Das Verhältnis von Obrigkeit und Kirche

Saarbrücken · In Saarbrücken gibt es viele historische Bauwerke. Wie diese im Verhältnis zwischen Staat und Kirche entstanden sind, zeigte der Historiker Joachim Conrad. Manche Orte des Widerstands sind dabei gut versteckt.

Nur wenigen Saar brückern ist sie bisher bekannt: die Gedenktafel an der Nordseite der Schlosskirche, die dort an die erste Saarbrücker Bekenntnissynode erinnert. Am 1. Juli 1934 hatten sich evangelische Pfarrer aus dem Saargebiet in dem Gotteshaus getroffen, um sich von der Irrlehre der Deutschen Christen zu distanzieren, die für eine größtmögliche Übereinstimmung zwischen Nationalsozialismus und Christentum eintraten.

Die Gedenktafel war jetzt Station einer Führung durch das evangelische Alt-Saarbrücken. Rund 45 Interessierte waren der Einladung der Evangelischen Akademie im Saarland und der Kirchenkreise an der Saar gefolgt. Hier zeigte der Köllertaler Pfarrer und Professor für Kirchengeschichte an der Universität des Saarlandes , Joachim Conrad, das Verhältnis von Obrigkeit und Kirche in der Geschichte Saarbrückens. Die Führung fand im Rahmen des aktuellen Themenjahres der Reformationsdekade "Reformation und Politik" statt. Konflikte zwischen Staat und Kirche gab es hier zu Lande vor allem auch in der NS-Zeit. Viele saarländische Pfarrer gehörten der Bekenntnisbewegung und damit dem Widerstand gegen Hitler an. Im Grunde sei das Saargebiet eine der wenigen "intakten Landeskirchen" gewesen, so Conrad.

Die Führung ging danach unter anderem zur Schlosskirche, wo Conrad anhand der Gräber der Grafen von Nassau-Saarbrücken die Geschichte der Reformation im Saarland erläuterte. Fürst Wilhelm Heinrich (1718 bis 1768) hatte im Jahre 1743 freie Religionsausübung gestattet. Über den Schlossplatz ging es dann zur Probsteigasse, wo einst die Abtei Wadgassen einen Sitz hatte. Sie war jahrhundertelang geistliches und organisatorisches Zentrum für Prämonstratenserklöster bis nach Mitteldeutschland. Noch im 15. Jahrhundert wurden dort die Grafen von Nassau-Saarbrücken begraben, als Lohn für ihre finanziellen Zuwendungen. Nicht weit entfernt davon stand früher das Ludwigsgymnasium, das einst als Lateinschule vom Grafen Ludwig II. gegründet wurde. Auch es sei ein Beispiel für die wechselseitige Beziehung von Kirche und Staat, so Conrad. Die Schule erhalte bis heute Zuschüsse aus dem Evangelischen Stift St. Arnual.

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