Baby Luana beim Ophüls-Preis

Saarbrücken · Viele Saarbrücker bieten während des Ophüls-Preises „Ein Bett für Jungfilmer“. SZ-Autorin Kerstin Joost-Schäfer hat diesmal sogar ein Baby zu Gast. Dessen Eltern sind gemeinsam am Film „Die Katze“ beteiligt.

 Kürbissüppchen für die Ophüls-Gäste: Kerstin Joost-Schäfer (rechts) bekocht Stefan Belbe und Ina Blus. Deren fünf Monate altes Baby Luana ist sicher der jüngste Festival-Teilnehmer. Foto: Krämer

Kürbissüppchen für die Ophüls-Gäste: Kerstin Joost-Schäfer (rechts) bekocht Stefan Belbe und Ina Blus. Deren fünf Monate altes Baby Luana ist sicher der jüngste Festival-Teilnehmer. Foto: Krämer

Foto: Krämer

"Würden Sie auch eine junge Mutter mit Baby nehmen?" Als der Anruf kam, hat Kerstin Joost-Schäfer keine Sekunde gezögert. "Selbstverständlich!" Zumal sie sogar ein Kinderbettchen zur Verfügung stellen kann, das just für Enkelkind Carl angeschafft wurde. Kerstin Joost-Schäfer, die auch für unsere Zeitung schreibt, gehört zu jenen Kultur-Enthusiasten, die an der Aktion "Ein Bett für Jungfilmer" teilnehmen und Nachwuchs-Filmschaffenden Logis und - wie in ihrem Fall - auch Verpflegung bieten. Alljährlich sucht das Filmfestival Max Ophüls Preis (MOP) Privatunterkünfte für junge Cineasten, weil natürlich jedes Team gern am Festival teilnehmen möchte, aber nicht für jeden ein Hotelzimmer organisiert werden kann: Das würde die Kapazität des Festivals und auch den Geldbeutel manches Nachwuchs-Filmers überstrapazieren. Also sucht MOP Privatleute, die gratis ein Schlafsofa oder Feldbett anbieten. Als kleines Dankeschön winkt lediglich die Teilnahme an der Filmparty.

Was motiviert einen also, wildfremden Menschen ein Zuhause zu geben? "Es macht mein Leben reicher!", erklärt Kerstin Joost-Schäfer. Vor drei Jahren öffnete sie ihr Haus zum ersten Mal und beherbergte eine junge Cutterin aus Berlin, mit der sie die Ophüls-Nächte gemeinsam durchmachte. "Sie hat viel von ihrer Arbeit erzählt und mich in ihre Welt eingeführt", schwärmt Joost-Schäfer von dieser Erfahrung. "Das hat meine Bindung ans Festival sehr gefestigt." Im folgenden Jahr pennte dann ein junger Regisseur bei ihr, den sie kaum zu Gesicht bekam. Frustriert war sie deswegen nicht: "Es muss nicht immer familiär und herzlich zugehen. Darauf kommt's auch gar nicht an. Hauptsache, den Leuten ist geholfen." Und jetzt nächtigt also eine ganze kleine Familie bei ihr: Am Montag holte die Gastgeberin die Studentin Ina Blus mit deren Baby Luana vom Bahnhof ab, und am Mittwoch reiste obendrein Inas Lebensgefährte Stefan Belbe an. Beide sind an der Produktion "Die Katze" (39min; Regie, Buch, Ausstattung: Mascha Schilinski) beteiligt, die im Wettbewerb Mittellanger Film läuft und am Dienstag im Filmhaus uraufgeführt wurde.

Ina ist 30 Jahre alt, studiert Film- und Fernsehproduktion an der Filmakademie Ludwigsburg und hat den Streifen produziert; Stefan, 24, ist Mediengestalter Bild und Ton sowie Kameramann und hatte als Kameraassistent bei der Katze alle Hände voll zu tun, weil der Film auf 16 Millimeter gedreht wurde.

"Die Katze" schildert als bildgewaltiges und episches psychologisches Kammerspiel eine Mutter-Tochter-Beziehung und wurde in fünf Tagen mit schmalem Budget und "viel Schweiß, Herzblut und Zeit" gedreht, erzählt Ina, die ihr zwangloses Ersatzzuhause sehr genießt.

"Mit Baby ist Filmegucken natürlich kaum möglich", sagt sie. "Aber man kommt mit jedem ins Gespräch - so ein Säugling ist ein echter Flirtfaktor!" Und jetzt, wo ihr Freund die Kinderbetreuung mit übernehmen kann, will auch sie sich ins Kino-Nachtleben stürzen.

"Die Katze" läuft heute, Freitag, im Wettbewerb Mittellanger Film ab 20.15 Uhr im Kino Achteinhalb .

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