Bürger formieren sich gegen „Carlinger Luft“

Lauterbach · „Uns stinkt's“, hatten sie auf Plakate geschrieben, die sie am Samstag mitbrachten in die Lauterbachhalle: Bürger aus dem Warndt haben ihre Initiative für saubere Luft in einen Verein umgewandelt. Sie hoffen, so kraftvoller aktiv werden zu können gegen Gestank, der ihrer Ansicht nach von der Carlinger Chemieplattform kommt.

 Ernste, konzentrierte Gesichter: Teilnehmer des Vereins-Gründungs-Treffens in der Lauterbachhalle. Foto: Jenal

Ernste, konzentrierte Gesichter: Teilnehmer des Vereins-Gründungs-Treffens in der Lauterbachhalle. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Am Aschermittwoch überreichte Heike Schreiner, die Sprecherin der im Februar gegründeten Bürgerinitiative (BI), Umweltminister Reinhold Jost eine Dose "Original Carlinger Luft". Beim nächsten Treffen morgen will die Heilpraktikerin aus Dorf im Warndt den SPD-Politiker fragen, wie ihm die Luft bekommen ist. In das Gespräch wird sie als frisch gebackene Vereinschefin gehen. "Saubere Luft für die Warndtgemeinden", heißt der Verein, der sich am Samstag in Lauterbach gründete. Schreiner wurde zur Vorsitzenden gewählt, BI-Sprecherkollege Adriano Pitillo ist ihr Stellvertreter. Schriftführer Martin Becker und Kassiererin Claudia Schöpsdau komplettieren das Vorstandsteam.

In der Umwandlung zum eingetragenen Verein sehen die Verantwortlichen eine Aufwertung. "Wir möchten die bisherige Arbeit ausweiten und auf eine breitere Basis stellen", erklärten Schreiner und Pitillo. Als Reaktion auf Geruchsbelästigungen im Warndt, mutmaßlich verursacht von der französischen Chemieplattform Carling/St. Avold, hatte sich die Bürgerinitiative gegründet.

Auf ihre Initiative hat das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz Schadstoffmessungen in der Region durchgeführt. Dabei wurden keine auffälligen Benzolmittelwerte festgestellt. Schreiner steht der Methode skeptisch gegenüber, sie fordert aktive Messungen während produktionsbedingter Emissionsspitzen. In ihrem Vortrag betonte sie: "Wir fordern unser Recht auf eine saubere, geruchsneutrale und gesunde Luft."

Von den nach Angaben der Bürgerinitiative etwa 1000 Unterstützern kamen nur relativ wenige zur Versammlung in die Lauterbachhalle. "Das ist traurig", sagte Völklingens Bürgermeister Wolfgang Bintz (CDU) mit Blick auf die rund 40 Besucher. Er erläuterte die begrenzten Möglichkeiten seiner Verwaltung. Man habe nicht die Fachleute für das Thema, auch nicht die sprachlichen Voraussetzungen. "Wir müssen gemeinsam dafür kämpfen, dass sich etwas ändert", sagte Großrosselns Verwaltungschef Jörg Dreistadt (SPD). Auch der künftige Bürgermeister von Wadgassen, Sebastian Greiber, sowie die Ortsvorsteher von Großrosseln, Karlsbrunn und Lauterbach zeigten sich solidarisch.

Neben den Kommunalpolitikern meldeten sich einige Bürger zu Wort. Sie diskutierten über Feinstaubverursacher, Störfälle, Notfallpläne und Messgeräte. 30 Besucher füllten schließlich eine Beitrittserklärung aus. Der Mitgliedsbeitrag des Vereins wurde auf zwölf Euro jährlich festgelegt. "Zweck des Vereins sind die Förderung des Umweltschutzes sowie der Erhalt und die Verbesserung eines gesunden Lebensumfeldes und einer guten Lebensqualität", heißt es in der am Samstag verabschiedeten Satzung.

Die Mitglieder fordern unter anderem den Aufbau eines kontinuierlichen, öffentlich einsehbaren, flächendeckenden Luft-Messnetzes, eine grenzüberschreitende Information der Bevölkerung sowie die Abschaltung von Geruchs- und Gesundheitsbelastungen durch Einsatz modernster Technik an den entsprechenden Industrieanlagen.

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