„Bal moderne“: Wenn Profitänzer und Laien zusammen ein Stück einüben

Saarbrücken · 83 Interessierte haben sich beim ersten Saarbrücker „Bal moderne“ in der Alten Feuerwache getummelt. Sie übten mit den Tänzern des Saarländischen Staatstheaters ein Stück von Ballettdirektor Stijn Celis.

 Die Profis des Staatstheaters bringen den Teilnehmern zeitgenössisches Ballett bei.Foto: Oliver Dietze

Die Profis des Staatstheaters bringen den Teilnehmern zeitgenössisches Ballett bei.Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

"Jetzt schneiden wir mit dem Arm durch die Luft, dann drücken wir die Bank weg", sagt Sarah Philomena Schmidt. Die Tänzerin am Staatstheater hat sich schöne plastische Bilder ausgedacht, um Bewegungen verständlich zu erklären. Dennoch: Das ist leichter gesagt als getan, auch weil es in diesem Getümmel ganz schön eng ist. 83 Menschen, von der Zwölfjährigen bis zur Seniorin, drängten sich am Donnerstagabend auf der mit Tanzteppichen ausgelegten Bühne in der Alten Feuerwache Saarbrücken , um ein Tanzstück zu erlernen. Ein zeitgenössisches Tanzstück, das Ballettdirektor Stijn Celis kreiert hat. "Bal moderne" nennt sich diese Art des Massen-Balletts in Paris, wo es ein Tänzer vor 21 Jahren erfunden hat.

Bälle waren Anfang der 90er Jahre in Paris etwas völlig Überholtes, etwas für alte Leute, die sich zu Musetteklängen drehten. Der zeitgenössische Tanz aber galt als etwas völlig Elitäres, was nur Eingeweihte verstehen. Um den Tanz als Gemeinschaftserlebnis neu zu beleben und Laien die aktuelle (Ballett-)Tanzsprache zugänglich zu machen, suchte sich der Pariser Tänzer Michel Reilhac damals Choreografen, die sich für Menschen ohne Vorerfahrungen kleine Stücke überlegten. Zu Tanzabenden mit den Profis treffen sich heute in Brüssel regelmäßig Hunderte in den Theatern. Die Brüsseler trugen das Konzept in alle Welt. Mit dem Belgier Stijn Celis kam die Idee jetzt nach Saarbrücken und stieß gleich im ersten Anlauf auf große Resonanz.

"Lasst die Diva in Euch raus", machte er den Saarländern Mut. Auch wenn sich der erste "Bal moderne" gleich sehr anspruchsvoll gab: Sarah Philomena Schmidt und Youn Hui Jeon brachten den Laien einen Auszug aus einem Tanzstück bei, das Celis für die Göteborger Oper entworfen hat. Auch wenn sie die Bewegungen etwas vereinfachten, so galt es doch Arme, Beine, Körper oft gleichzeitig zu dirigieren. Zur Musik von Tom Waits übten die Teilnehmer die Schrittfolge in vier Gruppen und konnten sich auch an den übrigen Balletttänzern, die sich ins Gewühl stürzten, orientieren.

"Ich gehe zwar regelmäßig Ballett gucken, habe schon ewig nicht mehr getanzt und werde es bestimmt wieder machen", schwärmte Ilona Ost-Rauber (47). Auch Hien (19), Malika (20) und Haphy (21) waren begeistert. Die drei Mädchen, die mit einer Urban-Dance-Crew auftreten, wollten "mal eine andere Richtung kennen lernen". Wienandt Arndt (44) gehörte zu den wenigen Männern, die sich trauten, mitzumachen. "Schön zu merken, dass man mal über das Aerobic hinauskommt", sagte er zufrieden. Auch Stijn Celis, der das Geschehen vom Rang aus verfolgte, zeigte sich von der Tanzbegeisterung der Saarländer überrascht. Am heutigen Samstag um 19.30 Uhr kann man noch einmal "Bal moderne" in der Alten Feuerwache tanzen.

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