Beim SR hat es „Klick“ gemacht

Saarbrücken · Manchmal beschert das Internet schöne Überraschungen. Wir haben dort nach Menschen „gegoogelt“, die in Saarbrücken geboren und in aller Welt künstlerisch aktiv sind. Und haben Erstaunliches gefunden. In loser Folge stellen wir nun interessante Menschen vor, die einst hier Zuhause waren. Heute: der Hörspiel-Regisseur Norbert Schaeffer.

 Norbert Schaeffer ist erfolgreicher Hörspiel-Regisseur.

Norbert Schaeffer ist erfolgreicher Hörspiel-Regisseur.

Foto: NDR/Cordula Kropke.

"In meiner Jugend war mir nicht klar, was ich beruflich machen möchte", erzählt Norbert Schaeffer, renommierter Hörspiel-Regisseur, der in Saarbrücken geboren wurde. "Ich habe zwar im Alter von 16 Jahren in einer Laienspielgruppe Theaterstücke inszeniert, aber das ließe sich eher gegen mich verwenden", sagt er und schmunzelt.

Zu dieser Zeit besuchte Norbert Schaeffer das Saarbrücker Ludwigsgymnasium, studierte nach dem Abitur Deutsch und Sozialkunde für das Lehramt. "Aber Lehrer wollte ich auf gar keinen Fall werden", erklärt Norbert Schaeffer. Daher promovierte er. Als die Dissertation im Jahr 1978 abgegeben war, wusste er immer noch nicht so recht, was er tun wollte. Ein Anruf beim Saarländischen Rundfunk sollte das ändern, denn er konnte dort ein Praktikum machen.

Nach zwei Wochen in der Abteilung Kulturelles Wort kam er zum Hörspiel. "Am ersten Morgen kommt mir im Flur ein Mann entgegen von Radio Bremen . Er sollte ein Hörspiel inszenieren und nahm mich mit in das Hörspielstudio, da er mich für den Regieassistenten hielt. Was dort dann geschah, hat mein Leben verändert. Ich hörte Stimmen, die in meinem Kopf Bilder erzeugten, die sich, Szene für Szene, zu einer Geschichte formten. Ich ließ mich fallen, vergaß Raum und Zeit, und wusste: Das ist meine Welt", schwärmt Norbert Schaeffer.

Die Verwechslung mit dem Regieassistenten ist schnell aufgeklärt, aber die Faszination für das Hörspiel ist geblieben. Norbert Schaeffer wurde zunächst Rundfunkjournalist, absolvierte noch zwei Jahre eine Ausbildung im Bereich Hörfunk und Fernsehen. "Eine solch umfassende Ausbildung hatte es beim Saarländischen Rundfunk vorher nicht gegeben, ich habe dort gelernt, wie eine Rundfunkanstalt arbeitet. Und das hat mir erlaubt, mich später in jeder anderen Rundfunkanstalt zurechtzufinden", erzählt Norbert Schaeffer.

Nach der Ausbildung arbeitet er zuerst als Regieassistent beim SR, 1982 folgt dann die erste Hörspielregie: "Der neue Teufel im Höllengrund". Danach wird Norbert Schaeffer für 35 Jahre in allen Rundfunkanstalten in Deutschland Hörspiele inszenieren, darunter "Stiller" nach Max Frisch , "Eine Frau flieht vor einer Nachricht" nach David Grossman oder "Das dritte Buch über Achim" nach Uwe Johnson . Viele Stücke wurden von ihm zuvor bearbeitet. 1983 wird er mit dem Kurt-Magnus-Preis für den besten Nachwuchsjournalisten des Jahres ausgezeichnet, danach gewinnt er den Prix Futura und viele Male das Hörspiel des Monats und des Jahres.

Aus dieser Zeit kann er auch die eine oder andere Anekdote erzählen. "Zu Beginn meiner Karriere musste ich eine Aufnahme in Dortmund abbrechen, weil der Schauspieler Martin Semmelrogge viel zu spät ins Studio gekommen war. Das Wenige, was bereits fertig war, überzeugte trotzdem, sodass man mir beim WDR sofort größere Aufgaben anvertraute", berichtet er und lacht.

Schwierig war es, den passenden Wohnort zu finden, denn Norbert Schaeffer arbeitete für Rundfunkanstalten in ganz Deutschland. "Meist habe ich in Zügen gelebt", sagt er. Erst im Jahr 2006 wird er sesshaft, folgt einem Ruf des Programmdirektors des NDR, dessen Hörspielabteilung zu leiten. Seither wohnt er mit seiner Frau am Rande der Lüneburger Heide.

Seit dem Jahr 2014 arbeitet Norbert Schaeffer nur noch als Bearbeiter von Hörspielen und "wenn mich das Stück interessiert". Dafür gibt es seither wieder gelegentliche Besuche in Saarbrücken - dort, wo seine bemerkenswerte Karriere einst begann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort