Das Lächeln der alten Dame

Dudweiler · 24 Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule Dudweiler engagierten sich in einem Projekt, das Generationen zusammenbringt. Die Neuntklässler verbrachten ihre Zeit mit Seniorinnen und Senioren.

 Dies sind einige der engagierten Schüler auf dem Hof der Gemeinschaftsschule. Foto: Andrea Wille

Dies sind einige der engagierten Schüler auf dem Hof der Gemeinschaftsschule. Foto: Andrea Wille

Foto: Andrea Wille

"Einer der schönsten Momente war für mich das Lächeln der alten Dame, als sie mich ins Zimmer kommen sah", erinnert sich Francesco Render. Er ist einer der 24 Neuntklässler, die an einem außergwöhnlichen Projekt im Fach Religion an der Gemeinschaftsschule Dudweiler teilgenommen haben. Der einstündige Religionsunterricht wurde für rund zehn Wochen nach draußen verlegt und die Jugendlichen bekamen den Auftrag, sich mit einer Person über 65 Jahren mindestens fünf Mal zu treffen und Zeit mit ihr zu verbringen.

"Während des Projekts stand ich den Schülerinnen und Schülern als Beraterin zur Seite", erklärt die Religionslehrerin Elisabeth Haupenthal. "Das Projekt habe ich in ähnlicher Form an der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden kennengelernt, die Begeisterung der dort teilnehmenden Schüler und Schülerinnen war ansteckend."

Im Vorfeld hatten die Jugendlichen gemeinsam Ideen erarbeitetet, was sie bei den Treffen mit den Senioren alles unternehmen könnten. Es sollte vor allem die gute und gemeinsam verbrachte Zeit im Mittelpunkt stehen. So wurde zum Beispiel zusammen gekocht und gebacken, erzählt und Fotos geschaut, und man reparierte auch mal gemeinsam kleinere Dinge im Haushalt oder kehrte die Straße. Eine Rollstuhlfahrerin kam mit ihrer Begleitung Svenja Jebing endlich mal wieder zu einem Stadtbummel. Als Erinnerung und Beleg für ihre Treffen standen am Ende Portfolios, in denen die Schüler Gespräche und Aktivitäten in Wort und Bild dokumentierten.

Für die Jugendlichen war dieser ,,angewandte" Religionsunterricht offenbar eine gute Erfahrung, so die Schulleitung: ,,Alle sind der Meinung, dass ein solches Projekt wiederholt und vielleicht sogar auf andere Fächer ausgeweitet werden sollte." Schülerin Desiree Schneider etwa meint: "Früher hatte ich ein ganz anderes Bild von älteren Menschen. Ich weiß jetzt, dass sie sehr liebevoll sein können. Ein ganz besonderer Moment war für mich, als wir zusammen gesessen haben und Anita Neis von ihrer Familie und von früheren Zeiten erzählte."

Auch Celine Grewenig fand es interessant zu erfahren, wie ältere Menschen leben und was sie zu erzählen haben, denn: "Sie schließen einen schnell in ihr Herz."

Auch bei den älteren Projektpartnern ist das Echo sehr positiv. Justine Bettinger erinnert sich ebenso gerne an die Zeit mit ,,ihrer" Schülerin: "Michelle ist besser als jede Tablette", meint sie, "wir hatten eine tolle Zeit, wir konnten viel zusammen erleben. Solche Projekte sollte es öfters geben, denn alte und junge Menschen kommen sich so näher."

Auch Elke Schmidt ist der Meinung, dass das Projekt "auf jeden Fall wiederholt werden sollte. Die älteren Leute, die ja oft allein sind, freuen sich sehr über Abwechslung". Ihr Mann Heinz Schmidt ergänzt: "Es hat viel Spaß gemacht. Wir haben uns sehr über die Besuche von Melanie Lang gefreut."

Günther Pinkel findet den Religionsunterricht zwar wichtig, da er "Informationen über Religionen und auch über Sekten vermittelt und den Jugendlichen Halt geben kann." Der Vorteil des Projekts liege aber darin, dass es "den realen Bezug zum Leben herstellt". "Seine" Projektpartnerin, Marie-Sophie Kratz, hat die Zeit sehr genossen und meint: "Ein ganz besonderer Moment war für mich, als mir Herr Pinkel erzählte, was er im Krieg erlebt hat. Das hat mich sehr beeindruckt."

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