Bald rotieren die Salzstreuer wieder

Saarbrücken/Kleinblittersdorf. Die Winterpause ist zu Ende. Schluss mit frühlingsähnlichen Temperaturen, mit Kaffee und Kuchen unter freiem Himmel. "Dabei ist es frostig, und es muss mit Straßenglätte gerechnet werden", steht für den heutigen Mittwochmorgen im Wetterbericht

 Mit jeder Streu-Tour durch die Straßen schwinden die Salzvorräte. Der Preis für Streusalz ist seit dem vergangenen Winter bereits um rund die Hälfte gestiegen. Foto: H. Lehmann

Mit jeder Streu-Tour durch die Straßen schwinden die Salzvorräte. Der Preis für Streusalz ist seit dem vergangenen Winter bereits um rund die Hälfte gestiegen. Foto: H. Lehmann

Saarbrücken/Kleinblittersdorf. Die Winterpause ist zu Ende. Schluss mit frühlingsähnlichen Temperaturen, mit Kaffee und Kuchen unter freiem Himmel. "Dabei ist es frostig, und es muss mit Straßenglätte gerechnet werden", steht für den heutigen Mittwochmorgen im Wetterbericht. Mit ersten Schnee- und Graupelschauern soll es dann am Nachmittag weitergehen: "Dazu weht ein kühler Wind aus nordwestlichen Richtungen." Weitere Schneefälle sagen die Wetterkundler für morgen voraus, und nach einem weitgehend trockenen Freitag könnten am Samstag wieder Flocken fallen.

Die Mitarbeiter der Räumdienste sind für die Rückkehr der Kälte gerüstet. Klaus Kestel, Disponent bei der Stadt Saarbrücken im Bereich Stadtreinigung-Winterdienst, und seine Leute haben schon harte Tage hinter sich.

"Wir sind mitten in der Nacht zum ersten Weihnachtsfeiertag mit mehr als 40 Leuten ausgerückt, um die Straßen vom Schnee zu befreien. 30 Männer gingen durch die Straßen und streuten von Hand", berichtet Kestel. "Wir waren nachmittags um 15 Uhr fertig, und in der Nacht zum zweiten Weihnachtsfeiertag ging es um drei Uhr weiter", erzählt der 52-Jährige. Passiert ist in Kestels 23-jähriger Dienstzeit bei der Stadt noch nichts Gravierendes. Und das obwohl jeden Winter in Saarbrücken mehr als 100 Mitarbeiter und 22 Räum- und Streufahrzeuge sowie 20 Kleinfahrzeuge im Einsatz sind.

"Hier und da musste ein Fahrer einem Fußgänger ausweichen und landete im Graben. Schlimmere Verletzungen gab es Gott sei Dank noch nicht", sagt Kestel. Der städtische Winterdienst ist in Saarbrücken für etwa 950 Kilometer Straßen zuständig - sowie für Plätze und andere Flächen mit insgesamt 35 000 Quadratmetern. Bei Schneetreiben und extremer Kälte gehen die Mitarbeiter der Stadt an ihre Leistungsgrenzen. Fast verbraucht ist der Salzvorrat der Stadt Saarbrücken.

Insgesamt 3200 Tonnen Salz, 100 Tonnen Granulat und 140 000 Liter Sole hat die Stadt vor diesem Winter eingelagert. Der kalte Winteranfang hat die Vorräte stark geschmälert. Um sie zu strecken, setzen die Winterdienstler auch Granulat ein, sagt Judith Pirrot. Sie ist Bereichsleiterin beim Zentralen Kommunalen Entsorgungsbetrieb (ZKE) der Landeshauptstadt. Auch in den kleinen Kommunen macht man sich Sorgen wegen der stark dezimierten Salzbestände. "Wir hatten 170 Tonnen Salz gekauft. Das waren schon 20 Tonnen mehr als im vergangenen Winter. Zwei Drittel der Bestände sind schon aufgebraucht. Im Januar sollen wir noch 46 Tonnen Salz bekommen", sagt Stephan Strichertz, der Bürgermeister von Kleinblittersdorf. Er setzt in den fünf Dörfern seiner Gemeinde insgesamt zwölf Mitarbeiter und sechs Fahrzeuge ein, um die Straßen von Schnee und Eis zu räumen. Auch in Kleinblittersdorf macht sich der Preisschub beim Salz mittlerweile deutlich bemerkbar. Wie die Gemeindeverwaltung mitteilt, bekam sie im April 2010 eine Tonne Streusalz noch für 98 Euro. Mittlerweile kostet die Tonne des begehrten Auftaugutes mehr als 150 Euro.

"Hier und da musste ein Fahrer einem Fußgänger ausweichen und landete im Graben."

Winterdienst-Experte Klaus Kestel über die Bilanz seiner 23 Dienstjahre

Stichwort

Nach folgenden Dringlichkeitsstufen werden in der Stadt Saarbrücken und in Kleinblittersdorf die Straßen geräumt.

In Dringlichkeitsstufe I werden die verkehrswichtigen Straßen (wie etwa Lebacher Straße, Camphauser Straße), Linien des öffentlichen Personen-Nahverkehrs - und besonders wichtig - die Zufahrten zu den Krankenhäusern von Schnee und Eis befreit. Weiterhin erfolgt ein kombinierter manueller-maschineller Winterdienst für Fußgängerüberwege, Treppen, Brücken, Auf- und Abgänge, Verbindungswege sowie Haltestellen des ÖPNV für die der ZKE zuständig ist (wie etwa sämtliche Saarbahn-Haltestellen).

Sind die wichtigsten Straßen frei, werden nach Bedarf weniger befahrene Routen geräumt und mit Feuchtsalz bestreut.

Bei letztgenannten Straßen handelt es sich um einen zusätzlichen Service, der über die gesetzliche Winterdienstpflicht der Kommune hinausgeht. Hierzu gehören die Dringlichkeitsstufen II und III.

Stufe II bezieht sich auf den Winterdienst in den übrigen, für die Verkehrsführung noch wichtigen Straßen.

Stufe III steht erst an, wenn die Stufen I und II beendet sind. In den Straßen dieser Winterdienst-Kategorie ist eine rein maschinelle Schneeräumung vorgesehen.

Beispiele für die Stufe II: Nebenstraßen wie die Leipziger Straße, Nauwieser Viertel.

Beispiele für die Stufe III: Kleine Anliegerstraßen wie Gaschhübel, Sackgassen. Allgemein: Straßen mit niedrigem Verkehrsaufkommen. leh

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