Dauerbrenner: Die Nummer gegen den Müll
Saarbrücken. Er glüht zwar nicht - der heiße Draht zum Dreck-weg-Telefon des Zentralen Kommunalen Entsorgungsbetriebes (ZKE) - aber er sorgt doch dafür, dass es beim ZKE regelmäßig klingelt: 2010 bis einschließlich Mai schon 348-mal, im Schnitt derzeit also rund 70-mal pro Monat. So steht's jedenfalls in der vorläufigen Dreck-weg-Telefon-Bilanz, die der ZKE auf Bitte der SZ gezogen hat
Saarbrücken. Er glüht zwar nicht - der heiße Draht zum Dreck-weg-Telefon des Zentralen Kommunalen Entsorgungsbetriebes (ZKE) - aber er sorgt doch dafür, dass es beim ZKE regelmäßig klingelt: 2010 bis einschließlich Mai schon 348-mal, im Schnitt derzeit also rund 70-mal pro Monat. So steht's jedenfalls in der vorläufigen Dreck-weg-Telefon-Bilanz, die der ZKE auf Bitte der SZ gezogen hat.
Seit 2007 ist das Dreck-weg-Telefon (DWT) am Netz. Bis Oktober 2009 kamen im Schnitt 94 Anrufe pro Monat. Im November und Dezember 2009 pegelte sich der neue Wert von 70 ein. Und der ZKE versichert: "95 Prozent all dieser Meldungen waren spätestens nach 48 Stunden abgearbeitet" - vorausgesetzt, es ging um Dreck, der auf "öffentlichen Flächen" lag.
Denn je nach dem, wo der Dreck liegt, müssen die ZKE-Mitarbeiter am DWT verschiedene Hebel in Bewegung setzen, um den Schandfleck beseitigen zu lassen. Genau das ist auch einer der Gründe, aus denen der ZKE sein DWT geschaltet hat.
Zuvor war es nämlich für die Bürger kompliziert, eine Dreckecke zu melden. Sie riefen an und mussten oft quer durch die Verwaltung immer weiter verbunden werden, weil die Bürger ja meist nicht wussten, welche Behörde für welches Grundstück beziehungsweise für welche Art Grundstücke in der Stadt zuständig ist - der ZKE, das Tiefbauamt, das Gartenamt, das Amt für Brand- und Zivilschutz, das Liegenschaftsamt oder womöglich ein Privatunternehmen beziehungsweise eine Privatperson.
Das Ende des Wirrwarrs
2002 sprach der damals frisch gebackene Bürgermeister Kajo Breuer sogar von "organisierter Verantwortungslosigkeit" und einem "Zuständigkeits-Wirrwarr, das die Beseitigung von wilden Müll-Ablagerungen und die Reinigung von öffentlichen Flächen behinderte".
Und Breuer stellte damals klar: "Selbst wenn die Ämter sich bemühen, stellt sich doch immer zuerst die Frage: Wer ist da eigentlich zuständig? Und derweil wachsen die Müllhaufen. Das müssen wir ändern!" Also veranlasste der Bürgermeister, "dass die Umweltkolonne des ZKE wilden Müll auf städtischen Flächen innerhalb von 24 Stunden, nachdem sie davon erfahren hat, beseitigt". Konsequente Fortsetzung dieses Kurses war 2007 die Einrichtung des DWT beim ZKE. Dessen Mitarbeiter nehmen nun alle Hinweise an, ermitteln dann, wer in welchem Amt zuständig ist und bringen anschließend den Hinweis an die richtige Adresse.
Bevor eine Putzkolonne anrückt, versucht grundsätzlich der Kommunale Ordnungsdienst (KO) des Ordnungsamtes zu ermitteln, wer der Dreckspatz war. Wenn der erwischt wird, muss er den Dreck selbst wegmachen und Bußgeld zahlen. Wenn der KO aber keinen Dreckspatz findet, ist die Stadtreinigung am Zug.
Das DWT ist Teil der städtischen Kampagne "Sauber ist schöner". Dazu gehören auch sage und schreibe 484 Schilder, die der ZKE überall angebracht hat, wo Dreckspatzen immer wieder ihre Spuren hinterlassen - Müll, Hundekot, gelbe Säcke. Bürger, die weitere Standorte für die Schilder vorschlagen wollen, können auch dazu das DWT benutzen.
Weitere Zutaten der Kampagne "Sauber ist schöner" sind: mehr Personal für die City-Kehrer, Säuberungsaktionen und jede Menge Infos für die Bürger. Dazu erläutert ZKE-Chef Bernd Selzner: "Unsaubere Städte sind ein Gesellschaftsproblem. Es handelt sich um eine Angelegenheit, die von allen wahrgenommen werden muss und nur durch Umdenken minimiert werden kann. Dieser Umdenkungsprozess erfordert Zeit - und bei den Verantwortlichen einen langen Atem. Wir werden unser umweltpädagogisches Angebot ausweiten, um bereits im Kindesalter das Umweltbewusstsein zu stärken."
Einfallsreiche Bürger kommen dem ZKE dabei mit oft unkonventionellen Ideen zu Hilfe - wie zuletzt 16 junge Leute aus dem Seminar Filmstudies der Marienschule.
Die Jugend zieht mit
Auf Anregung der Stadtteilbüros und der Bürgerinitiativen für ein sauberes Malstatt, Burbach und Alt-Saarbrücken produzierten die Gymnasiasten drei Kino-Werbespots für das DWT und die Kampagne "Sauber ist schöner". (Die SZ berichtete.) Derzeit geben die jungen Leute ihren Werken noch den letzten Schliff. Aber in Kürze sollen die Spots im Kino laufen und im Unterbewusstsein der Filmfans tiefe Liebe für eine saubere Stadt verankern - und natürlich dazu führen, dass jeder, der eine Dreckecke sieht, sofort reflexartig per DWT den ZKE informiert.
Ein Anruf beim Dreck-weg-Telefon (08 00) 8 88 56 78 ist kostenlos. Wer nicht gern telefoniert, kann seine Dreckecke auch auf der Internet-Seite des ZKE melden.