Buspläne: Chef-Genehmiger ist „sehr skeptisch“

St Wendel/Saarbrücken · Wenn sich Busunternehmer Behles an den Flächentarif seiner Branche hält und eventuelle Kinderkrankheiten ausmerzt, dann sind die meisten Kommunalpolitiker in Freisen und Marpingen zufrieden. Dann kann das neue Liniennetz kommen.

Der Privatanbieter Behles will das komplette Busliniennetz einer ganzen Region bewerkstelligen - ohne die ansonst obligatorischen Staatszuschüsse. Kann das gutgehen? Dieses Ansinnen beäugt Adalbert Ott äußerst kritisch. Und das tut der Geschäftsführer der Verkehrsmanagement-Gesellschaft Saar (VGS) nicht per se, weil es sich um ein "landesweites Novum" handeln würde. Bislang stellt die Finanzierzung der Routen im ländlichen Raum in der Regel eine Mischkalkulation aus Einnahmen durch Fahrkartenverkauf sowie Subventionen durch Land, Kreis und Kommunen dar.

Wie der 60-Jährige sagt, gebe es gewinnbringende Strecken. Sein Beispiel außerhalb des St. Wendeler Landes: "Die Busverbindung Homburg - Zweibrücken trägt sich." Aber in den Randzeiten am frühen Morgen und in den späten Abendstunden seien viele nicht kostendeckend. Sie seien auf Geld des öffentlichen Haushalts angewiesen, sollen sie nicht eingestampft werden.

Für Ott in der Tat kein Grund, auf jene Angebote gänzlich zu verzichten. Denn: "Wir alle wollen ordentliche Verbindungen haben." Darum "bedauern wir es, weil es mit dem Angebot keine Verbesserungen geben wird". Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) könne nicht gestärkt werden, "indem wir ihm Geld entziehen". Ott hält deshalb das Votum des Tholeyer Gemeinderates gegen die Behles-Pläne für eine "mutige Entscheidung". Viele Kommunalpolitiker sähen nur den Sparzwang, ohne die Konsequenzen zu beachten. Die sehen für Ott folgendermaßen aus, sollte Behles den Zuschlag erhalten: "Das tut dem ein oder anderen Buskunden weh." Denn damit werde das Streckenangebot sicherlich nicht besser. Ott: "Ich sehe die Sache sehr skeptisch."

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saarbruecker zeitung.wndSollte die Verkehrsmanagement-Gesellschaft Saar (VGS) das Angebot des Busbetreibers Behles akzeptieren, ist Marpingens Gemeinderat damit einverstanden. Das Gremium stimmte im Großen und Ganzen dem Vorschlag zu. Allerdings forderte SPD-Fraktionschef Volker Weber, die Tariftreue für Busfahrer einzuhalten und bei Bedarf die Pläne um weitere Strecken zu ergänzen. Ansonsten seien die Sozialdemokraten sowie Linke für den Vorschlag. Sein CDU-Kollege Bernd Müller ließ wissen, dass seine Fraktion zustimme. Allerdings sollte die Marpinger Firma Schmidt als Subunternehmer ebenfalls Strecken im St. Wendeler Land bedienen.

Zufrieden ist auch Freisens Gemeinderat. Er segnete das Konzept Montagabend einstimmig ab. "Ab 2016 haben wir einen Öffentlichen Personennahverkehr, der diesen Namen verdient", sagte Bürgermeister Karl-Josef Scheer (SPD). So verschwänden große Busse aus den Wohngebieten, was sich Bürger längst wünschten. Zudem erhielten viele Ortsteile bessere Anschlüsse nach St. Wendel. Beispiel Freisen und Oberkirchen: Die Fahrtzeit zur Kreisstadt betrage ab dann weniger als 30 Minuten. So urteilt Gerald Linn (SPD): "Für die Dörfer ist der neue Plan eine deutliche Verbesserung zur Ist-Situation." Drei Punkte allerdings wolle der Rat mit dem Busunternehmer klären. Linn: "Wir könnten uns Verbesserungen bei der Anbindung des Weiselbergbades und Schwarzerdens vorstellen." Gerd Bonenberger (CDU) brachte Grügelborn ins Gespräch. Gerade für jüngere Leute sollte es freitagsabends besser nach St. Wendel gehen. Eine Linie ende in Urweiler, eine andere führe an Grügelborn vorbei. "Das soll geprüft werden."

Beide Gemeinden sparten nach Angaben der St. Wendeler Kreisverwaltung, sollte das Konzept von der VGS genehmigt werden. Freisen behalte rund 48 000 Euro ein, die bislang jährlich an Subventionen für den Linienbetrieb fließen. In Marpingen seien es sogar 115 000 Euro.

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StichwortVGS: Die Verkehrsmanagement-Gesellschaft Saar ist für die Genehmigung von Streckenplänen im Land zuständig. Sie müssen im Nahverkehrskonzept der Grundversorgung (bedarfsgerecht) entsprechen. Die VGS schreibt entsprechend Linienbündel aus, auf die sich Anbieter europaweit bewerben können. hgn

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