Burggeschichte zum Spielen und Entdecken

Mettlach · Die Sanierung der Burg Montclair, einer der kulturhistorisch wichtigsten Attraktionen der Region, ist nach 25 Jahren vollendet: Das renovierte Burgmuseum erwartet Jung und Alt seit 1. April unter anderem mit einem sprechenden Buch.

 Begeistert zeigt Museumsexperte Mirko Ignatz (3. v. l.) den interaktiven Tisch im Kaminzimmer der Burg Montclair. Erwachsene und Kinder können sich so auf eigene Faust schlau machen. Foto: rup

Begeistert zeigt Museumsexperte Mirko Ignatz (3. v. l.) den interaktiven Tisch im Kaminzimmer der Burg Montclair. Erwachsene und Kinder können sich so auf eigene Faust schlau machen. Foto: rup

Foto: rup

Unter den Füßen knarrt die Holzbrücke. Zwei Türme ragen in den Himmel. Die Sonne trifft auf dicke Mauern, die seit knapp 1000 Jahren hoch auf dem bewaldeten Berg über der Saarschleife stehen. Am blauen Rockzipfel des Burgfräuleins mit geflochtenem Kranz auf dem Kopf geht es im Gänsemarsch durch den Torbogen hinein in den Hof der Burg Montclair.

Dort schnattert eine Schulklasse durcheinander. Genau das Publikum, das für die frisch umgebauten Museumsräume erwartet wird. "Schulklassen und Wanderer sind unsere Hauptzielgruppe", sagt Kerstin Fischer, Geschäftsführerin der Kulturstiftung des Landkreises. Etwa 50 Schulklassen pro Jahr buchen eine Führung, auch Gruppen von Kindertagesstätten besuchen oft die Burg, die von der Stiftung unterhalten wird. 11 000 zahlende Besucher im Jahr sind es - und es sollen noch mehr werden. Museologe Mirko Ignatz hat das neue Ausstellungskonzept entworfen und verrät: "Das Burgmuseum ist für jedes Alter geeignet, hier findet jeder etwas zum Entdecken." Alt und nass seien die Räume gewesen, berichtet Fischer, die Poster an den Steinwänden zwischen den Vitrinen total vergilbt. Jetzt ist die Ausstellung im Burgkeller und auch im Kaminzimmer neu installiert und am 1. April eröffnet worden: Geschichte zum Anfassen, Spielen und Entdecken.

Im Kaminzimmer umfängt die Besucher nach dem warmen Sonnenschein auf einmal Kühle, der Geruch nach altem Gemäuer und Dunkelheit. Sofort zieht der niedrige Tisch in der Mitte des Raumes die Blicke auf sich: Eine bunte Landkarte zeigt Umgebung, Burg und nahe Sehenswürdigkeiten. Mit einem Drehkreuz können auch die Kleinsten einen Zeiger auf Symbole richten, die sie interessieren. Rückt der Zeiger auf die Sichel, steht das für die Keltenzeit. Gleichzeitig leuchtet auf dem Medientisch der Ort auf, an dem die keltischen Ausstellungsstücke, die an der Wand in einer Vitrine warten, gefunden wurden: Essnäpfe und eine Lanzenspitze.

Erschrocken schnappt eine Besucherin nach Luft. Museologe Ignatz hat sich gerade mit Schwung auf eine der niedrigen Vitrinen im Kaminzimmer gesetzt. "Da könnten Sie einen Elefanten draufstellen", sagt er grinsend. Kurz strahlt den Besuchern vor der Tür die Sonne auf die Rücken, dann geht eine steile Treppe hinunter in den Burgkeller. Hier ist es noch kälter als im Kaminzimmer, Gänsehaut zeigt sich auf einigen Unterarmen. Gelbes Licht von den Vitrinen erhellt das Gewölbe. Darin liegen Metallgeschirr, Armbrustbolzen und Bullen: mittelalterliche Metallsiegel. Aber woher kommt plötzlich die Männerstimme? Aus dem sprechenden Buch auf einem Sockel. In drei Sprachen erzählt es die Geschichte der Burg. Werden die dicken Plastikseiten umgeblättert, springt der Erzähler zum nächsten Kapitel.

Auf dem Hof rennen einige Nachzügler ihren Mitschülern hinterher. Wer dagegen nicht so gut zu Fuß ist, sondern auf einen Rollstuhl angewiesen, wird den Keller nicht besuchen können. "Barrierefreiheit können wir leider nicht bieten", bedauert Kerstin Fischer. Auch das letzte Stück zur Burg ist für manchen Besucher eine Herausforderung, muss er doch nach dem Autoparkplatz bei St. Gangolf noch gute 45 Minuten durch den Wald bergauf wandern oder radeln. Die Schulklasse, die gerade den Rückweg antritt, erweckt allerdings nicht den Eindruck, als würde ihr das etwas ausmachen. Lachend und schwatzend lassen die Jugendlichen zwei "Damen" hinter sich: das blau gekleidete Burgfräulein und die ehrwürdige Burg. Fünf Jahre hat es gedauert, das neue Konzept zu erarbeiten, noch einmal neun Monate für den Umbau. Gekostet haben die sanierten Räume und interaktiven Module knapp 230 000 Euro, 70 Prozent hat das Land übernommen, den Rest der Landkreis Merzig-Wadern und die Kulturstiftung Merzig-Wadern, erklärt Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich.

Es ist, wie Anselm Römer vom saarländischen Wirtschaftsministerium hinzufügt, der "letzte Baustein" seit Beginn der Burgsanierung im Jahr 1989. 2,5 Millionen Euro habe das Land bereits in die Burg investiert. "Sehr gut angelegtes Geld", sagt Römer. Nicht zuletzt für die Touristik: Die Burg liegt am Saarschleifen-Wanderweg, auch die Tafeltour ermöglicht Wanderern einen Schlemmerstopp im Burgrestaurant.

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HintergrundDie Burg Montclair war einst eine romanische Höhenburg aus dem Jahr 1180. Im 15. Jahrhundert wurde sie zerstört und neu errichtet, zerfiel danach aber zur Ruine. 1991 übernahm der Kreis das Gemäuer, die Kulturstiftung Merzig-Wadern wurde Träger. 1993 öffnete die restaurierte Burg wieder für Besucher. Burg und Küche sind vom 1. April bis 31. Oktober von 11 bis 18 Uhr, vom 1. November bis 31. März von 11 bis 16 Uhr geöffnet (Montag Ruhetag). Infos zu Gruppenpreisen und Führungen im Internet: www.burg-montclair.de. em

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