Bauer: „Wir brauchen den Platz für die Wirtschaft“

Saarbrücken · Die Erweiterung des Industriegebietes Süd weiter ins Almet hinein ist das, was man in der Politik gerne als hochemotionales Thema bezeichnet. Da soll ein Stück Natur für wirtschaftliche Interessen geopfert werden. Das Geschrei bei vielen Saarbrückern ist groß. Die Politik versucht nun zu erklären.

 Das Industriegebiet Süd hat eine ideale Anbindung: am Rande der Stadt und mit Autobahnanschluss. Deshalb will es die Stadt vergrößern – auf Kosten der Natur. Foto Bub

Das Industriegebiet Süd hat eine ideale Anbindung: am Rande der Stadt und mit Autobahnanschluss. Deshalb will es die Stadt vergrößern – auf Kosten der Natur. Foto Bub

Foto: Bub

Im Falle des "Käsbösch" soll ein Naherholungsgebiet der Industrie geopfert werden. Das klingt ungerecht. Nun ist das aber ein bisschen komplizierter, wenn eine Kommune beschließt, einen Teil seines Grundes anders zu nutzen. Denn die Kommune, das sind alle Saarbrücker. Wenn die Stadt also im "Käsbösch" ein Industriegebiet baut, dann werden da im besten Fall sich Firmen ansiedeln, die Gewerbesteuern zahlen und Menschen aus der Gegend in Lohn und Brot bringen. Die wiederum geben einen Teil davon hier in der Stadt wieder aus. Deshalb befürworten viele Stadträte das geplante Gewerbegebiet. "Wir werden in den nächsten Jahren zusätzliche Gewerbe- und Industrieflächen dringend brauchen, weil freie Flächen auf den altindustriellen Konversionsgebieten rapide zur Neige gehen", sagt Peter Bauer, Fraktionsvorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion.

In einem Masterplan seien insgesamt 107 Flächen untersucht worden. "Von vornherein außen vor gelassen wurden alle naturschutzrechtlich mit Restriktionen belegten Flächen wie Naturschutzgebiete und Landschaftsschutzgebiete sowie die Waldflächen", sagt Bauer. Das "Käsbösch" sei dabei besonders interessant, da es unmittelbar gegenüber dem Industriegebiet Süd liegt. Bauer sei bewusst, dass die Stadt seit vielen Jahren erstmals wieder einen "Grüne-Wiese-Standort" planerisch in Angriff nehme. Das erscheine ihm aber vertretbar vor dem Hintergrund der ökonomischen Weiterentwicklung der Stadt sowie angesichts der Tatsache, dass der weit überwiegende Teil des Almet nicht angetastet werde. Außerdem gebe es in Saarbrücken überragend hohen Anteil an weiteren Grünflächen, so Bauer.

Die FDP-Stadtratsfraktion spricht sich ebenfalls für eine industrielle Nutzung der Fläche "am Käsbösch" aus. "Das Gebiet ist wirtschaftlich betrachtet die ideale Fläche für die Neuansiedlung arbeitsschaffender Industrie", sagte der stellvertrentende Fraktionsvorsitzende Tobias Raab. Es sei "die Pflicht der Verwaltung, für eine industrielle Weiterentwicklung der Stadt und damit für ihre Zukunftsfähigkeit zu kämpfen". Von den Grünen forderte er, ihre "wirtschaftsfeindliche Haltung zugunsten einer Weiterentwicklung der Stadt aufzugeben".

Die Saarbrücker Grünen erneuern indes ihre Kritik an den Plänen: Naherholungsgebiete für Industrieflächen zu opfern - das sei Wirtschaftspolitik und Stadtentwicklung von vorgestern. Sie nehme der Stadt Lebensqualität und macht sie im Ergebnis unattraktiver - für die Bewohner der Stadt genauso wie für die, die es noch werden könnten.

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