„Bildung von der Stange reicht nicht“

Malstatt · Was vor allem Kinder und Jugendliche künftig wo in Malstatt lernen können – darum ging's am Donnerstag in der Italienischen Katholischen Mission. Dort trafen sich Vertreter von Stadt, Schulen, Kinderhaus, Kulturzentrum und anderen Einrichtungen, um zu beratschlagen.

"Bildung von der Stange reicht nicht" - auf diese Formel brachte es Frank Schmitz, Sozialplaner der Stadtverwaltung, bei der ersten Malstatter Bildungskonferenz. Zu der hatten sich Vertreter diverser Institutionen aus dem Bildungswesen und dem sozialen Bereich am Donnerstag in der Italienischen Katholischen Mission getroffen, um sich dort zu überlegen, wie sie Kinder und Jugendliche in Malstatt an Bildung heranführen und fürs Leben fit machen können. Stadt und Regionalverband hatten die Konferenz organisiert.

Schnell wurde klar: Fast alle Einrichtungen, die Vertreter zur Konferenz geschickt hatten, leiden unter demselben Problem - sie haben zu wenig Geld. Sozialplaner Frank Schmitz glaubt, dass "die Bildung an der Basis gut klappt" - denn Schulen und Kindertagesstätten seien "finanziell gesichert". Ganz anders sei die Situation bei den "Zusatzangeboten", die sich außerhalb von Schule und Kindergarten für Kinder und Jugendliche engagieren wollen. Die brauchten dringend Geld - und müssten das "alle Jahre wieder" und von Projekt zu Projekt von Neuem beantragen.

Das bestätigte auch Verena Priesnitz vom Kinderbildungszentrum Malstatt (Kibiz): "Dieses Jahr werden wir vom Bildungsministerium gefördert. Woher wir fürs nächste Jahr Geld bekommen, ist noch unklar." Jan Schluckebier, Leiter der Stabsstelle Bildungsmanagement beim Regionalverband Saarbrücken, forderte im Gespräch mit der SZ: "Wir müssen weg von einer Förderung von Projekt zu Projekt. Viel effektiver wäre es, weniger Projekte über einen längeren Zeitraum zu fördern."

Alle bei der Konferenz waren sich einig: Es muss Schluss sein mit unsicherer Förderung, kurzlebigen Projekten - aber vor allem mit den sozialen Hürden, die Kindern und Jugendlichen die Chancen auf Bildung verbauen, und mit dem "Klischee vom ungebildeten Zuwanderer", wie es Nil Berber von der Hochschule für Technik und Wirtschaft formulierte.

"In Malstatt leben viele Empfänger von Arbeitslosengeld. Oft streben Kinder aus solchen Familien keine hohen Bildungsabschlüsse an", berichtete Jan Schluckebier der SZ: "Das wollen wir ändern. Bildungschancen sollen für alle gleich sein."

Das Kinderhaus Malstatt setzt sich für Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen ein. Kinder bekommen dort Mittagessen, Hilfe bei den Hausaufgaben, können spielen und Sport treiben. Auch für Erwachsene gibt es Angebote: Die Stadtteilwerkstatt Malstatt ist eine Begegnungsstätte für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Sie können dort kochen, lesen, nähen, die Werkstatt nutzen oder gärtnern.

"In der Stadtteilwerkstatt können die Menschen sich erproben und neue Perspektiven finden. Langzeitarbeitslose können sich weiterqualifizieren", berichtete Schmitz. Die Konferenzteilnehmer waren sich einig: Sie brauchen feste "Ansprechpartner in den Verwaltungen", bei denen die Fäden zusammenlaufen. Schmitz war mit der Konferenz sehr zufrieden. Er glaubt, die Teilnehmer sollten sich öfter treffen und sich weiter darüber Gedanken machen, wie sie es gewährleisten können, dass sie künftig stets an einem Strang ziehen.

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