Bund bremst bei Kennzeichnung

Saarbrücken · Ein Chip für alle Hunde und Katzen, mit dem man die Tiere eindeutig dem Besitzer zuordnen kann – darauf hofft der saarländische Tierschutzbeauftragte. Doch die Bundesregierung zeigt sich skeptisch.

Es schien Hans-Friedrich Willimziks erster großer Wurf als Tierschutzbeauftragter der saarländischen Landesregierung. Einstimmig hatte der Landtag vor wenigen Wochen die Landesregierung beauftragt, sich auf Bundesebene für die Kennzeichnungspflicht von Hunden und Katzen einzusetzen. Das würde bedeuten, dass künftig allen Tieren ein kleiner Chip eingesetzt wird, mit dem sie sich eindeutig ihrem Besitzer zuordnen lassen. Willimzik kämpft schon lange für eine solche Regelung, seit Februar auch offiziell als Tierschutzbeauftragter: "Die Regelung hat nur Vorteile." Entlaufene Tiere kämen leichter zurück zu ihren Besitzern, wer Tiere aussetzt, könne endlich zur Rechenschaft gezogen werden, und die Tierheime würden entlastet. Zehn bis 20 Euro koste der Eingriff die Halter der rund 80 000 Hunde und 126 000 Katzen , die nach Schätzungen des Tierregisters Tasso im Saarland leben.

Dass Willimzik - hauptberuflich Tierarzt - die Regelung auch aus Eigeninteresse fordert, weist er von sich. Selbst im Fall, dass die Kennzeichnung der Tiere 20 Euro kosten würde, beliefen sich die Mehreinnahmen der deutschen Tierärzte auf 900 Euro im Jahr, sagt er. Willimzik weist zudem auf die breite Front von Unterstützern hin: "Hier den Tierärzten zu unterstellen, es würde sich dabei um ein mögliches Motiv handeln, erscheint mir deshalb etwas weit hergeholt. Im Übrigen sind es ja nicht nur die Tierärzte , die dieses Projekt vorantreiben. Auch sehr viele Tierschutzverbände haben dieses Thema intensiv bearbeitet." So unterstützt auch der Tierschutzverein Saarbrücken die Forderung.

Doch die Hoffnung, das Leid vieler Tiere per Gesetz zu mindern, erhält einen Dämpfer aus Berlin. Wie das Bundeslandwirtschaftsministerium - zuständig für den Tierschutz - auf SZ-Anfrage mitteilte, gibt es Bedenken, die Kennzeichnung könne zu aufwendig sein. "Die Einführung einer nationalen gesetzlichen Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Hunde und Katzen wäre mit einem erheblichen bürokratischen Aufwand verbunden. Dies gilt es abzuwägen", sagte ein Sprecher. Angesichts von ungefähr fünf Millionen Hunden und sieben Millionen Katzen in Deutschland müsste bei jedem Tier jeder Verkauf, jeder Umzug und auch der Tod des Halters gemeldet werden.

Für Willimzik ist diese Einschätzung allerdings "völliger Blödsinn": "Es gibt kaum einen bürokratischen Aufwand. Da ist nämlich erst einmal der Tierhalter in der Pflicht, sein Tier zu kennzeichnen." Zudem gebe es bereits zwei Datenbanken für gekennzeichnete Haustiere, erklärt Willimzik: die des Deutschen Tierschutzbundes und die des privaten Anbieters Tasso. "Das bedeutet auch hier, dass es eigentlich keinen bürokratischen Aufwand gibt", sagt Willimzik. Die Bundesregierung müsse nur die nötigen Speicherkapazitäten zur Verfügung stellen. Schließlich gebe es in Berlin seit mehreren Jahren eine Kennzeichnungspflicht für Hunde: "Nur bringt es mehr, eine deutschlandweite Regelung zu finden, als dass regional jeder das Rad neu erfinden muss."

Derzeit prüft das saarländische Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz nach eigenen Angaben, "ob eine Bundesratsinitiative erfolgversprechend sein könnte. Fällt diese Prüfung positiv aus, werden weitere Vorbereitungen getroffen, um die Bundesratsinitiative nach der Sommerpause auf den Weg zu bringen."

Willimzik hat sich schon jetzt mit seinen Kollegen aus Baden-Württemberg und Hessen zusammengetan, um das Projekt deutschlandweit voranzutreiben. Von den zurückhaltenden Zeichen aus Berlin will er sich nicht abschrecken lassen.

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