„Denkt immer an die Leute“

Saarbrücken · Saarbrücker Autofans ist Bernhard „Bernie“ Seiler ein Begriff. Mit unerschütterlicher Freundlichkeit und Beharrlichkeit suchte der Verkäufer aus hunderttausenden Teilen das richtige heraus. Der Mann scheint auch nach 50 Berufsjahren unverzichtbar.

"Ein Lächeln bringt heute genau so viel wie vor 50 Jahren", beschreibt Bernhard Seiler die Erfolgsformel des beseelten Verkäufers. 50 Jahre lang hat der jetzt 65-Jährige aus Hanweiler Autoteile an die Leute gebracht, und das bei einem einzigen Arbeitgeber. Kein Wunder, dass viele Kunden ihr Verhältnis zu dem Händler an diesem einen Mitarbeiter definieren, der stets entgegenkommenden und präsenten Konstante in ihrem Autoleben.

Bernhard Seiler, den viele "Bernie" rufen, hat fast nie gefehlt, eilte gar schon mit Gipsbein zur Arbeit. 30 oder 40 junge Leute hat er ausgebildet in all den Jahren, "und was ich jedem zuerst beigebracht habe: Fragt, wenn ihr etwas nicht wisst, denkt an die Leute, seid freundlich und hilfsbereit, wir können uns nicht leisten, das Falsche zu verkaufen, sonst müssen sie zweimal kommen."

Verkaufstalent Seiler, 1950 an Heiligabend "um 24 Uhr" in St. Arnual geboren, sollte wie sein Vater in den Regierungsdienst, spürte aber Benzin im Blut fließen und bewarb sich beim Volkswagenhändler Grossklos als Lehrling zum Groß- und Einzelhandelskaufmann. Das wurde er denn auch und ging, abgesehen von der Bundeswehrzeit, nie mehr weg, zumal er rasch verantwortliche Positionen bekam. Als die Firma seines Arbeitgebers in der Scherer-Gruppe aufging, wurde er dankbar übernommen, als er ging, nannte ihn Chef Patrick Baltes "die gute Seele des Hauses", der das Verkaufen zur Leidenschaft gemacht und das Geschäft als sein "Baby" betrachtet habe.
Es gab nur den VW Käfer

Zu Bernhard Seilers Arbeitsantritt 1965 war die Aufgabe des Teilehändlers übersichtlich: "Es gab nur den VW Käfer", übrigens bald auch in einer Version, die für den Autofreak "vielleicht die Gurke schlechthin" war: der 1303-er mit einem horrenden Spritverbrauch von 15 Litern. Spätestens mit dem VW Golf und dem Erstarken der Marken Audi und Porsche wurde der Job extrem vielfältig, denn es gab dutzende Modelle und Varianten. Gern erinnert sich Seiler, dessen erstes Auto ein orangefarbener VW K 70 war, an den Golf GTI und seine treuen Fans der ersten Stunde. Ein guter Teileverkäufer musste damals möglichst alles vorrätig haben. Seiler lacht über die kiloschweren Listen-Bücher, in denen mit dem Finger und Adlerblick aus hunderttausenden Artikeln der richtige zu suchen war. In den heutigen Zeiten des Computers komme es dagegen darauf an, alles in wenigen Stunden herschaffen zu können und teure Lagerhaltung zu vermeiden, erklärt er den Wandel.

Weil es so beständige und gute Leute wie Bernhard Seiler heute nicht mehr so oft gibt, bleibt er übrigens nicht ganz daheim. Er hat zwar nun viel Zeit für aufwendiges Kochen, Mountainbiken und Skifahren, hilft aber in "seinem" Autohaus stundenweise aus. Viele haben wohl noch gar nicht gemerkt, dass "der Berni" eigentlich Rentner ist.

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