Das Frühjahr hat alles verdorben

Regionalverband · So schlecht wie in diesem Jahr kam schon lange keine Keltersaison mehr daher. 4200 statt 11 500 Liter Apfelsaft in Bischmisheim, nur 800 Kilo Äpfel statt zehn Tonnen in Ludweiler: Die Gartenbauvereine stehen regelrecht unter Schock.

 Gerhard Deutsch vor der etwa 80 Jahre alten Packpresse, mit der in Bischmisheim heute noch Apfelsaft gepresst wird. Foto: Lehmann

Gerhard Deutsch vor der etwa 80 Jahre alten Packpresse, mit der in Bischmisheim heute noch Apfelsaft gepresst wird. Foto: Lehmann

Foto: Lehmann

Genau wie das Erntejahr war auch das Kelterjahr 2016 für die Obst- und Gartenbauvereine im Regionalverband Saarbrücken unterirdisch. "Das war eines der schlechtesten Kelterjahre seit langem. Aber das war im Sommer schon fast abzusehen", sagt Gerhard Deutsch, der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Bischmisheim.

Am vergangenen Donnerstag haben die Bischmisheimer ihr Kelterhaus in der Hochstraße zum letzten Mal in diesem Jahr gereinigt und damit die Saison beendet. "Wir haben in diesem Herbst aus 6400 Kilogramm Äpfeln 4200 Liter Saft gekeltert. Voriges Jahr waren es 18 000 Kilo und 11 500 Liter", sagt Gerhard Deutsch weiter.

Im Kelterhaus des Obst- und Gartenbauvereins Ludweiler war die Situation noch schlimmer. "Normalerweise haben wir im Schnitt so etwa zehn Tonnen Äpfel im Jahr, die wir zu Saft verarbeiten. In diesem Jahr waren es gerade einmal 800 Kilo. Wir haben nur an zwei Tagen gekeltert", berichtet Ferdinand Lorig, der Vorsitzende in Ludweiler.

Grund für die schlechte Keltersaison war die schlechte Ernte, bedingt durch eine schlechte Blütephase im Frühjahr. Grundsätzlich erzählt Lorig aber von einem Trend hin zum eigenen Saft. "Wir konnten in den vergangenen Jahren viele junge Familien mit Kindern begrüßen, die uns ihre Äpfel brachten und ihren eigenen Saft wollten. Wenn man erst einmal auf den Geschmack gekommen ist, dann weiß man den eigenen Saft zu schätzen", sagt Lorig.

Der Obst- und Gartenbauverein St. Arnual hat in diesem Jahr seine Kelterei gar nicht erst geöffnet, und in Ensheim wurde die Saison frühzeitig beendet. Auch in Bischmisheim war zwischendurch geschlossen. "Wir haben uns einfach auf weniger Tage konzentriert. Man muss wissen, dass man nach jedem Keltertag mit einer Reinigung von etwa zweieinhalb Stunden rechnen muss. Und bei 100 Kilogramm Äpfel lohnt sich das nicht", sagt Gerhard Deutsch, der allerdings nicht nur die schlechte Ernte für die magere Keltersaison verantwortlich macht.

"Es gab auf unseren Feldern durchaus Apfelbäume, die voll mit Früchten hingen, aber nicht abgeerntet wurden. Diesen Trend beobachten wir in den letzten Jahren immer mehr. Wenn wir wissen, dass Leute zu alt für die Ernte geworden sind, fragen wir sie und übernehmen die Ernte. Ich vermute, dass das in den kommenden Jahren immer häufiger der Fall sein wird", sagt der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Bischmisheim, der allerdings guter Hoffnung für 2017 ist. "Es gibt nur ganz selten zwei schlechte Jahre in Folge, zwei gute Jahre in Folge gibt es viel häufiger. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass die Obsternte bald wieder deutlich besser ausfallen wird als in diesem", sagt Gerhard Deutsch.

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