Das Baby als Inspiration

Saarbrücken. "Kinderszenen" sollte eigentlich bereits bei der Saarbrücker Sommermusik 2008 das Bühnenlicht erblicken - daher auch das zum letzten Festivaljahrgang passende Schumann-Thema. Doch das Projekt musste verschoben werden. Am heutigen Freitag um 20 Uhr ist es nun soweit

Saarbrücken. "Kinderszenen" sollte eigentlich bereits bei der Saarbrücker Sommermusik 2008 das Bühnenlicht erblicken - daher auch das zum letzten Festivaljahrgang passende Schumann-Thema. Doch das Projekt musste verschoben werden.

Am heutigen Freitag um 20 Uhr ist es nun soweit. Ein internationales Ensemble wird die groß angelegte optische und akustische Performance aus Gesang, Instrumentalmusik, Tanz und Fotografie im Kleinen Theater im Rathaus zum Leben erwecken.

Für die Musik zeichnet der bekannte saarländische Jazzgitarrist Roland "Ro" Gebhardt verantwortlich. Den roten Faden bilden dessen Bearbeitungen von Stücken aus Robert Schumanns illustrem Klavierzyklus "Kinderszenen" und eigene Noten Gebhardts. "Stilistisch gesehen sind sowohl die Musik als auch der Tanz so angelegt, dass die ganze Bandbreite von traditionell bis avantgardistisch dazu benutzt wird, Höhepunkte zu schaffen", sagt Gebhardt, "Improvisation wechselt sich ab mit Auskomponiertem." Die musikalische Bandbreite reiche von "NuJazz", Latin, Pop-Rock-Fusion bis zu elektronischen Sounds.

"Wir haben drei Musikstücke in Bewegung und Tanz umgesetzt: ,Kind im Einschlummern' und ,Haschemann' von Schumann sowie ,Abraxas' von Gebhardt", erläutert die in Wien ausgebildete Tänzerin und Tanzpädagogin Eva Lajko, Gründerin des Saarbrücker Tanztheaters Mutanth. Der Tanz sei durch Improvisation entstanden, mit einem besonderen Augenmerk auf Authentizität, Einfachheit und Klarheit.

Als Inspirationsquelle diente nicht zuletzt das wirkliche Leben: Bewegungen eines Babys beim Einschlafen und spielende Kinder wurden "beobachtet, nachgemacht und in Tanz umgesetzt".

Die komplexeste Arbeit sei "Abraxas" gewesen, gehe es doch in Gebhardts Komposition "um ungeborene Leben, die durch Abtreibung oder Kriegsgewalt nie geboren wurden", betont Eva Lajko. "In der Improvisation haben wir die Figur einer Fischerin gefunden, die im Krieg vergewaltigt und dadurch ungewollt schwanger wurde. Verzweifelt treibt sie ihr Kind ab und muss ihr Land verlassen, da sie als vergewaltigte und geschwängerte Frau ihr Ansehen verloren hat." Somit brächten die drei Choreographien "sehr unterschiedliche Stimmungen und Bewegungsdynamiken mit sich."

Regie bei "Kinderszenen" führt der aus Südamerika stammende Schauspieler, Regisseur und Theaterpädagoge Miguel Bejarano Bolívar, seines Zeichens Lajko-Kompagnon bei Mutanth. Mit Bolívar, Lajko (Tanz), Gebhardt (Gitarre, Loopstation) mit von der Partie sind: Eva Cajun (Gesang; aus Berlin), Michael Lehmann (Licht; Saarbrücken), Phil Donkin (Bass; London) und Tobias Backhaus (Schlagzeug; Berlin). Die Fotos stammen von Antje Rickel und Bob Blumenthal (New York). uhr

Heute, 20 Uhr, Theater im Rathaus: Performance "Kinderszenen". Eintritt frei.

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