Charlotte läuft einfach los

Bübingen. Manchmal ist einfach der Wurm drin. Dann zwackt das Knie, jeder Muskel meldet sein Dasein und die Motivation ist im Keller. Das kann Hobbyläufern schnell auf die Nerven gehen: "Eine Freundin und ich haben es beim letzten Training wohl ein wenig übertrieben. Wir sind anschließend noch weiter gelaufen. Das war wohl zu viel", erklärt Sigi Dani, 26

Bübingen. Manchmal ist einfach der Wurm drin. Dann zwackt das Knie, jeder Muskel meldet sein Dasein und die Motivation ist im Keller. Das kann Hobbyläufern schnell auf die Nerven gehen: "Eine Freundin und ich haben es beim letzten Training wohl ein wenig übertrieben. Wir sind anschließend noch weiter gelaufen. Das war wohl zu viel", erklärt Sigi Dani, 26. Die Teilnehmerin der Aktion "SZ macht fit", die die Saarbrücker Zeitung zusammen mit dem Laufverein Run4Fun Bübingen veranstaltet, klagte anschließend über ein dickes Knie. Charlotte "Lotti" Schwambach ist das alles egal. Mit ihren sechs Jahren ist sie die Jüngste im Team und der Star der SZ-Gruppe. Lotti macht sich keine Gedanken, läuft einfach los und hat sichtlichen Spaß an dem Ausdauersport. "Zum ersten Mal an einem Bambini-Lauf teilgenommen hat sie mit zwei Jahren", erklärt Papa und Run4Fun-Lauftrainer Armin Schwambach: "Das waren 400 Meter beim Saarspektakel. Ansonsten läuft sie in jedem Jahr beim Saarlouiser Altstadtlauf die Kinderrunde mit." Bei Charlotte siegt immer wieder die Motivation. Mit der müssen die Teilnehmer in der fünften Laufwoche von "SZ macht fit" gelegentlich kämpfen. Trainiert wird nach einem speziellen Konditionsplan. Mittlerweile sind die Teilnehmer 28 Laufminuten pro Trainingseinheit unterwegs: "Ich konnte aus beruflichen Gründen nicht an allen Terminen teilnehmen, habe mich aber überwinden können und Verpasstes nachgeholt", erzählt die Saarbrückerin Claudia Bock, 39, zufrieden. "Unsere Gruppe ist motiviert bei der Sache. Alle scheinen glücklich dabei zu sein", fasst Run4Fun-Lauftrainer Franz Höner die Stimmung im Team zusammen. Liegt das vielleicht an den Glückshormonen, den Endorphinen, die beim Laufen ausgeschüttet werden? Höner zwinkert mit dem Auge: "Dafür sind wir noch nicht lange genug unterwegs. Das so genannte 'Runner's High' ist ein schmerzfreier und euphorischer Gemütszustand, den man erst nach ungefähr 60 Minuten erreicht." Weiter zieht sich der Teilnehmer-Tross durch den Wald bei Bübingen. Das Trainingswetter scheint zum Laufen ideal zu sein: es ist trocken und nicht zu warm. Doch so mancher sehnt sich nach einer kalten Erfrischung: "Momentan ist es wieder sehr stark Mode, normales Wasser nach dem Laufen zu sich zu nehmen, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen", erklärt Franz Höner: "Joggen mit der Flasche bringt bei Anfängern nichts. Nur wer länger als eine Stunde laufend unterwegs ist, sollte trinken." Zwar schwitzt der Körper, doch wer bereits bei kurzen Distanzen, etwa im Hochsommer, eine Flasche in der Hand mit sich herumträgt, tut zu viel des Guten. Denn der Körper übersteht problemlos eine Dreiviertelstunde Joggen ohne Getränkeaufnahme ohne Einschränkung von Leistung oder Gesundheit. "Viel wichtiger ist es, dass man den ganzen Tag über regelmäßig Flüssigkeit zu sich nimmt."

HintergrundDer Weg zum "Runner's High". Experten sind sich einig: Laufen macht glücklich, Laufen macht den Kopf frei, pumpt Sauerstoff in die Zellen und passionierte Jogger und Walker fühlen sich anschließend einfach großartig. Oft liest man von diesem so genannten "Runner's High", dem Hochgefühl durch körpereigene Glückshormone, die beim Laufen ausgeschüttet werden. Forscher der Unikliniken Bonn und München konnten die Botenstoffe im Gehirn von Marathon- und anderen Ausdauerläufern nachweisen. Doch wie sieht es mit Freizeitjoggern und -walkern aus? "Der Körper schüttet die so genannten Glückshormone nur bei sehr extremen Belastungen wie Marathonläufen aus", erklärt der Hamburger Diplom-Psychologe Frank Meiners. "Selbst wenn der Hormonrausch ausbleibt: Glücklich macht Ausdauersport trotzdem. Allein das Gefühl, sich zum Sport aufgerafft zu haben, sorgt bereits für gute Laune." Regelmäßiges Training lasse außerdem Fettpolster schmelzen und kräftige die Muskeln, was einen zusätzlichen Motivationsschub auslöst, denn das Körperbewusstsein wird gesteigert. Weiteres Plus des schnellen Ausdauersports: "Regelmäßiges Laufen baut die Stresshormone Adrenalin und Cortisol ab", erklärt Meiners. "Es kurbelt die Lebensfreude an, Ärger und Stress werden besser abgebaut. Und es steigert das Selbstwertgefühl. Dies verringert sogar depressive Verstimmungen." chm

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