Cora-Eppstein-Platz für St. Johann

Saarbrücken · Eppstein? Brandmüller? Evangelisch-Kirchplatz? Oder besser gar kein Name? Der Bezirksrat Mitte tat sich bei der Benennung der adresslosen Fläche an der ehemaligen evangelischen Kirche in St. Johann schwer. Die Wahl fiel dann doch auf Cora-Eppstein-Platz.

 Der Platz an der ehemaligen evangelischen Kirche St. Johann, soll demnächst zum Cora-Eppstein-Platz umbenannt werden. Foto: Becker&Bredel

Der Platz an der ehemaligen evangelischen Kirche St. Johann, soll demnächst zum Cora-Eppstein-Platz umbenannt werden. Foto: Becker&Bredel

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Cora Eppstein war Gewerkschafterin, Widerstandskämpferin, Kommunistin, Künstlerin. 1900 als Tochter einer jüdischen Familie in Metz geboren, wuchs sie an der Saar auf und wurde in Saarbrücken in Gesang ausgebildet. Nach dem verlorenen Abstimmungskampf 1935 (die Saar ging "heim ins Reich") flüchtete sie vor den Nationalsozialisten nach Frankreich und starb dort 1939. Bezirksbürgermeisterin Christa Piper (SPD ) war es, die eine Würdigung der Verdienste Cora Eppsteins jetzt - am 80. Jahrestag der Saarabstimmung und der aktuelle Diskussion um Flüchtlingsströme - für angemessen hielt. Sie schlug dem Bezirksrat Mitte vor, die Fläche an der alten evangelischen Kirche in St. Johann (zwischen Kronenstraße und Evangelisch-Kirchstraße) nach Cora Eppstein zu nennen.

CDU und Andrea Schrickel (Grüne) wandten ein, dass der adressenlose Platz bislang ohne Namen ausgekommen sei und es keine Notwendigkeit gebe, das zu ändern. Daniel Wagner (CDU ) zweifelte Vorbildfunktion und historische Bedeutung einer Frau mit "bewegtem Leben weitgehend im Dunkeln" an. Seine Äußerung , dass Cora Eppstein "nichts Bedeutendes für Saarbrücken geleistet" habe, wurde später von Fraktionskollegen Joachim Radewahn relativiert, indem er "Respekt" für sie bekundete. So lange ein Euthanasiearzt Ehrenbürger und Straßen nach "Nationalisten" benannt seien, erlaube sie sich, Gegenvorschläge wie "Cora-Eppstein-Platz" zu machen, reagierte Bezirksbürgermeisterin Christa Piper auf den Hinweis Radewahns, man könne doch auch Widerstandskämpfer aus dem bürgerlichen Milieu statt bekennende Kommunisten nehmen.

Die Christdemokraten brachten den kürzlich verstorbenen Organisten und Hochschullehrer Theo Brandmüller als Namensgeber für den Platz in die Diskussion. Die Bürgermeisterin versprach, dem verdienten Professor Brandmüller bei nächstbester Gelegenheit im Bereich der Musikhochschule eine öffentliche Fläche zu widmen. So zog die CDU den Antrag "Brandmüller" zurück, schlug dann aber doch die Benennung in Evangelisch-Kirchplatz vor. Da stimmte aber lediglich die FDP mit, deren Vertreterin Marie Bender - unwidersprochen - von "unsäglicher Diskussion" sprach. Andrea Schrickel erinnerte an "früher", wo es üblich gewesen sei, bei Straßennamen durch Vorgespräche gute Lösungen zu finden. Sie regte an, Brunnen mit den Namen ehrenwerter Persönlichkeiten zu versehen. SPD , Linke, Pirat und zwei Grüne stimmten für Cora-Eppstein-Platz, CDU , FDP und Andrea Schrickel mit Nein.

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