BUND warnt vor „Sondermüll-Deponie“ unter Tage

Saarbrücken · Wie gefährlich ist der Anstieg des Grubenwassers? Die RAG versuchte bei einer Diskussion, die Gemüter zu beruhigen. Doch das überzeugte nicht alle Teilnehmer. Drohen neue Erderschütterungen und eine Gefahr fürs Trinkwasser?

 Das Prozedere zur Flutung von Stollen im Saarland steht noch am Anfang. Im Bild ist die Gruben-Anlage Duhamel in Ensdorf. Foto: B&B

Das Prozedere zur Flutung von Stollen im Saarland steht noch am Anfang. Im Bild ist die Gruben-Anlage Duhamel in Ensdorf. Foto: B&B

Foto: B&B

Michael Drobniewski hat keinen leichten Stand bei der Diskussionsrunde des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) über den Anstieg des Grubenwassers gehabt. Der RAG-Betriebsdirektor versicherte am Samstag in Saarbrücken mehrfach: Wenn das Unternehmen nicht nachweisen könne, dass das Risiko kalkulierbar sei, "dann wird es keinen Wasseranstieg geben". Die RAG hat beantragt, den Wasserspiegel der Gruben in Reden und Ensdorf bis auf 320 Meter unter Normalnull steigen zu lassen - dann gäbe es von Ensdorf über Merchweiler, Göttelborn und Neunkirchen einen gemeinsamen Wasserspiegel. In einem zweiten Schritt will die RAG beantragen, dieses Wasser ab etwa 2035 bei Ensdorf in die Saar ableiten zu dürfen. Drobniewski bezeichnete dies als "ganz normalen Vorgang". Er sagte: "Sollten die Minus 320 Meter umweltverträglich sein, müssen wir ohnehin erst einmal prüfen, ob es auch bis zur Tagesoberfläche umweltverträglich ist." Dies könne bedeuten, "dass wir den Wasserspiegel auf ewige Zeiten bei Minus 320 Meter halten".

In den Phasen geht es um unterschiedliche Befürchtungen. Bei dem beantragten, aber noch nicht genehmigten Anstieg auf Minus 320 Meter fürchten Kritiker neue Erschütterungen. Drobniewski versicherte, der Kohleabbau habe zu stärkeren Bewegungen geführt, als es der Wasseranstieg jemals tun werde. Woraufhin der Nalbacher Bürgermeister Peter Lehnert (Grüne) der RAG eine Wette anbot, dass es wieder zu starken Erschütterungen kommen werde. Er sagte, er verstehe nicht, warum die Regierung die Bewohner nicht besser schütze. Die RAG müsse man doch jetzt, nach dem Bergbau-Ende, nicht mehr schonen.

In der zweiten Phase, beim Anstieg von Minus 320 Meter bis zur Erdoberfläche, geht es um etwas anderes. "Dann kommen wir in Regionen, in denen das Trinkwasser betroffen ist", sagte der CDU-Abgeordnete Thomas Schmitt . BUND-Vize Michael Grittmann erläuterte, das Grubenwasser, das schon heute in die Bäche gepumpt werde, sei warm und stark salzhaltig. "Es ist noch nicht geklärt, ob die Saar das - gerade im Sommer - verkraftet." Was alles unter Tage lagere, lese sich "fast schon wie eine Sondermüll-Deponie". Umweltminister Reinhold Jost (SPD ) versprach eine permanente Überprüfung des Wassers. Wenn am Ende ein Risiko für Grund- und Trinkwasser nicht auszuschließen sei, werde es keine Genehmigung geben.

Jost und Grünen-Chef Hubert Ulrich gerieten aneinander, als es um die bereits 2013 genehmigte Teilflutung des Bergwerks Saar bis zu einer Höhe von Minus 400 Meter ging. Ein von Ulrich engagierter Gutachter kam zu dem Ergebnis, die Genehmigung dafür sei rechtswidrig gewesen, weil es keine wasserrechtliche Genehmigung gegeben habe. "Herr Jost, gibt es eine wasserrechtliche Genehmigung?", wollte Ulrich wissen. Jost wollte die Frage trotz beharrlicher Nachfragen nicht einfach mit ja oder nein beantworten, sondern betonte: "Wir haben nach Recht und Gesetz entschieden." Falls jemand anderer Meinung sei, könne er ja klagen.

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