Begreifen durch Berühren

Mosberg-Richweiler · Die Schafzucht der Familie Benz bekam besonderen Besuch. Junge Schüler mit Behinderungen nahmen einen langen Weg auf sich, um zu sehen, wie Schafe geschoren und Lämmer gefüttert werden – Streicheleinheiten inklusive.

 Monika freut sich über die Nähe eines Lamms. Fotos: Daniel Ames

Monika freut sich über die Nähe eines Lamms. Fotos: Daniel Ames

 Wilfried Benz schert ein Schaf. Die Kinder konnten so lernen, woher die Pullover kommen.

Wilfried Benz schert ein Schaf. Die Kinder konnten so lernen, woher die Pullover kommen.

Acht Kinder um die zwölf Jahre der Homburger Förderschule für körperliche und motorische Entwicklung besuchten die Schafzucht der Familie Benz. "Lächelnde Gesichter auf beiden Seiten", beschreibt Ulrike Benz die Stimmung. Sie und ihr Mann Wilfried zeigten den Schülern, wie Schafe geschoren werden, wo die Milch herkommt und wie sich die ölige Wolle anfühlt.

Vor Ort entwickelte sich schnell ein Kontakt zu den Tieren. Im Gehege durften die Milchlämmer gestreichelt werden. Jonas ist blind und sitzt im Rollstuhl; ihm wurde ein Lamm auf den Schoß gelegt, damit er es betasten konnte. Und es fühlte sich offenbar wohl: Beim sanften Streicheln schlummerte es friedlich ein. "Es hat wohl die besondere Verbindung gespürt, denn es hat gar nicht gezappelt", sagt Ulrike Benz. Selbst der junge Kerem, der normalerweise um alles auf vier Beinen einen großen Bogen macht, traute sich, die Lämmer zu streicheln.

Damit die Kinder sehen konnten, woher die Wolle für Pullover kommt, schor Wilfried Benz vor der Gruppe ein Schaf. "Das ist wie beim Frisör", sagte Ali, während sich ein Berg von Schurwolle auftürmte. Sie befühlten die frisch abrasierte Wolle, die noch vom Wollfett triefte, das den Tieren als Schutz dient. Zum Scheren werden die Schafe auf den Hintern gesetzt. Um zu demonstrieren, was die Lämmer trinken, drückte Wilfried Benz auf das Euter, sodass die Milch der juchzenden Gruppe entgegen spritzte. Das sorgte laut Klassenlehrerin Katrin Klonau noch Tage danach für Gesprächsstoff in der Klasse.

"Gerade für Menschen mit Behinderung ist es wichtig, Dinge zu sehen und mit den Händen zu berühren, um sie zu begreifen", sagt Klonau. Im Unterricht stand gerade das Thema Landwirtschaft und Lebensmittel auf dem Programm. Durch einen Artikel in der Saarbrücker Zeitung habe sie vom Angebot der Familie Benz erfahren, die als außerschulischer Lernort am St. Wendeler Bildungsnetzwerk teilnimmt. "Sich zu bewegen und aktiv nach außen zu sein, ist ein Leitsatz unserer Schule", unterstreicht Klonau. Dafür wurde auch die einstündige Fahrt von Homburg nach Mosberg-Richweiler in Kauf genommen.

In der Küche rührte derweil Frau Benz mit Luisa die Milch für die Lämmer an. Die strahlenden Kinder gaben den Lämmern abwechselnd die Flasche. "Es war ein erfüllter Nachmittag, der gezeigt hat, dass es sich lohnt, unsere Energie einzusetzen", sagte Ulrike Benz. Die Familie hält eine Herde von 320 Mutterschafen mit ihrer Nachzucht.

Interessierte, Kindergarten- und Schulgruppen sind nach Absprache dazu eingeladen, sich die Zucht anzuschauen und die Tiere hautnah kennenzulernen. Dafür bietet sich besonders die Zeit der Schafschur zwischen Mai und Juni an. Infos: Tel. (0 68 57) 6 92 09.

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