Buchspenden helfen in Ägypten

Saarbrücken · Schulbücher wechseln im Leihsystem des Regionalverbandes meist dreimal den Besitzer. Dann gibt's was Neues, ohne dass die Gebrauchtware deswegen ins Altpapier muss. Ein Ehepaar fand während eines Ägyptenurlaubs dankbare Abnehmer für die ausrangierten Bücher.

 Sabine Schroeder (hinten links) hat 30 Atlanten, einige Märchenbücher und Buntstifte den Erzieherinnen sowie Schülerinnen und Schülern in einem Unterrichtsraum in El Quseir überbracht. Foto: Alaa Hamid

Sabine Schroeder (hinten links) hat 30 Atlanten, einige Märchenbücher und Buntstifte den Erzieherinnen sowie Schülerinnen und Schülern in einem Unterrichtsraum in El Quseir überbracht. Foto: Alaa Hamid

Foto: Alaa Hamid

Als Träger der weiterführenden Schulen im Großraum Saarbrücken organisiert der Regionalverband derzeit wieder die Schulbuchausleihe für rund 16 000 junge Leute. Die Schulbücher werden in der Regel dreimal verliehen, dann steht Ersatz bereit. Von der Gemeinschaftsschule Bellevue aus traten einige Bücher nach der Ausmusterung eine weite Reise an. Nun nutzt sie das "Learning Development Center - Kindergarten" in der ägyptischen Hafenstadt El Quseir. Die Initiative für dieses ungewöhnliche Hilfsprojekt kam von Sabine und Stefan Schroeder. Die beiden betreiben die Mensa der Gemeinschaftsschule Bellevue.

Während eines Ägyptenurlaubs wurden sie auf den schwedischen Humanisten und Architekten Peder Wallenberg und seine Organisation "Learning & Social Development" aufmerksam. 21 Lehrkräfte unterrichten dort knapp 200 sozial benachteiligte Kinder ab zwei Jahren in einem ehemaligen Krankenhaus. Viele der älteren Kinder hatten zuvor wenig bis gar keine Schulbildung.

Wie Sabine Schroeder berichtet, waren sie und ihr Mann im Frühjahr 2014 erstmals dort: "Das Hauptproblem ist, dass die Erzieherinnen und Erzieher kaum Unterrichtsmaterial haben. Da wollten wir unbedingt helfen." Nach Rücksprache mit dem Saarbrücker Schulleiter Roman Wallrich ging im vergangenen Jahr bereits eine Ladung ausgemusterter Englischbücher von der Gemeinschaftsschule Bellevue nach Ägypten. Und kürzlich kamen rund 30 ausgediente Atlanten bei den bedürftigen Kindern an. Stefan Schroeder: "Es war unglaublich, wie sich die Kinder gefreut haben und wie herzlich und neugierig sie uns begrüßt haben." Regionalverbandsdirektor Peter Gillo freut sich, dass die ausrangierten Bücher in anderen Teilen der Welt die Bildungschancen sozial benachteiligter Kinder verbessern. Die Schulbuchausleihe des Regionalverbandes trage noch auf andere Weise zu mehr globaler Gerechtigkeit bei: "Wie im vergangenen Jahr werden die rund 16 000 Schülerinnen und Schüler nach den Sommerferien ihre Bücher in fair gehandelten Baumwolltaschen erhalten." Bis zum Schuljahr 2008/09 mussten die Eltern noch alle Schulbücher für ihre Kinder selbst kaufen. An den Gemeinschaftsschulen , den Gymnasien und den beruflichen Vollzeitschulen im Regionalverband Saarbrücken leihen sich mittlerweile rund 85 Prozent aller Schülerinnen und Schüler ihre Bücher . Zum Start der Ausleihe 2009 waren es noch 67 Prozent. Die Elternbeiträge werden für jede Schule separat festgelegt. Familien mit niedrigen Einkommen zahlen für die Ausleihe nichts.

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