Das Sammeln war eine Obsession

Saarbrücken · Ihr verstorbener Mann Rainer Maria Kelter hatte, sagt seine Frau, „ein richtiges Jagdfieber“, wenn es um das Sammeln von Büchern ging. 300 von ihm zusammengetragene bibliophile Kostbarkeiten sind ab morgen in der Uni-Bibliothek zu bewundern.

 Rosemarie Kelter stiftete die Erstausgaben wertvoller Bücher. Foto: Iris Maurer

Rosemarie Kelter stiftete die Erstausgaben wertvoller Bücher. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

"Ich wollte, dass die Bücher in die richtigen Hände kommen", erklärt Rosemarie Kelter ihre großzügige Stiftung an die Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek. Im vergangenen Jahr vermachte sie 300 Bücher, die ihr Mann Rainer Maria Kelter gesammelt hat, der Bibliothek, wo sie ab morgen in einer Ausstellung erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Die Werke, um die es sich handelt, sind nicht irgendwelche modernen Bücher, sondern bibliophile Kostbarkeiten. Es sind Erstausgaben von Werken der französischen Romantik aus dem 19. Jahrhundert. Darunter befinden sich Werke von Honoré de Balzac , Alexandre Dumas , Victor Hugo oder auch Johann Wolfgang von Goethe oder Daniel Defoe. Sie wurden von berühmten Künstlern wie Honoré Daumier , Gustave Doré oder Grandville mit edlen Lithographien illustriert. "Und die Bücher sind in einem hervorragenden Zustand", sagt die Witwe des Sammlers. Dann erzählt sie, wie es zu der Sammlung gekommen ist. "Mein Mann hat über Jahrzehnte Bücher gesammelt, das war keine Leidenschaft, das war seine Obsession."

Der Philologe, der Lehrer am Albert-Einstein-Gymnasium in Völklingen war, war ein Büchernarr und hat in seiner ganzen Freizeit gelesen oder in das Sammeln von Büchern investiert. "Er hatte richtiges Jagdfieber. Er sammelte Kataloge und war mit anderen Bücherfreunden weltweit in Kontakt", erzählt Rosemarie Kelter, die selbst Philologin ist und in vielen Beiräten sehr aktiv ist.

Einer, der auch Bücher sammelt, ist Reinhard Klimmt . Er war es dann auch, der Rosemarie Kelter nach dem Tod ihres Mannes half und die über 2000 Bücher sichtete, die Rainer Maria Kelter hinterließ. "Viele kamen in die Buchhandlung St. Johann. Aber die schönsten habe ich dann der Universitätsbibliothek gestiftet", sagt sie. Auch diesen Kontakt hat Klimmt für sie hergestellt. "Dort war man sehr froh." Rosemarie Kelter ist erleichtert, dass diese bibliophilen Werke nun sicher untergebracht sind und geschätzt werden.

Über den Wert hat sie sich nur wenig Gedanken gemacht. "Obwohl es nur Erstausgaben sind, ist es sehr, sehr schwierig, den Wert zu ermitteln. Außerdem wollte ich damit kein Geld verdienen." Stattdessen berichtet sie, wie ihr Mann früher nach Paris gefahren ist, um neue Schätze zu finden. "Er ist mit leeren Koffern hin und kam mit vollen Koffern zurück", erzählt sie und lacht.

Selbst die Restauration der Blätter hat ihr Mann im Laufe der Zeit selbst übernommen. "Er hat die Blätter ganz vorsichtig gesäubert, dann hier im Haus mit einer Druckerpresse gepresst und in Paris wieder binden lassen, sogar mit den alten Stempeln."

"Sehr geistreich und phantastisch. Französische Buchillustrationen des 19. Jahrhunderts aus der Sammlung Rainer Maria Kelter": Ausstellung in der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek (SULB) in Zusammenarbeit mit Reinhard Klimmt und Rosemarie Kelter. Eröffnung am Dienstag, 27. Oktober, 17 Uhr, in der SULB, Gebäude B1 1. Geöffnet bis zum 30. Januar 2016.

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