Butter aus Burkina Faso für die Grubenseife
Bliestal/Saarbrücken · Fair gehandelte, ökozertifizierte Karité-Butter gehört zu den Rohstoffen für Bliesgau-Naturkosmetik – möglich gemacht hat das die Initiative „Endlich Afrika“, eines der Leuchtturmprojekte, mit denen die Landeshauptstadt Saarbrücken im Wettbewerb der deutschen Fair-Trade-Städte den zweiten Platz errang.
Grubenseife Heinz heißt die neueste Kreation, die Doris Kratkey in ihrer kleinen Manufaktur Bliesgau-Naturkosmetik auf dem Bliesransbacher Gut Hartungshof herstellt (siehe Info). Die Seife enthält einen Naturrohstoff, auf den Kratkey besonders stolz ist: Es ist ökozertifizierte Karité-Butter, besser bekannt als Shea-Butter, die die Saarländerin zu den Bedingungen des fairen Handels direkt von einer Frauenkooperative aus Burkina Faso in Westafrika bezieht. "Fair Trade, fairer Handel, bedeutet dabei, dass ein Produkt nicht nur zu einem fairen Preis bezogen wird, sondern auch bei der Produktion selbst Standards, etwa in der Entlohnung und Arbeitssicherheit, eingehalten sind", erklärt Doris Müller. Sie ist Mitbegründerin der Saarbrücker Initiative "Endlich Afrika", die Bliesgauerin Kratkey und Frauenkooperative Ragussi zu Geschäftspartnerinnen machte.
Ein 50-Liter-Fass Butter
Die Initiative "Endlich Afrika", zu der neben Müller drei in Saarbrücken lebende Afrikanerinnen aus Kamerun, Kenia und Burkina Faso gehören, ist eines der Leuchtturmprojekte, mit denen die Landeshauptstadt im Wettbewerb der deutschen Fair-Trade-Städte den zweiten Platz errang. "2009 haben wir uns gesagt, es wird endlich Zeit nach Afrika zu fahren, um uns ein Bild über Fair-Trade-Projekte vor Ort zu machen und so unsere Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu verbessern," erklärt Doris Müller, die sich wie ihre Mitstreiterin zuvor bereits in der Saarbrücker Fair-Trade-Initiative engagierte.
Mit der Burkinerin Aida Kaboré organisierte Müller 2010 eine erste Gruppen-Reise in deren Heimatland. "Wir besuchten dort politisch Verantwortliche und Projekte, die mit den wichtigsten Exportprodukten des Landes zu tun haben, also Baumwolle, Mangos und Karité-Butter", erzählt Müller. Bei einem Seminar des saarländischen Wirtschaftsministeriums, das für eine Kombination aus regionalen mit fair gehandelten Produkten warb, kamen Müller und Kaboré in Kontakt mit der Kosmetik-Produzentin Kratkey. Sie erkannte die Chance, mit Karité-Butter ihre Produkte zu diversifizieren, und hat es gewagt, ein 50-Liter-Fass zu ordern.
Erfolg mit Kunsthandwerk
"Das war mutig, denn die bürokratischen Hürden waren wahnsinnig", erinnert sich Müller. So musste Kratkey etwa die bereits in Burkina Faso als "Bio" zertifizierte Butter nach dem Import erneut mehrfach kostenpflichtig prüfen lassen. Doch es habe sich gelohnt, die Karité-Butter sei von bester Qualität.
Bei der nächsten Burkina-Reise im Jahr darauf war auch Martina Breuer, die Geschäftsführerin des Fairhandelszentrums Süd-West, mit dabei. Breuer wollte einen Lieferanten für faire Stoffe aus Biobaumwolle finden. "Wir machten vor Ort die Bestellung bei einer Genossenschaft klar, doch die konnte wegen organisatorischer Probleme bisher nicht liefern, Bio-Baumwolle war plötzlich knapp", sagt Müller. Dafür wurde man bei fairen Kunsthandwerk-Projekten fündig. Breuer importiert nun Bronze-Skulpturen, Batiken, Kleinmöbel und Lampen aus Kürbissen, die meist über Weltläden zum Endkunden finden.
Die nächste Fahrt nach Burkina Faso, im November 2014, wird die saarländische Zentrale für Produktivität und Technologie (ZPT) organisieren. "Damit wollen wir auch erreichen, dass sich unserer Reisedelegation noch mehr Vertreter aus der Saarwirtschaft anschließen", sagt Müller. Martina Breuer vom Fairhandelszentrum fährt auf jeden Fall wieder mit, um mit der neuen Geschäftsführung der Stoffhersteller zu verhandeln und die internationale Kunsthandwerksmesse zu besuchen. Doris Kratkey will nach burkinischen Herstellern von Hibiskus-Essenzen für ihre Seifen suchen. "Als Nächstes wollen wir auch burkinische Produzenten nach Saarbrücken einladen, um sie hier vorzustellen", erklärt Müller.
Zum Thema:
HintergrundDie Grubenseife Heinz aus dem Saarland wurde im Mai 2013 beim ersten Deutschen Entwicklungstag einer entwicklungspolitisch interessierten Öffentlichkeit vorgestellt. Inzwischen wird Heinz bereits über die saarländische Landesgrenze hinaus nachgefragt. Das Saarbrücker Rathaus verschenkt sie gern an Gäste. Die Grubenseife Heinz besteht aus regionalen Ölen (Leindotteröl, Rapsöl, Mohnöl) des Biosphärenreservats Bliesgau, Wasser aus der Gräfin-Mariannen-Quelle, Kakaobutter, Iriswurzel und aus fair gehandelter Karité-Butter der Frauenkooperative Ragussi aus Burkina Faso sowie sonstigen Zutaten - alle in Bioqualität. Ihre schwarze Farbe verdankt sie dem Zusatz von medizinischer Kohle. sbu