Bistum diskutiert über radikale Strukturreform

Saarbrücken/Koblenz · Bei der Vollversammlung der Trierer Bistumssynode wurde über den Vorschlag debattiert, 60 Großpfarreien zu schaffen. Es soll jedoch keine Fusionen geben, sondern Neugründungen mit neuen Kompetenzen. Die Entscheidung trifft Bischof Stephan Ackermann.

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Christian Heinz weiß, dass das, was ihm und seinen Mitstreitern vorschwebt, ein radikaler Wechsel wäre. "Den brauchen wir auch. Es geht nicht so weiter wie bisher", sagt der 34-Jährige. Er ist Jugendpfarrer in Saarbrücken und einer der zwei Leiter der Sachkommission "Zukunft der Pfarrei" der Synode im Bistum Trier. Vom 14. bis 16. Mai haben rund 280 Synodale bei der vierten Vollversammlung in Koblenz über Reformvorschläge für das Bistum debattiert. Ein zentrales Thema: Ist die derzeitige Struktur mit rund 170 Pfarreiengemeinschaften noch zeitgemäß?

Für Brisanz sorgte daher der Vorschlag der Sachkommission, die Zahl der Pfarreien auf maximal 60 zu reduzieren. "Das heißt aber nicht, dass es dann nur noch 60 Pfarrer an 60 Orten gibt und die restlichen links liegen gelassen werden", erklärt Heinz. Man wolle keine weiteren Fusionen. Der Sachkommission schwebt eine Pfarrei neuen Typs vor. Die bisherigen Pfarreiengemeinschaften sollen aufgelöst und in anderen Einheiten neu gegründet werden. Die neue Pfarrei soll aus einem Pfarrort als Zentrale bestehen, wo ein Gottesdienst garantiert wird. Darüber hinaus könnten Priester auch in weiteren Kirchen Gottesdienste anbieten. Je nach Größe und Lage der Pfarrei soll es mehrere Schwerpunktzentren geben. Diese können thematisch sein, etwa eine Familienbildungsstätte, ein geistliches Zentrum für Spiritualität und eine Diakonie, die sich etwa um Flüchtlinge kümmert.

Darüber hinaus soll es sogenannte Kirchorte geben, die von Equipes geleitet werden, deren Mitglieder vom Bischof beauftragt werden. Diese Orte müssen keine Kirchengebäude sein, die Leiter keine Geistlichen. Hier solle nah am Menschen kirchliches Leben aufrecht erhalten werden. "Dies muss nicht in der Form von Gottesdiensten geschehen, sondern hier sollen auch neue Formen erprobt werden können", sagt Heinz. An diesen Initiativen könnten alle teilnehmen, sie sollen auch Zugang zu finanziellen Ressourcen erhalten.

Auch das Leitungsmodell der Pfarrei der Zukunft soll ein anderes sein. Kirchenrechtlich wird ein Pfarrer Leiter. "Aber in einem Team", betont Heinz. "Viele engagierte Christen haben heute das Gefühl, sie werden ausgebremst", sagt er In der Pfarrei der Zukunft sollen sie mehr Mitsprache erhalten.

Der Vorschlag sei nicht erarbeitet worden, weil die Zahl der Priester sinke. Dies schwinge aber natürlich mit. "Die Pfarrei hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht mit der Gesellschaft entwickelt und ist in ihrer jetzigen Form eng und fernab der Lebenswirklichkeit", sagt Heinz.

Bei der Vollversammlung sei die Befürchtung geäußert worden, dass durch eine geringere Zahl der Pfarreien die Nähe zum Menschen verloren gehe. "Wir machen das, um den Menschen qualitativ näher sein zu können", entgegnet Heinz. Aber es sei klar, dass es die Volkskirche so nicht mehr gebe und es nicht mehr an jedem Ort Kirche geben könne.

Sein Eindruck ist, dass Bischof Stephan Ackermann, der über die Umsetzung der Empfehlungen entscheidet, die Arbeit mit Interesse verfolgt. "Er bremst uns da jetzt nicht. Er fordert vielmehr, dass wir die Vorschläge noch konkreter gestalten."

Bischof bremst Synodale bei Segnung für homosexuelle Paare

Koblenz/Trier. Rund 280 Kleriker und Laien erarbeiten seit 2013 Empfehlungen an den Bischof für die künftige Arbeit der Kirche im Bistum Trier. Das Spektrum reicht von der Gottesdienstgestaltung und der Pfarrei-Arbeit bis zur Rolle der Familie. Diskutiert wurde bei der Vollversammlung in Koblenz auch über die Einführung einer Frauenquote in kirchlichen Führungspositionen Vorschläge einer Sachkommission für eine Segnung homosexueller Paare und einen "nicht wertenden Umgang" mit anderen Lebensentwürfen gingen Bischof Stephan Ackermann zu weit. Hier müsse er eine Grenze aufzeigen, betonte der Bischof und kündigte separate Gespräche mit der Kommission an. Die fünfte Vollversammlung findet im September in Saarbrücken statt. In Trier soll die Synode im Dezember enden. dpa/kna

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