Berichte aus einer irrealen Welt

Limbach/Bexbach · Amon Barth war 14 Jahre alt, als er nicht mehr zwischen Fantasie und Realität unterscheiden konnte, wie er sagt. Der Grund: Er hat gekifft. Jetzt nutzt er seine Erfahrungen, um Schüler vor den Drogen zu warnen.

 Im Rahmen seiner Lesung berichtete der 29-jährige Amon Barth Schülerinnen und Schülern der Gemeinschaftsschule Kirkel in Limbach über seine Erfahrungen als Kiffer. Foto: Bernhard Reichhart

Im Rahmen seiner Lesung berichtete der 29-jährige Amon Barth Schülerinnen und Schülern der Gemeinschaftsschule Kirkel in Limbach über seine Erfahrungen als Kiffer. Foto: Bernhard Reichhart

Foto: Bernhard Reichhart

Kiffen war für ihn ein Ritual, eine festgefahrene Gewohnheit, eine Flucht aus der Realität. Seit er 14 Jahre alt war, hat Amon Barth gekifft. Abgedriftet in eine irreale Welt, konnte er Jahre lang nicht mehr zwischen Fantasie und Wirklichkeit unterscheiden und versank immer mehr in eine Doppelwelt aus Schein und Sein. Mit 19 kam er in die Psychiatrie: schwere Psychose. Obwohl der Droge verfallen, schaffte er es, in die Wirklichkeit zurückzukommen und sein Abitur zu machen. Seine Erfahrungen, aber auch seine Leidenszeit als exzessiver Kiffer hat der heute 29-jährige Amon Barth, mittlerweile Vater einer sieben Monate alten Tochter, in seinem 2005 veröffentlichten Buch "Breit. Mein Leben als Kiffer" beschrieben. Ohne die Sucht zu verteufeln und ohne sie zu verherrlichen erzählt er darin schonungslos den Gebrauch von Cannabis und seinen damit verbundenen Absturz. Im Rahmen einer Lesung vor Schülerinnen und Schülern der achten bis zehnten Klassen der Gemeinschaftsschule in Limbach berichtete Barth offen über seine Drogenzeit. Organisiert wurden die Vorträge von den beiden Mitarbeitern von "Praesent", der Fachstelle für Suchtvorbeugung und -beratung der Arbeiterwohlfahrt im Saarpfalz-Kreis, Christine Maurer und Ralph Dejon.

Ziel sei es, dass Jugendliche "von einem ehemals Betroffenen etwas zum Thema Drogenmissbrauch und den damit verbundenen Risiken erfahren", betonte Maurer. Begonnen habe alles aus Neugier mit dem ersten Joint in der Clique, so Barth. Schließlich sei das Kiffen "Teil meiner Identität und zu einer Flucht aus der Realität geworden", beschreibt er seinen reibungslosen Wechsel vom Gelegenheits- zum Dauerkiffer. Den Raubbau am eigenen Körper habe er so weit getrieben, dass bei ihm schließlich eine Psychose ausgebrochen sei, eine seelische Störung, die mit Wahnvorstellungen einherging, so Barth. Dass seine Großmutter im Sterben lag, sei für ihn das Schlüsselerlebnis gewesen. Nach zwei Rückfällen habe er den Absprung geschafft.

Mit seiner Lesereise verbinde Barth das Ziel, Jugendliche für das Thema Sucht zu sensibilisieren und ihnen zu verdeutlichen, was für Risiken lauern. Es gehe ihm nicht "um Angstmache, sondern um Aufklärung", betonte Barth. Vor allem die Unfähigkeit vieler Jugendlicher, das Leben auf die Reihe zu bekommen, Druck aus der Familie, der Clique oder Schulstress könnten zu einem Abgleiten führen. "Viele Jugendliche sehen dann die Droge als Ausweg, können aber dadurch wichtige Lebensziele nicht erreichen", betonte Barth. Mit seinem Buch und seinen Vorträgen wolle er ihnen klar machen, sich auf ihre Stärken zu besinnen, sich den richtigen Freundeskreis auszusuchen, um vor der Sucht gefeit zu sein.

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Auf einen Blick Neben den beiden Lesungen in der Gemeinschaftsschule in Limbach und in der Galileo-Schule in Bexbach las Amon Barth auch noch im Von-der-Leyen-Gymnasium Blieskastel. Organisiert wurde die Lesereise in Limbach, Bexbach und Blieskastel von "Praesent", der Fachstelle für Suchtvorbeugung und -beratung der Arbeiterwohlfahrt im Saarpfalz-Kreis. Nähere Informationen zur Suchtberatung gibt es bei den beiden Mitarbeitern von "praesent", Christine Maurer und Ralph Déjon, unter Telefon (0 68 41) 9 93 63 23. re

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