Der Bahnstreik macht auch vor dem Kino achteinhalb nicht halt: Regisseur Ernesto Daranas konnte am Sonntag nicht anwesend sein. Schade, lief doch zum Auftakt der achten Reihe Kuba im Film sein Streifen "Conducta", der im vergangenen Jahr in seiner Heimat zu den erfolgreichsten und meist diskutierten Filmen gehörte. Conducta, was übersetzt so viel wie Verhalten bedeutet, holt in mitreißend authentischen Bildern das harte Straßenleben eines Armutsviertels in den Kinosaal. Dass angesichts der Situation im Land tatsächlich filmischer Realismus statt Experimentalismus angesagt ist, machte in ihrem Einführungsvortrag Isabel Exner von den Romanischen Literatur- und Kulturwissenschaften der Universität des Saarlandes deutlich - die Hispanistik ist Kooperationspartner der Reihe.

Hauptfigur von Conducta ist der ebenso clevere wie tapfere Junge Chala, der ständig Ärger hat - sei es, weil er seine Ehrbegriffe mit Fäusten verteidigt oder mit Hundekämpfen Geld verdient, um seine drogenabhängige Mutter zu unterstützen. Einziger Rückhalt in seinem Leben, das ihm kaum ermöglicht, Kind zu sein, ist seine alte Lehrerin Carmela, die ihrerseits ständig mit der Schulleitung in Konflikt liegt: Als Revolutionärin der ersten Stunde reibt sie sich für ihre Schüler auf, kämpft gegen Werteverfall und die Mühlen engwinkliger Bürokratie . Als Chala ins Erziehungsheim gesteckt und Carmela zwangspensioniert werden soll, läuft Carmela zu großer Form auf. Bewegend und tragikomisch: Mit Conducta ist Daranas eine Synthese aus Gefühlskino und Gesellschaftskritik gelungen; mit der Botschaft, dass nicht das Kind, sondern das System das Problem ist.

Am heutigen Dienstag, 20 Uhr, geht die Reihe im Kino Achteinhalb (Nauwieser Straße 19) mit einer Kurzfilmauswahl zu Ende. Hier sind sechs Wettbewerbs-Filme zu sehen, die u.a. vom Nachwuchsfestival Muestra Joven stammen und von der Filmhochschule Escuela Internacional de Cine y Televisión de San Antonio de los Baños. www.kinoachteinhalb.de