Buntes Miteinander der Kulturen

Saarbrücken · Die Organisatoren des Festivals „The Jatta Jam“ und die Musiker haben am Wochenende für Verständigung unter den Kulturen geworben. Wohl wegen der Altstadtfest-Konkurrenz kamen kaum Besucher ans Silo.

 Trotz Technikausfalls am Silo völlig unter Strom: Gitarrist Guido Allgaier (mit Hut), Sängerin Efe und Roland Helm. Foto: Kerstin Krämer

Trotz Technikausfalls am Silo völlig unter Strom: Gitarrist Guido Allgaier (mit Hut), Sängerin Efe und Roland Helm. Foto: Kerstin Krämer

Foto: Kerstin Krämer

"Wir waren hier im Saarland immer schon toleranter als anderswo. Scheiß Pegida!" Der Sänger und Gitarrist Roland Helm, SR-Radiomann und Kopf der Band "Sarrebruck libre", fasst Sinn und Zweck des Treibens rund um das Silo am Osthafen auf seine ungeschminkte Art zusammen: Ein Zeichen der interkulturellen Verständigung soll das zweitägige, kunterbunte Minifestival "The Jatta Jam" sein.

Nun, das farbenfrohe Miteinander der Kulturen ist den Veranstaltern Bubacarr Sissoho, Markus "Oku" Okuesa und Mamadou Torobe Diallo gelungen. Das Gelände gleicht einem orientalischen Basar: Fliegende Händler verschiedener Nationalitäten haben ihre Stände aufgebaut und bieten handgearbeitete Kleider, Taschen, Schuhe, Kissen und andere Stoffarbeiten an. Mehrere mit Teppichen ausgelegte Bühnen stehen parat; dazwischen laden Sofas zum Ausruhen ein, und Sonnenschirme spenden Schatten. Bunte Wimpel flattern, Palmwedel bewegen sich sacht im Wind, und verhungern muss auch niemand: Der Duft asiatischer Frühlingsrollen mischt sich mit dem afrikanischer Kochbananen, Süßkartoffeln und Yamswurzeln; als Dessert locken Halbgefrorenes mit Limetten oder persischer Liebeskuchen. Soweit alles bestens - was am Samstagnachmittag fehlt, ist Publikum. Liegt's an der Konkurrenz des Altstadtfests? An den fünf Euro Eintritt? Oder daran, dass sich wegen technischer Schwierigkeiten der Start des Musikprogramms von 14 Uhr auf 16 Uhr verschiebt?

Roland Helm und sein Begleit-Gitarrist Guido Allgaier lassen sich die Laune von den leeren Zuschauerbänken nicht verderben. Unverdrossen röhrt Helm empathisch ins Mikro und schrubbt den Rhythmus mit der Schlagklampfe, während Allgaier die virtuosen Verzierungen und Soli zaubert.

Mit Improvisierlaune servieren die beiden Blues- und Soul-Klassiker, die Helm früher schon in der Kneipe "Steckdose" im Nauwieser Viertel spielte, als Musiker mit 50 Mark und einer Portion Spaghetti mit Doppelkäse entlohnt wurden. Hier gibt's weder noch - alle Künstler treten umsonst auf. Angesagt haben sich die Trommelgruppe African Unity, die Samba-Tänzer Angelina & Ronaldo, der Rapper Drehmoment, der japanische Oud-Spieler Naochika Sogabe, der Sänger Oku, The Sureskumar Brothers aus Sri Lanka und die türkische Bauchtänzerin Fatima Serin.

Helm singt bei "Freedom" so inbrünstig wie Richie Havens "sellemols bei Woodstock". Das hätte er nicht erwähnen dürfen: Prompt setzt wie weiland beim legendären Hippie-Festival ein heftiger Platzregen ein, der durchs Bühnendach sickert und die komplette Technik unter Wasser setzt. Sicherheitshalber muss der Strom abgeschaltet werden; alles rennet, rettet, flüchtet.

Doch richtige Rampensäue lassen sich von ein bisschen Wasser nicht unterkriegen. Helm und Allgaier machen einfach unverstärkt weiter, und als die stimmstarke Zweibrücker Sängerin Efe sich spontan dazu gesellt, kommt tatsächlich die Sonne wieder raus. Auch Roland Helm strahlt über das ganze Gesicht: "Du bist der Hammer, Baby!"

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