Basteln an Fassaden macht Spaß

Saarbrücken. Konzentriert und in sich versunken arbeitet Maria-Sofia Caputo an ihrer großen Zeichnung eines Barocktores. "Das Tor hat mir gut gefallen, es ist so schön altmodisch", erläutert die Siebtklässlerin ihr Motiv

Saarbrücken. Konzentriert und in sich versunken arbeitet Maria-Sofia Caputo an ihrer großen Zeichnung eines Barocktores. "Das Tor hat mir gut gefallen, es ist so schön altmodisch", erläutert die Siebtklässlerin ihr Motiv.

Kunstunterricht in der Klasse 7a des Willi-Graf-Gymnasiums: Alle Schüler sind eifrig mit Zeichnungen von Architekturdetails beschäftigt, übertragen gerade die Bleistiftskizzen, die sie von Fotos abgemalt haben, auf große Pappbögen.

Unter der Anleitung des Kunstlehrers Andreas Dinter nimmt die Klasse an dem Projekt "Architektur trifft Schule" teil. Bei diesem Projekt der Architektenkammer des Saarlandes, der Wüstenrot-Stiftung und des Landesinstituts für Pädagogik und Medien (LPM) haben sich Architekten und Lehrer zusammengetan, um Schülern das Thema Baukultur im Unterricht nahe zu bringen. Insgesamt haben sich 18 Teams aus Architekten und Lehrern im Saarland gefunden. Diese Tandems bearbeiten seit Beginn des Schuljahres das Thema Baukultur in verschiedenen Unterrichtsfächern. Ziel des Projektes ist, junge Menschen für unterschiedliche Baustile, Fassadendetails und Proportionen zu sensibilisieren.

Für das Willi-Graf-Gymnasium sind der Kunstlehrer Andreas Dinter und die Architektin Kim Ahrend zusammengekommen. Seit den Fastnachtsferien wird das Thema Baukultur von beiden gemeinsam im Kunstunterricht behandelt. "Zuerst haben wir die Schüler in den Ferien auf Entdeckungsreise geschickt", erzählt der engagierte Kunstlehrer. "Die Schüler haben sich in Saarbrücken oder an ihren Wohnorten umgeschaut und Bauteile interessanter Fassaden fotografiert."

Seit der ersten Stunde nach den Ferien nimmt die Architektin Kim Ahrend am Unterricht teil. Sie gibt den Schülern Tipps, um die Details der fotografierten Fenster, Tore oder Erker genau zu erkennen. Man merkt der Architektin ihre Freude an der Arbeit mit den Schülern an, wenn sie durch die Klasse geht und den Jugendlichen beim Skizzieren hilft. "Zuerst hat mich die Wahl der Häuserfassaden sehr überrascht", gesteht sie, "denn fast alle Schüler haben sich alte Häuser, also aus der Barockzeit oder aus der Gründerzeit, ausgesucht. Und dann dachte ich eigentlich, ich müsste die Schüler beim Zeichnen unterstützen, aber die machen das richtig gut und ich helfe eher, Perspektiven wahrzunehmen", erklärt Kim Ahrend.

Die Schüler übertragen ihre Zeichnungen auf Pappkartons, die anschließend ausgeschnitten werden. Das Ergebnis soll dreidimensional werden und noch einen passenden Farbanstrich erhalten. Aber soweit sind die Schüler noch nicht. Luka Michaeli ist noch an der Zeichnung seines historistischen Nachbarhauses in der Winterbergstraße.

Dagegen haben sich Jan-Nicklas Seitz und Maxim Zimmer für ein modernes Haus als Vorlage entschieden. Und Sara Ziebura arbeitet an einem Jugendstil-Balkon. Alle Schüler sind mit Eifer dabei, und sie sind sich darüber einig, dass das Basteln einer Fassade richtig Spaß macht.

Auf die Ausstellung in der Architektenkammer in Saarbrücken im Juni, in der die fertigen, dreidimensionalen Modelle vorgestellt werden, kann man daher gespannt sein. "Fast alle Schüler haben sich alte Häuser, also aus der Barockzeit oder aus der Gründerzeit, ausgesucht."

Architektin Kim Ahrend

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