Bundesfreiwilligendienst legt Fehlstart in Saarbrücken hin

Saarbrücken. "Wir haben, wie fast alle, auf das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) gesetzt", sagt Thomas Hesse, Personalleiter des Klinikums Saarbrücken. Den neuen Bundesfreiwilligendienst (BFD) macht noch niemand auf dem Winterberg. Auch in anderen Einrichtungen sieht es ähnlich aus, wie die Zahlen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Landesverband Saar, zeigen

Saarbrücken. "Wir haben, wie fast alle, auf das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) gesetzt", sagt Thomas Hesse, Personalleiter des Klinikums Saarbrücken. Den neuen Bundesfreiwilligendienst (BFD) macht noch niemand auf dem Winterberg. Auch in anderen Einrichtungen sieht es ähnlich aus, wie die Zahlen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Landesverband Saar, zeigen.Für den Jahrgang 2011/2012, der größtenteils in diesen Tagen antritt, wurden über 200 FSJ-Verträge geschlossen, davon 36 in Saarbrücken. Dem steht ein einziger BFD-Vertrag gegenüber.

Jetzt droht Ärger mit dem für den BFD zuständigen Bundesfamilienministerium, dem das viel zu wenig ist. Josef Hecken (CDU), Staatssekretär im Bundesfamilienministerium und ehemaliger saarländischer Sozialminister, und der Bundesbeauftragte für den Freiwilligendienst, Jens Kreuter, haben in Berlin die Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege informiert, dass es ab sofort eine Förderung von FSJ-Stellen nur dann gibt, wenn auch BFDler eingestellt werden.

"Das ist ja ein toller Trick, dem BFD einen Erfolg zu bescheren", sagt Helmut Paulus vom Evangelischen Kirchenkreis an der Saar ironisch. Die bisherige Regelung sah vor, dass den Trägern im Jahr der Abschaffung des Zivildienstes, also 2011, freigestellt ist, ob sie die Stellen mit FSJlern oder BFDlern besetzen. Erst im Jahr 2012 sollten sich FSJ- und BFD-Stellen die Waage halten. "Jetzt kam die Rolle rückwärts. Die Bundesregierung will die Träger nötigen, BFDler einzustellen", wettert Martin Erbelding, Rotkreuz-Sprecher an der Saar.

Um drei FSJ-Plätze vom Bund gefördert zu bekommen, müssen die Organisationen zwei BFD-Plätze besetzen. "Das ist der Super-GAU. Wir müssten jetzt 70 bis 80 BFDler finden oder Verträge umwandeln", sagt Erbelding. Dabei lägen die Versäumnisse klar beim Ministerium, fügt er hinzu: "Der BFD war kaum bekannt. Als angefangen wurde, für ihn zu werben, waren die FSJ-Verträge schon alle gemacht."

Gegen den Vorwurf, es wolle einen Erfolg des BFD erzwingen, wehrt sich das Bundesfamilienministerium. Pressereferentin Katja Laubinger: "Derzeit liegen 60 000 Bewerbungen für das FSJ vor. Aber nur 35 000 Stellen kann der Bund fördern. Daneben stehen aber 35 000 BFD-Plätze bereit. Durch eine schnelle Anerkennung von FSJ-Plätzen als BFD-Plätze wird den Einsatzstellen geholfen, das zusätzliche Interesse zu befriedigen. Für die Bewerber ist es vollkommen unerheblich, ob sie einen FSJ- oder einen BFD-Vertrag erhalten."

Das sehen die betroffenen saarländischen Institutionen ganz anders. Die Ausgestaltung des BFD sei lange unklar gewesen. Wie es mit der Finanzierung und der Förderung aussieht, sei erst seit Juni bekannt, einiges sogar noch immer offen.

Helmut Paulus: "Ob die BFDler Kindergeld bekommen, ist unklar. Der Bundesrat entscheidet darüber erst im November. Auch wenn dann rückwirkend gezahlt wird, müssen die Eltern in Vorlage treten." Auch die Schulungen für die Teilnehmer an FSJ oder BFD werden nicht die gleichen sein: "Wie die vom Bund organisierten Schulungen in den ehemaligen Zivildienstschulen aussehen werden, weiß man ja noch nicht." Solange die Rahmenbedingungen nicht endgültig geklärt sind, könne man sich nur auf die Regelungen des FSJ verlassen, sagt DRK-Sprecher Erbelding: "Das ist ein System, das seit 45 Jahren funktioniert."

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