Barrierefreiheit wird zum Reizwort

Saarbrücken · In der Landesbauordnung heißt es nun, öffentliche Gebäude sollen „barrierefrei“ sein, nicht mehr „rollstuhlgerecht“, wie es vorher hieß. Jetzt ist eine Diskussion darüber entbrannt, was das eigentlich heißt.

Foto: Fuhrmann

Öffentliche Gebäude sollten laut der Landesbauordnung für Rollstuhlfahrer zugänglich sein. Doch bedeutet "rollstuhlgerecht" wirklich das Gleiche wie "barrierefrei"?
Diskussion entbrannte

Mit der Änderung der Landesbauordnung im Juli entbrannte eine Diskussion darüber, ob Rollstuhlfahrer in öffentlichen Gebäuden mehr Hürden zu überwinden haben.

Hintergrund: Im Paragrafen 50 der Landesbauordnung heißt es seit Juli nicht mehr, dass öffentliche Gebäude "rollstuhlgerecht", sondern "barrierefrei" sein sollen (die SZ berichtete). Betroffene Menschen mit Behinderung wie Klaus Lessel vom Aktionskreis Rollstuhlfahrer äußerten sich dazu kritisch und befürchteten, dass für sie Nachteile entstehen könnten. Die Regierungsfraktionen im Landtag sind hingegen der Ansicht, die Forderungen behinderter Menschen sogar mehr zu berücksichtigen als bisher. Auch Dunja Fuhrmann, Behindertenbeauftragte der Stadt Saarbrücken , kann die Kritik der Rollstuhlfahrer nicht nachvollziehen: "Wir, der Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter des Saarlandes, sind über die derzeitige Diskussion sehr verwundert." Im Baurecht stehe nicht, was "rollstuhlgerecht" eigentlich bedeutet. Fuhrmann schließt sich der Landtagsmehrheit an. Sie sagt, der Begriff "barrierefrei" sei umfassender als das Wort "rollstuhlgerecht" und trage den Forderungen von Menschen mit Behinderungen stärker als bisher Rechnung.

Was die Änderung für die Stadt bedeutet, fasst ihr Sprecher Thomas Blug zusammen: Die öffentlichen Gebäude , die bereits eine Baugenehmigung haben, müssten nicht sofort angepasst werden. Insofern soll der Bestand geschützt werden. Sollten diese Gebäude aber nach dem Baurecht verändert werden, greift für die Anträge das neue Gesetz. Gleiches gilt für neue öffentliche Gebäude . Was sich dann genau an und in den Gebäuden ändert, dazu könne die Stadt noch keine Auskunft geben, sagt deren Sprecher Thomas Blug abschließend.

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