Bretonischer Abend im Schlossfestsaal

Saarbrücken · Schon bei den ersten Takten versammelten sich Tänzer vor der Bühne, und nach wenigen Stücken reichte die Reihe der sich zur Musik Wiegenden über die gesamte Breite des Schlossfestsaals. Die da tanzten, wussten genau wie und bewegten sich nach der Regie traditioneller bretonischer Tänze.

Längst gibt es auch in unseren Breiten Kurse, wo so etwas fundiert erlernt werden kann. "An Erminig" sei dank, seit vier Jahrzehnten saarländische Botschafter der Kultur der Bretagne - am Sonntag waren sie nun im Schloss zu Gast. "Plomadeg" heißt das hier live präsentierte brandneue Erminig-Album, benannt nach dem keltischen Fest zum Abflammen der Felder. Unter der Überschrift bekam das vielköpfige Auditorium einen bunten Mix aus Tänzen und Liedern vergangener Zeiten geboten: Hymnen an den Frühling und die Jugend gab's ebenso wie Geschichten von blinden Bettlern, über Willkürjustiz oder unglücklich verheiratete Frauen - Letztere offenbar ein beliebtes Thema keltischer Musikanten. Gewohnt authentisch drangen die Klänge ans Ohr: Das tragende Timbre von Andreas Derows Stimme scheint mit den Jahren immer archaischer zu werden, Derows Bart-Tracht hat ohnehin typisch gallische Ausmaße angenommen. Für die Ausgrabungsarbeit, sprich: Das Abhören betagter Tonbandkassetten zur Gestaltung des aktuellen Repertoires zeichnete Barbara Gerdes verantwortlich. Hans-Martin Derow, Dritter im Bunde, informierte wie seine Kollegen auch ausgiebig moderierend über die Inhalte des Gespielten. Mit speziellem Instrumentarium wie Drehleier, Dudelsack, Harfe, Bouzouki und geläufigerem wie Gitarre, Flöte, Akkordeon, Geige formen die drei Unzertrennlichen die charakteristischen Sounds. Der Bedeutung des Konzerts entsprechend traten die Erminigs mit Verstärkung als Quintett an: Mit wahrlich tragenden E-Bass-Tönen besorgte Thomas Doll die Grundierung, und der Groove-Magier Amby Schillo (Perkussion) verpasste dem Ganzen mit ebenso unauffälligen wie pikanten Rhythmusakzenten den ganz besonderen Kick. Fazit: Auch nach über 40 Jahren außergewöhnlich; verdiente Begeisterung im Schloss.

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