Busfahrer-Zwickmühle: schnell oder sicher

Saarbrücken · Wie Piloten sollen Busfahrer ihre Passagiere schnell und sicher ans Ziel bringen. Aber Piloten haben's leichter. Am Himmel ist weit weniger Verkehr und viel mehr Platz zum Ausweichen. Außerdem stehen keine Passagiere mit Tüten im Mittelgang.

Schmerzen an den Halswirbeln und das eine Woche lang - hatte SZ-Leserin X (Name der Red. bekannt), nach einer Busfahrt von St. Arnual auf den Winterberg. Das berichtete X der SZ. Nach eigener Darstellung war X am Dienstag, 29. April, gegen 17.20 Uhr am Tabaksweiher in einen Bus der Linie 136 gestiegen und gerade ein paar Schritte nach hinten gegangen, als der Bus ruckartig anfuhr. X konnte sich noch festhalten. Sie stürzte also nicht, war aber von dem plötzlichen Ruck so überrascht, dass sie sofort einen stechenden Schmerz an den Halswirbeln spürte.

Ähnliches berichtete SZ-Leser Y (Name der Red. bekannt). Nach eigener Darstellung fuhr er am Dienstag, 6. Mai, "gegen Mittag" mit der Linie 137 von Bischmisheim nach Brebach. Y stand und hielt sich fest. Trotzdem verlor er in einer Kurve das Gleichgewicht und stieß sich an der Heizung des Busses.

Die SZ leitete die Beschwerden weiter an die Saarbahn GmbH. Deren Pressestelle zeigte Verständnis - bat aber auch um eine faire Beurteilung ihrer Mitarbeiter. Die transportieren jährlich immerhin rund 32 Millionen Passagiere per Bus und 12 Millionen per Bahn.

Pressesprecherin Sarah Schmitt betonte, die Saarbahn GmbH verstehe sich als "Dienstleister". Folglich gerieten die Fahrer im Alltag oft in eine Zwickmühle: Dann stehe auf der einen Seite der Fahrplan und das Bedürfnis, die Passagiere samt Gepäck rechtzeitig und sicher ans Ziel zu bringen.

Und auf der anderen Seite stehe die Notwendigkeit, besonnen zu reagieren, wenn das Wetter Kapriolen macht, wenn die Straßen aus unvorhergesehenen Gründen besonders voll sind, wenn andere Verkehrsteilnehmer leichtsinnig einen Unfall riskieren, wenn an einer Haltestelle Menschen warten, die nur sehr langsam einsteigen können - und wenn verantwortungslose Pkw-Fahrer die Bushaltestellen zuparken und so verhindern, dass der Bus auf der Einstiegsseite auf die Höhe des Bürgersteiges gesenkt werden kann. Schmitt: "Das sind alles Faktoren, die ein Fahrer, der die Verantwortung für sämtliche Passagiere trägt, beachten muss. Dabei sollte er dennoch immer freundlich und korrekt auftreten - auch wenn die Fahrgäste sich ihm gegenüber vielleicht ganz anders verhalten." (siehe Bericht )

Insgesamt 249 Bus- und Bahnfahrer arbeiten bei der Saarbahn GmbH. 169 fahren Bus, 56 Stadtbahn, 24 können sowohl den Bus als auch die Bahn steuern. Dazu kommen 11 Auszubildende (Azubis) zum "Berufskraftfahrer mit Schwerpunkt Personenbeförderung" und 10 Azubis zum "Triebfahrzeugführer" für die Saarbahn.

Die reguläre Ausbildung zum Bus- oder Bahnfahrer dauert drei Jahre. Am Ende steht eine Abschlussprüfung bei der IHK. Wer besteht, darf sich "Berufskraftfahrer mit Schwerpunkt Personenbeförderung" nennen. Für die Zugführer der Saarbahn gibt es eine gesonderte Ausbildung - deren Inhalte ebenfalls staatlich festgelegt sind.

Um stets in jeder Hinsicht fit zu bleiben, müssen die Busfahrer und Zugführer der Saarbahn GmbH jedes Jahr Kurse machen - über das richtige Verhalten auf Straßen und Gleisen sowie über den korrekten Umgang mit ihren Passagieren. Dazu gehört auch Deeskalationstraining. Und wenn die Saarbahn GmbH auf einzelnen Linien ein privates Busunternehmen einsetzt, dann müssen auch die Fahrer dieser Firmen solche Kurse machen.

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