CDU bietet Commerçon die Stirn

Saarbrücken · Der Erlass von Bildungsminister Commerçon (SPD) sei nicht „praktikabel, vergleichbar und rechtssicher“, kritisiert die CDU-Landtagsfraktion. Den Notenspiegel abzuschaffen, hält die CDU für einen Fehler.

 Der Erlass von Bildungsminister Commerçon (SPD), Referate den Klassenarbeiten gleichzustellen, ist umstritten. Foto: dpa

Der Erlass von Bildungsminister Commerçon (SPD), Referate den Klassenarbeiten gleichzustellen, ist umstritten. Foto: dpa

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Der Erlass des saarländischen Bildungsministers Ulrich Commerçon (SPD ), der Referate den Klassenarbeiten gleichstellt, stößt beim Koalitionspartner CDU auf wenig Gegenliebe. Er sieht unter anderem vor, dass Schüler ihre Leistung nicht nur bei Klassenarbeiten, sondern alternativ auch mit Referaten oder der Teilnahme an Wettbewerben unter Beweis stellen können (die SZ berichtete). Damit, so das Ministerium, solle die individuelle Kompetenz der einzelnen Schüler stärker berücksichtigt werden - insbesondere vor dem Hintergrund der Inklusion. Für die Grundschulen gilt der Erlass bereits, im nächsten Jahr sollen die weiterführenden Schulen folgen.

Die CDU-Landtagsfraktion sieht aber noch Nachbesserungsbedarf und machte gestern ein entsprechendes Thesenpapier öffentlich. Der Erlass sei nicht "praktikabel, vergleichbar und rechtssicher", kritisierte die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Gisela Rink . "Für uns ist wichtig, dass Wesentliches geregelt wird, aber trotzdem pädagogische Freiheiten bleiben." In ihrem Papier fordert die Fraktion unter anderem, für jede Schulform einen eigenen Erlass zu verfassen. Nur so ließen sich die Besonderheiten der jeweiligen Schulform berücksichtigen. Dass zur Benotung nun nicht nur Klassenarbeiten, sondern alternativ etwa Referate herangezogen werden, lehnt die CDU zwar nicht grundsätzlich ab, allerdings geht ihr der Erlass zu weit. Um Leistungen gerecht bewerten zu können, müssten sie auch vergleichbar sein. "Daher wollen wir die Klassenarbeiten als die wesentliche Grundlage der Zeugnisnoten festschreiben", sagte Rink. Mindestens zwei Drittel der Zeugnisnote müsse sich aus diesen Klassenarbeiten ergeben. Schüler , die im Rahmen der Inklusion auf einem anderen Niveau unterrichtet werden, seien davon ausgenommen.

Dass der Notenspiegel abgeschafft werden soll, hält die CDU für einen Fehler. "Wir sind der Meinung, dass es notwendig ist, die Leistungen durch Notenspiegel und Vergleichsarbeiten sichtbar zu machen", sagte Rink. Auch die Dokumentationspflicht der Lehrer sieht die CDU skeptisch. Zwar sei es richtig, dass Eltern auf diese Weise Einblick in die Leistungen ihres Kindes erhielten, so Rink, aber: "Unterrichten geht vor Dokumentieren." Die Dokumentationspflichten dürften nicht dazu führen, dass Zeit für den eigentlichen Unterricht verloren gehe.

In ihrem Papier warnt die CDU auch davor, mündliche Leistung und Mitarbeit abzuwerten und plädiert dafür, die Rechtschreibung in allen Fächern bei der Notengebung einzubeziehen. Zudem schlägt die Fraktion vor, auch digitale Kompetenzen bei der Notengebung zu berücksichtigen. Rink kündigte an, die CDU werde das Thema auch zum Gegenstand in Koalitionsverhandlungen machen: "Wir wollen, dass Leistung in den Schulen einen Stellenwert hat, denn wir leben in einer Leistungsgesellschaft."

Commerçons Erlass hatte sowohl Zustimmung als auch Kritik hervorgerufen. So hatte der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband die Änderungen begrüßt, weil durch die Inklusion zunehmend Kinder mit unterschiedlichem Förderbedarf an die Schulen kämen, die nicht in der Lage seien, reguläre Klassenarbeiten zu schreiben. Der Saarländische Philologenverband sah hingegen die Bildungsgerechtigkeit gefährdet, weil die Schüler nicht mehr alle zur gleichen Zeit die gleichen Aufgaben lösen müssten.

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