Beatlemania ohne Hysterie im Saalbau

St Wendel · Der Auftritt hatte schon museale Züge. Die Cavern Beatles haben den 400 Zuhörern einen Ausflug in die 1960er-Jahre beschert. Für gute zwei Stunden war die große Zeit der Liver-pooler Pilzköpfe zurück.

 Die Cavern Beatles auf der Bühne. Foto: Frank Faber

Die Cavern Beatles auf der Bühne. Foto: Frank Faber

Foto: Frank Faber

Die Instrumente sind historisch, die Perücken von Paul Mc Cartney alias Chris O'Neill und George Harrison (Richard Blasberry) sitzen wie angegossen. Nur die hysterisch kreischenden Mädels im Minirock fehlen in der ersten Sitzreihe im Saalbau zur absoluten Beatlemania. Macht aber nix. "I want to hold your hand" und "Please, please me", die ersten Lieder räumen auf mit der vorherigen Wartesaal-Atmosphäre. Wie in einem Theaterstück kopieren die detailverliebten Liverpooler Cavern Beatles mit Hochachtung die Fab Four. "Die Art sich zu bewegen, alles ist wie bei den Beatles. Zum Beispiel wenn John Lennon mit dem Ellenbogen auf dem Keyboard spielt", sagt Sebastian Loth aus Ensheim, der einige filmische Beatles-Auftritte mit denen der Doubles verglichen hat. Selbst die verbalen Überleitungen zwischen den Songs stimmen exakt. Wie vor dem Hit "Twist and Shout", den Paul Tudhope wie John Lennon am 4. November 1963 vor der britischen Königsmutter Elizabeth, Lord Snowdon und Prinzessin Margaret im Londoner Prince of Wales Theatre ankündigt: "Für unser letztes Stück bitte ich Sie um Ihre Mithilfe: Könnten die Leute auf den billigen Plätzen mitklatschen? Und der Rest von Ihnen: Wenn Sie einfach mit den Juwelen rasseln!".

Im schwarzen Anzug steht Cavern-Paul bei "Yesterday" alleine auf der Bühne, "Michelle" hat was von einem Chanson. Die Liste des kulturellen Allgemeinguts, aus dem sich die Cover-Band bedienen kann, ist schier unerschöpflich. "Schreit, tanzt, seid verrückt" fordert John Lennon alias Paul Tudhope auf. "Im Down" beschließt die erste Konzerthälfte, die Frühphase der Beatles.

Kapelle veränderte sich

Auf einmal hat sich die Kapelle verändert. Die maharadscha-ähnlichen Seidenkostüme direkt vom "Sgt. Pepper's"-Album wirken skurril, die Musiker tragen Schnauzbärte, der Beatles-Sound ist psychedelischer geworden, die Droge LSD hat die Runde gemacht. Was der Musik keineswegs geschadet hat. "Ob-la-di, Ob-la-da" - und alle im Saal stehen auf und singen lauthals mit. Richard Blasberry, der George Harrison der Formation, intoniert überragend "While my guitar gently weeps". Natürlich mit der Nickelbrille auf Nase verkörpert der ganz in Weiß gekleidete langhaarige John Lennon die "Love & Peace-Ära". Yoko Ono kommt nicht hinzu, dafür erklingt die Ballade über das Liebespaar. "Back in the USSR" und "Lady Madonna" sind echte Fetzer. "Let it be" selbstredend, die Hymne ohnegleichen.

"Der Sound und die Band war sehr gut. Eine Cover-Band, bei der der ehemalige Beatles-Schlagzeuger Pete Best mitgemacht hat, hat mir einen Tick besser gefallen", meint Besucher Ralf Zimmer aus Bubach. 42 Minuten hat der letzte Auftritt der Beatles am 30. Januar 1969 auf dem Dach der Londoner Apple-Studios gedauert. Das Konzert wird beinahe abgebrochen, aber die Polizei lässt die Beatles dann doch zu Ende spielen.

Zugabe-Rufe im Saalbau holen die exzellenten Kopien zum Schluss ihres Konzerts auf die Bühne zurück. Ein Spektakel zwischen Ton und Theater endet.

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