eingeweiht. Dazu gibt es neben einigen Brascheplätzen in der Stadt noch vier Rasenplätze. 16 Kunstrasen- und vier Rasenplätze - das sind also 20 Plätze, "die im Laufe der Jahre in die Verantwortung der Vereine übertragen worden sind", sagt Bender. Das mit dem Rasenplatz läuft so: Die Stadt zahlt 150 000 Euro Zuschuss, die Sportplanungskommission des Landes 75 000 Euro. Den Rest muss der Verein aufbringen. Das sind bis zu rund 200 000 Euro, die oft von Fördervereinen zusammengebracht werden. Die Vereine bekommen Pachtverträge für "ihren" Platz.

Der Bau der Plätze sei aber nur die erste Hürde, die die Vereine nehmen müssen, erklärt Bender. "Viele Leute denken, wenn man einen Kunstrasen hat, muss man sich nicht mehr kümmern", sagt er. Um einen Kunstrasen in Schuss zu halten, müsse ein Verein aber pro Jahr zwischen 3500 und 5000 Euro ausgeben. Ein echter Rasen gehe noch mehr ins Geld. Bei echtem Rasen sei "das Teure nicht das regelmäßige Mähen oder Düngen, das Teure ist das Wasser", sagt Bender. Es gibt Vereine , die sich extra Brunnen bohren lassen haben, sagt er.

Bevor die Stadt einen Platz an einen Verein überträgt, müsse der nachweisen, dass er "finanziell leistungsfähig" ist. Die Pachtverträge sehen dann vor, dass der Verein den Platz pflegt und die Verkehrssicherungspflicht übernimmt. Bei der Stadt bleibe die Verantwortung für die Ballfangzäune, die Beleuchtung und die Umkleiden. "Sich darum auch kümmern zu müssen, würde die Kapazität der Vereine sprengen", sagt Bender.

Wenn Vereine alle notwendigen Unterlagen eingereicht haben, gehe das Ganze in die Gremien. Wenn die finanzielle Lage stimmt, werde sich der Sportausschuss des Stadtrats "solchen Lösungen nicht verschließen", weiß Bender.

Bundesweit gebe es gegen die Übertragung von städtischen Sportanlagen an Vereine allerdings "durchaus Bedenken", weiß Bender von seinen Kollegen. In manchem kommunalen Sportamt werde befürchtet, dass Vereine die Zuschüsse, die eine Stadt oder Gemeinde für die Erhaltung der Sportanlage zahlt, "für andere Vereinsdinge verwenden". Die Stadt Frankfurt betreibe "einen enormen Kontrollaufwand", die Stadt Hannover lehne solche Lösungen ganz ab. Das Problem sei nämlich: "Auch große, traditionsreiche Vereine kämpfen mit finanziellen Problemen".

Die ersten Plätze aus den 90er Jahren sind inzwischen sanierungsbedürftig. Da rolle eine Welle an Kosten auf die Vereine , die Stadt und Land zu. Daher müsse man kritisch hinterfragen, ob es sinnvoll ist, weitere Rasenplätze zu bauen. Die Stadt Stuttgart habe ein "Fusionsmanagement". Sie setze eher darauf, dass sich Vereine zusammenschließen, anstatt sich Konkurrenz zu machen.

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