Bürgeramt ist Vorbild für Tbilissi

Saarbrücken. Als die Städte Saarbrücken und Tbilissi 1975 - noch zu Zeiten des Kalten Krieges zwischen Ost und West - eine Städtepartnerschaft gründeten, war das etwas ganz Besonderes. Bürgerreisen und humanitäre Hilfe in den 90er Jahren folgten

 Das Bürgeramt im Rathaus-Carree ist für die Saarbrücker eine ganz wichtige zentrale Anlaufstelle. Foto: Becker&Bredel

Das Bürgeramt im Rathaus-Carree ist für die Saarbrücker eine ganz wichtige zentrale Anlaufstelle. Foto: Becker&Bredel

Saarbrücken. Als die Städte Saarbrücken und Tbilissi 1975 - noch zu Zeiten des Kalten Krieges zwischen Ost und West - eine Städtepartnerschaft gründeten, war das etwas ganz Besonderes. Bürgerreisen und humanitäre Hilfe in den 90er Jahren folgten. Und heute? "Es hat sich vieles normalisiert", sagt Heike Bornholdt-Fried, bei der Stadt gemeinsam mit Martin Schöneich zuständig für die Städtepartnerschaften.

Beide wehren sich aber gegen die verbreitete Ansicht, die Partnerschaft zwischen Saarbrücken und Tbilissi sei eingeschlafen. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung habe gerade grünes Licht für eine neue Phase des "Städtenetzes Kaukasus" gegeben. Darin arbeiten Saarbrücken und Tbilissi eng zusammen. Die weitere finanzielle Unterstützung des Bundes bis 2015 sieht Bornholdt-Fried auch als Anerkennung der bisherigen Arbeit. Im Rahmen dieses Städtenetzes stelle die Stadt das Wissen ihrer Mitarbeiter zur Verfügung, direkt fließe kein Geld nach Georgien. Als großen Erfolg werten Schöneich und sie das neue Bürgeramt in Tbilissi, das nach dem Saarbrücker Vorbild gestaltet worden sei. "Das kommt bei den Bürgern gut an", sagt Schöneich. Diese müssten nicht wie bei vielen Ministerien erst einmal an einem Polizisten vorbei, sondern das Bürgeramt sei frei zugänglich. Auch dort würden viele Fragen schon an einer Infotheke beantwortet. Außerdem gebe es Räume für Einzelgespräche mit Sachbearbeitern, erklärt Bornholdt-Fried. Das Bürgeramt in der georgischen Hauptstadt sei nun Vorbild für georgische Ministerien und Städte in Armenien und Aserbaidschan. Die Verwaltung in Tbilissi will auch auf anderem Gebiet der Stadt Saarbrücken nacheifern. Die Georgier überlegten, das Beispiel der zentralen Behördenrufnummer 115 zu übernehmen. Dabei beantworten in einem Callcenter die Mitarbeiter die meisten Bürgerfragen oder vermitteln die Saarbrücker ins zuständige Amt. Die Stadt Saarbrücken erledige diese Aufgabe auch für andere Kommunen und Landkreise mit.

Im vergangenen Jahr hätten sich Fachleute aus Tbilissi bereits in Saarbrücken über dieses Angebot infomiert, berichten die beiden Experten für die Städtepartnerschaften. In den nächsten drei Jahren will die Verwaltung auch bei den Themen Bürgerbeteiligung, Verbraucherberatung und Gemeinwesenarbeit helfen.

Viele Kontakte nach Nantes

Geografisch viel näher liegt die französische Partnerstadt Nantes. Hier gebe es viele Vereinskontakte, außerdem jeweils für ein Jahr junge Botschafter in beiden Städten, die sich unter anderem um Praktika kümmern, sagt Bornholdt-Fried. So seien 2012 über 20 Praktikanten aus Nantes in der Stadt gewesen. Im April wollen die Karnevalsvereine ihre Freunde in Nantes besuchen. Eine Sommer-Universität unter dem Titel "Zukunft der Stadt" sei erneut in beiden Städten geplant - diesmal sei auch Tbilissi dabei. Bornholdt-Fried kündigt an, dass Oberbürgermeisterin Charlotte Britz bald nach Nantes fahren wolle und das Altstadtfest der Höhepunkt der Feiern des deutsch-französischen Elysée-Vertrags in Saarbrücken sein werde. 2015 wird diese Partnerschaft übrigens 50 Jahre alt.

Hintergrund

 Das Bürgeramt in der Partnerstadt Tbilissi: Hier können die Bürger viele Behördengänge erledigen. Im Erdgeschoss beantworten Mitarbeiter an den Schaltern viele Fragen der Bürger. Foto: Bornholdt-Fried

Das Bürgeramt in der Partnerstadt Tbilissi: Hier können die Bürger viele Behördengänge erledigen. Im Erdgeschoss beantworten Mitarbeiter an den Schaltern viele Fragen der Bürger. Foto: Bornholdt-Fried

 Das Bürgeramt im Rathaus-Carree ist für die Saarbrücker eine ganz wichtige zentrale Anlaufstelle. Foto: Becker&Bredel

Das Bürgeramt im Rathaus-Carree ist für die Saarbrücker eine ganz wichtige zentrale Anlaufstelle. Foto: Becker&Bredel

 Das Bürgeramt in der Partnerstadt Tbilissi: Hier können die Bürger viele Behördengänge erledigen. Im Erdgeschoss beantworten Mitarbeiter an den Schaltern viele Fragen der Bürger. Foto: Bornholdt-Fried

Das Bürgeramt in der Partnerstadt Tbilissi: Hier können die Bürger viele Behördengänge erledigen. Im Erdgeschoss beantworten Mitarbeiter an den Schaltern viele Fragen der Bürger. Foto: Bornholdt-Fried

Das "Städtenetz Kaukasus" entstand 2002 mit dem Ziel, die kommunale Selbstverwaltung in Georgien, Armenien und Aserbaidschan nach deren Unabhängigkeit 1991 zu fördern. Darin arbeiten die deutsch-georgischen Partner Saarbrücken/Tbilissi, Biberach/Telawi und Rostock/Batumi zusammen, außerdem Ludwigshafen und Sumgait in Aserbaidschan. Die Landkreise Regen (Bayern) und Leipzig sowie zwei Regionen in Armenien gehören ebenfalls zum Städtenetz, das vom Bund finanziert wird. In der Projektphase bis 2015 werden Saarbrücken und Tbilissi nach Angaben der Verwaltung mit 100 000 Euro unterstützt. sm

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