„Datensicherheit gibt es nicht“

Saarbrücken · Unbegrenzte Möglichkeiten, unbegrenzte Risiken. Die gerade bei Jugendlichen beliebten Anwendungen für Smartphones und Tablets haben ihre Tücken, was die Datensicherheit angeht. Wie kann man sich schützen?

Panik? Die wolle er nicht verbreiten, sagt Markus Merkle. "Sondern Chancen aufzeigen" - nämlich, wie man mit den Apps, den Anwendungen von Smartphones und Tablets, umgeht und deren Risiken vermeidet: Datenklau, Cybermobbing und die mögliche Blamage im Netz. Merkle betreut die Plattform www.handysektor.de , die über Apps, Smartphones und Tablets informiert. In der Landesmedienanstalt Saarland hat er einen Vortrag gehalten: "AppDate! WhatsApp, Snapchat und Co. - Mobile Kommunikation Jugendlicher im Visier".

Merkles grundsätzliche These zu den Kommunikations-Diensten: "Datensicherheit gibt es nicht." Das müsse man wissen und entsprechend handeln. Beispiel WhatsApp: Die Server stehen in den USA, sagt Merkle, "und man weiß nicht, wer da alles Zugriff hat". Die Verschlüsselung der Botschaften bei WhatsApp sei so mangelhaft wie der Datenschutz, und die Nutzer-Identifikation sei identisch mit dessen Handy-Nummer: Ohne seine Telefonnummer preiszugeben, könne man sich nicht anmelden bei der App, die laut ihrer Geschäftsbedingungen erst ab 16 erlaubt ist, woran sich aber niemand halte.

Darüber zu lamentieren oder die sozialen Netzwerke zu verteufeln, sei wenig hilfreich, "denn genutzt werden sie trotzdem und immer öfter". Als Alternative zu WhatsApp empfiehlt Merkle den Dienst Telegram Messenger, der eine bessere Verschlüsselung biete. Nur: Wenn man nicht alle seine Kontakte vom Wechsel überzeugen kann, fällt es schwer, WhatsApp den Rücken zu kehren. Merkle: "Ich konnte zwei Freunde nicht zum Wechseln überreden - und muss jetzt beide Dienste nutzen." Eine weitere Alternative: Threema, auch wenn Merkle zufolge auch hier die Datensicherheit eingeschränkt ist: "Die Server stehen in der Schweiz, die nicht zur EU gehört und so anderen Sicherheitsrichtlinien unterliegt."

Auch der Foto-Dienst Instagram birgt Risiken. Vor allem, weil gerade viele Jugendliche manchmal unbedacht Bilder von sich ins Netz stellen, die ihnen später peinlich sein könnten - aber unmöglich zu löschen sind. Selbst Programme, die Fotos nach wenigen Sekunden automatisch löschen, sind nutzlos, erklärt Merkle. Der Adressat kann einfach seine Bildschirmansicht als Foto speichern, das sich scheinbar selbst löschende Foto inklusive. Dass ein herumgeschicktes Nacktfoto, das nur für den Freund oder die Freundin gedacht war, plötzlich auf den Smartphones einer ganzen Schule im Umlauf ist, geschehe oft, sagt Merkle. "Und wenn man mal ein Bild verschickt hat, lässt sich nichts mehr machen."

Außerdem: Wer bei Instagram ein Foto hochlade, sagt Merkle, übertrage damit alle Rechte an den Konzern Facebook, der Instagram gekauft hat (so wie WhatsApp). Facebook kann das Bild ungefragt nutzen, wofür auch immer. Merkles Fazit: "Musterlösungen und Heilsversprechen" gibt es nicht, es helfen nur, wie so oft, Information und Mitdenken.

handysektor.de

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