"Das kostet ja nicht die Welt"

Saarbrücken. Mit dem typischen Klang fällt die messingfarbene Münze auf den Teller, als Andreas Kaiser die Toilette in der Europa-Galerie verlässt. In der Saarbrücker City müssen die Besucher der Europa-Galerie für die Toilettenbenutzung zahlen, 50 Cent werden beim Verlassen der sanitären Einrichtungen von Erwachsenen verlangt

Saarbrücken. Mit dem typischen Klang fällt die messingfarbene Münze auf den Teller, als Andreas Kaiser die Toilette in der Europa-Galerie verlässt. In der Saarbrücker City müssen die Besucher der Europa-Galerie für die Toilettenbenutzung zahlen, 50 Cent werden beim Verlassen der sanitären Einrichtungen von Erwachsenen verlangt. Ähnlich sieht es in den anderen größeren Kaufhäusern in der Innenstadt aus. Im Karstadt ist allerdings keine Benutzungsgebühr festgesetzt. "Gib, was du magst", sagt die Toilettenfrau. Meistens klingeln dann einige "Groschen", ein Zwanzig- oder Fünfzig-Cent-Stück auf dem Teller.In der Galeria Kaufhof liegt die Toilette im Restaurant-Bereich. Dort bittet ein Teller auf einem Tisch stumm um eine Spende.

Die Türen der modernen Toilettenhäuschen in der Saarbrücker Innenstadt außerhalb der Geschäfte - etwa am Diskonto-Haus - öffnen sich erst, wenn man Münzen eingeworfen hat. 25 Cent kostet die Nutzung laut Aushang. In den Münzschlitz kann man auch eine Euromünze werfen, allerdings gibt der Öffnungsautomat kein Geld zurück.

Gänzlich unpraktikabel erscheint vielen, die zur Toilette müssen, die Lösung am Eurobahnhof. Dort müssen im Voraus 50 Cent in einen Automaten geworfen werden, damit das mannshohe Drehkreuz den Weg zu den Örtlichkeiten freigibt. "Mit Koffern kommt man da niemals durch, und alleine lasse ich die hier sicher nicht stehen", sagt Bernd Meier. An Fernreisende habe man bei dieser Lösung nicht gedacht. "Wenn kein Bekannter dabei ist, der auf das Gepäck achten kann, muss man dann extra für den Toilettengang ein Schließfach mieten - unmöglich", findet er.

Zurück zu den Geschäften in der City. Für den Angestellten Andreas Kaiser ist es kein Problem, für die Toilettennutzung zu zahlen: "Wenn ich dafür eine saubere Toilette vorfinde, in der vom Klopapier bis zur Seife immer alles vorrätig ist, dann zahle ich diesen Obulus gerne." Zumal es in der Europa-Galerie im Gegenzug einen Wertbon für den gleichen Betrag gibt, der nachher beim Einkauf in einigen Geschäften eingelöst werden kann.

Kinder, Eltern mit Kindern und Menschen mit Behinderung dürfen die Toiletten kostenlos benutzen. "Eine faire Lösung", meint Sekretärin Maria Hell. "Schließlich können Kinder es kaum kontrollieren und überraschen einen von einem Augenblick auf den nächsten - meist im unpassendsten Moment", begründet sie.

"Meine Eltern haben mir schon als Kind immer Kleingeld mitgegeben, wenn ich irgendwo auf eine öffentliche Toilette musste", erinnert sich Marlies Zimmer. "Ein oder zwei Groschen, später einen Fünfziger, sie sagten dann immer: Das ist für die Klofrau", fährt sie fort. Deshalb hält sie es für selbstverständlich, beim Verlassen des stillen Örtchens einen kleinen Betrag zu hinterlassen: "Das kostet doch nicht die Welt, und das Personal muss ja auch von irgendwas leben."

Zurück zu den Wertbons. Für Ärger sorgt bei dem einen oder anderen Kunden die Tatsache, dass nicht alle Geschäfte im neuen Saarbrücker Konsumtempel, diese Wertbons einlösen. "Das Gesetz schreibt uns vor, dass wir sanitäre Bereiche vorhalten müssen", erklärt Center-Manager Serge Micarelli auf Nachfrage der Saarbrücker Zeitung.

Die Toiletten lässt das Center-Management von der Firma Sanifair unterhalten, die auch das Recht habe, Geld von den Nutzern zu verlangen. Derzeit würden sich allerdings nur wenige Geschäfte am eingeführten Wertbon-System beteiligen. Schon bald sollen es aber mehr sein. Micarelli hofft, dass dann etwa 40 Geschäfte mitmachen.

Seit einigen Jahren ist der Toilettengang im Saarbasar, dem Saarland-Einkaufs-Centrum am Eschberg, übrigens komplett kostenfrei. "Ein toller Service am Kunden", meint Saarbasar-Kunde Peter Zimmer.

"Wenn ich dafür eine saubere Toilette vorfinde, in der vom Klopapier bis zur Seife immer alles vorrätig ist, dann zahle ich diesen Obulus gerne."

Andreas Kaiser

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