Bikinis, Bier und Sonnenbrand – mitten im April

Saarbrücken · Am Saarbrücker Staden bräunen sich Studentinnen im Bikini, in den Biergärten fließt der Gerstensaft in Strömen und erste Sonnenbrände stellen sich ein. Der gestrige, bisher wärmste Tag des Jahres, war ein Sommertag im April.

 Sonnenbaden auch an der Berliner Promenade in Saarbrücken: Milicent (l.) und Carolin gönnen sich einen Aperol Spritz. Foto: Oliver Dietze

Sonnenbaden auch an der Berliner Promenade in Saarbrücken: Milicent (l.) und Carolin gönnen sich einen Aperol Spritz. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Bei diesem Traumwetter gehe die Arbeit viel leichter von der Hand, erzählen die Bauarbeiter am Saarbrücker Staden. Sie sind gerade im Endspurt für einen rollstuhlgerechten Zugang zum Saarufer, doch gerade genießen sie ihre Mittagspause in der Sonne. Kein Wunder, sind doch gestern in Saarbrücken-Burbach stolze 25,8 Grad gemessen worden - bisheriger Jahresrekordwert fürs Saarland. Ein Bauarbeiter erzählt, dass er nach seinem Sonnenbrand vom Vortag nun vorsorglich Sonnencreme aufgetragen habe. Am Staden ankert auch das Theaterschiff, auf dem Barbara Bruhn und ihr Theaterkollege Frank Lion am Mittwochmittag mit dem roten Pinsel zugange sind. Zur morgigen Vorstellung muss das Schiff wieder strahlen. Wenige Meter weiter wuselt ein Dutzend Kinder über den Spielplatz. Der spontane Ausflug scheint nicht nur den Kindern, sondern auch der Betreuerinnen der Kita zu gefallen. Auf einer nahen Parkbank sitzt eine junge Frau, neben ihr stehen die Winterschuhe, die sie jetzt nicht mehr brauche. Auf der Nachbarbank döst ein Obdachloser oben ohne während sich im Gras zwei Studentinnen im Bikini bräunen. Weniger Meter weiter lümmeln zwei Schülerinnen bäuchlings auf einer Decke. Die Beine in der Luft, in einer Hand ein Bier, in der anderen eine Zigarette versichern beide, dass sie schon Schulschuss hätten. Im "Ulanen-Pavillon" am Staden hat man sich auf das gute Wetter eingestellt und für mehr Personal und Getränke gesorgt. Es laufe "so gut wie an einem Sonntag", erzählt Mitarbeiterin Hannah beim Bierzapfen. Sie beschleiche aber das Gefühl, dass "viele Leute heute früher freigemacht" hätten, meint die Studentin augenzwinkernd. Auch Alexander Welsch sagt, er verbringe gerne mal seine Mittagspause am Staden. Kein Wunder: sein Arbeitgeber, der Bauernverband Saar, hat sein Büro nur wenige Straßen weiter. Welsch sagt, dass die saarländischen Bauern nichts gegen Sonne hätten, einen "Turbofrühling" wollten sie aber nicht. Mancher wünsche sich auch "ein wenig mehr Regen". Das sehen die meisten Saarländer sicher anders. Auch die Saarbrücker Kleingärtner freuen sich über die Sonne. Im Stadtteil St. Johann findet man nachmittags viele im Liegestuhl. Die sommerliche Idylle sei leider etwas getrübt, ärgert sich dennoch ein Angestellter im Kurzurlaub. Der Grund: illegal am Eingang der Anlage abgeladener Müll. Eine junge Gärtnerin lässt sich die Laune nicht verderben und pflanzt mit ihrer Tochter Blumen.

Die Freude für Klein- und "Biergärtner" und alle anderen währt leider nur kurz. Mit Spitzenwerten von 24,2 Grad in Berus, 25,2 Grad in Neunkirchen und jenen 25,8 Grad in Saarbrücken war es gestern zwar nur in Baden-Württemberg und im Oberrhein wärmer. Laut Thomas Ruppert vom Deutschen Wetterdienst zieht morgen allerdings eine Kaltfront übers Saarland, am Wochenende falle das Quecksilber um zehn Grad ab. Rupperts Fazit: "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort