Den Marstempel fest im Blick

Tholey · Ein Modell zeigt den römischen Tempel im Wareswald so detailgetreu wie möglich. Allerdings ist dieses Modell nicht aus Holz und Leim gebaut, sondern virtuell am Computer. Beeindruckende Bilder sind so bei einem Projekt der Hochschule für Bildende Künste entstanden. Erstmals sind sie beim Grabungsfest am 29. Juni zu sehen.

 So könnte das Innere des Marstempels im Wareswald ausgesehen haben. Fotos: Pascal Klein/HBK Saar

So könnte das Innere des Marstempels im Wareswald ausgesehen haben. Fotos: Pascal Klein/HBK Saar

 Professor Burkhard Detzler steht mit Klaus-Peter Henz vor den Ruinen des Tempels, auf dem Bildschirm seines I-Pads ist die virtuelle Rekonstruktion zu sehen.

Professor Burkhard Detzler steht mit Klaus-Peter Henz vor den Ruinen des Tempels, auf dem Bildschirm seines I-Pads ist die virtuelle Rekonstruktion zu sehen.

 Professor Burkhard Detzler, Edgar Brück, Pascal Klein und Klaus-Peter Henz in der Templeruine.

Professor Burkhard Detzler, Edgar Brück, Pascal Klein und Klaus-Peter Henz in der Templeruine.

 So stellen sich die Wissenschaftler den Tempel des Mars' vor. Es steht exakt auf den Resten der Anlage.

So stellen sich die Wissenschaftler den Tempel des Mars' vor. Es steht exakt auf den Resten der Anlage.

Nackt steht die muskulöse, junge Gottheit Mars auf dem Sockel vor der rot gestrichenen Wand. In der rechten Hand hält Mars einen Speer, in der linken ein Schwert. Licht fällt aus den Fensteröffnungen in den Tempel . Amphoren mit Weihegaben stehen an der Wand, Fackeln flackern. So könnte das Innere des Mars-Tempels im Wareswald bei Tholey vor fast 2000 Jahren ausgesehen haben.

Professor Burkhard Detzler steht vor den Mauerresten dieses Tempels. Er hält ein I-Pad in der Hand. Auf diesem sind Bilder des Heiligtums zu sehen, ein echt wirkender Nachbau, entstanden am Computer .

An der historischen Stätte erklären Detzler, Professor an der Hochschule für Bildende Künste (HBK) in Saarbrücken, der Lehrbeauftragte Edgar Brück und der Student Pascal Klein die Projektarbeit der Hochschule. Am Computer haben sie ein 3-D-Modell des Tempels entwickelt. "Unsere Idee war, dass wir das, was wir ausgraben, digital visualisieren", erklärt der Archäologe Klaus-Peter Henz, Projektleiter im Wareswald das Vorhaben. So kann sich auch der Laie ein Bild machen, die Ruinen letztlich mit anderen Augen sehen.

Das Bild muss jedoch möglichst authentisch sein. Grundlage sind die Forschungsergebnisse der Archäologen, erklärt Henz. So zum Beispiel der Grundriss des Tempels.

Das Heiligtum, so haben die Grabungen ergeben, war mit Dachziegeln bedeckt. Die Mauern waren verputzt und zudem angestrichen. Das zentrale Gebäude war am höchsten. Und und und.

Auch dass in der Region der jugendliche Mars verehrt wurde, dieser nackt dargestellt wurde, sei gesichert. All diese Infos sind in die virtuelle Rekonstruktion eingeflossen. "Wir haben dieses Rätsel gemeinsam gelöst", erklärt Professor Detzler, habe Bilder gegen Vergangenes gesetzt. Dort, wo die Experten nicht auf Funde direkt zurückgreifen konnten, wurde als zweite Quelle römische Vergleichsbauten hinzugezogen, sagt Edgar Brück . Immer wieder habe man sich ausgetauscht, Details besprochen und geändert, betont Brück : "Der Punkt ist, dass man seine Fantasie zügeln muss, das Ganze muss wissenschaftlich überprüfbar sein." Es müsse dem Laien etwas zeigen, aber auch vor dem fachmännischen Auge Bestand haben.

Umgesetzt am Rechner hat Pascal Klein diese Vorgaben. Etliche Stunden und einige Nächte hat er seit April in diese Projektarbeit im Zusammenspiel mit Edgar Brück investiert. Weitere werden noch hinzukommen. Denn noch ist die Animation nicht ganz fertig. So wird unter anderem noch an der Farbgebung gefeilt. "Ich bin gebunden an das, was gefunden wurde", unterstreicht Klein den besonderen Anspruch seiner Arbeit. Der künstlerischen Kreativität sind da Grenzen gesetzt, im Gegensatz zu Animationsfilmen, die er gemacht hat.

Die 3-D-Rekonstruktion wird beim Grabungsfest im Wareswald am Sonntag, 29. Juni, von 10 bis 18 Uhr präsentiert. Dazu wird eigens ein Baucontainer in einen Ausstellungsraum umgewandelt. Die Bilder wird Henz künftig auch in seine Vorträge einbauen. Und auch die Infotafel vor dem Heiligtum soll neu gestaltet werden. Darüber hinaus werden die Fotos auch auf der Internetseite der Terrex zu finden sein, sagt Christian Kaster, Leiter der gemeinnützigen Terrex-Ausgrabungsgesellschaft. Langfristiges Ziel sei es, den Tempel ähnlich wie des Pfeilergrab vor Ort darzustellen.

Henz und Kaster sind froh über die Unterstützung der Hochschule für Bildende Künste. Vor einigen Jahren hat die Hochschule in einer anderen Projektarbeit ein Konzept für eine App entwickelt, mit deren Hilfe man auf den Bildschirm des Handys Geschichten und Bilder beim Rundgang durch die Ausgrabung laden könnte.

"Mit digitalen Medien Geschichten erzählen", das hat nach Ansicht von Edgar Brück Zukunft. Vielleicht auch im Wareswald.

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