Chaos-Tage oder das Wunder von Saarbrücken?

Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir: ,Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen!' Und ich lachte und war froh – denn es kam schlimmer.“ Diese Szene aus einem etwas älteren Programm des Komikers Otto Waalkes ist mir diese Woche in den Sinn gekommen.

Und zwar nachdem ich es durch die Dauerbaustelle in der Eisenbahnstraße in die SZ-Redaktion geschafft hatte, um mich dort mit den Unterlagen zum Umbau der Wilhelm-Heinrich-Brücke zu beschäftigen.

Die soll zwischen Anfang August und Ende Oktober saniert werden. Lärmmindernder Asphalt, neues Geländer, neue Aufteilung der Fahrspuren für Auto- und Radfahrer - und das in drei Monaten. Das klappt, sagt Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer. Das klappt nicht, sagt die Erfahrung mit Saarbrücker Bauprojekten.

Aus der Erinnerung steigt der Ostspangenkreisel auf. Da wurde ewig gebaut. Und an der neuen Promenade werden bis heute immer wieder Mängel entdeckt und ausgebessert. Der vor nicht allzu langer Zeit erst in Betrieb genommene Aufzug zum Beispiel ist schon wieder außer Betrieb. Und in der Dudweilerstraße wird der grade fertiggestellte neue Taxitstand schon wieder aufgebuddelt.

In allen Stadtteilen wissen die Saarbrücker von Baustellen zu erzählen, die ziemlich lange ziemlich nervig waren oder sind.

Und da sollen die Bauarbeiter ausgerechnet auf der Wilhelm-Heinrich-Brücke nur einen Sommer tanzen? Hoffnung ist nicht strafbar. Und Wunder gibt es immer wieder. Warum sollte die Baudezernentin also nicht richtig liegen, wenn sie sagt, dass es gelingen wird, das Chaos in Grenzen zu halten. Sie hat ja gute Argumente. Der Hinweis, dass in der Brücke keine Kanäle und Leitungen liegen, die für böse Überraschungen und Verzögerungen führen können, macht zum Beispiel Mut. Und dann schwärmt die Baudezernentin ja auch noch von diesem neuen Verfahren, mit dem Beläge wesentlich schneller erneuert werden können als bisher.

Ein neues Verfahren? Der "Wenn das mal gut geht"-Gedanke könnte auch die Chaos-Theorie stärken. Wir sollten trotzdem lachen und froh sein. Denn wenn wir weinen und mit den Zähnen knirschen, gibt es auch nicht weniger Chaos.

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