„Autofahrer profitieren von mehr Radverkehr“

Bersin · Christian Bersin, Leiter des Amtes für Klima- und Umweltschutz, war Referent des früheren Umweltdezernenten Kajo Breuer (Grüne). Im Gespräch mit SZ-Redakteur Markus Saeftel stellt er klar, dass er die Stelle wegen seiner Qualifikation bekommen hat und nicht, weil er Grünen-Mitglied ist. Außerdem präsentiert er Ideen für einen besseren Klimaschutz.

 Christian Bersin (47) radelt gern zu seinem Arbeitsplatz im Haus Berlin. Foto: Becker&Bredel

Christian Bersin (47) radelt gern zu seinem Arbeitsplatz im Haus Berlin. Foto: Becker&Bredel

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Ihr Parteifreund Ingo Friedrich arbeitete im Umweltamt und hat vor seinem Wechsel zum Klinikum Saarbrücken geklagt, alle wichtigen Entscheidungen würden im Baudezernat getroffen. Sind Sie als Leiter des Amtes für Klima- und Umweltschutz also ohne Einfluss?

Bersin: Das sehe ich nicht so. Die Zusammenarbeit mit dem Baudezernat ist sicher wichtig und funktioniert auch. Es gibt aber sehr viele Bereiche, wo das Amt für Klima- und Umweltschutz wichtige Kompetenzen hat. Das reicht vom Verkehr über die Luftreinhaltung, Mobilfunk, fairen Handel und Artenschutz bis zu den Stadttauben. Beim Lärmaktionsplan arbeiten wir zum Beispiel gut mit dem Ordnungs-, Straßen- und Stadtplanungsamt zusammen.

Wie wollen Sie den Klimaschutz verbessern?

: Das Wichtigste ist eine hohe Lebensqualität für die Bürger. Das heißt zum Beispiel: Die Stadt darf sich nicht zu stark aufheizen. Deshalb ist es wichtig, dass Gebiete, wo frische kalte Luft in die Stadt strömt, nicht zugebaut werden. Auch mehr Bäume und Grünflächen sind wichtig. Wir überprüfen an den städtischen Gebäuden aber auch regelmäßig den Stromverbrauch und versuchen, diesen zu senken.

Hat die Stadt ein Klimaschutzkonzept?

Bersin: Das Ziel war ein städtisches Klimaschutzkonzept, aber der Regionalverband hat im Alleingang und ohne Abstimmung mit den Kommunen ein eigenes in Auftrag gegeben. Wir hätten es gerne selbst gemacht, aber wegen des Haushaltsanierungskonzepts ist das für die Stadt schwerer, weil es sich beim Klimaschutzkonzept um eine freiwillige Ausgabe handelt. Da hat es der Regionalverband einfacher. Das Konzept ist aber leider noch nicht fertig.

Was muss sich in der Verkehrspolitik ändern?

Bersin: Wir müssen ein Umdenken bei den Menschen anstoßen. Die Stadt stellt jetzt zum Beispiel ein Elektroauto zur Verfügung, damit die Mitarbeiter weniger Dienstfahrten mit dem eigenen Auto machen. Wegen der steigenden Spritpreise setzen immer mehr Bürger auch auf Bus und Bahn. Dazu kommt, dass der Anteil des Radverkehrs steigt. Von den Umsteigern profitieren am Ende auch die Autofahrer, weil es weniger Staus gibt.

Was erwidern Sie Kritikern, die sagen: Jetzt haben die Grünen nach dem Dezernenten Thomas Brück auch noch einen Amtsleiter durchgedrückt, der Referent von Bürgermeister Kajo Breuer war - ganz egal, welche Qualifikation er hat.

Bersin: Ich kenne niemanden, der meine Qualifikation kritisiert. Ich habe es nicht nötig gehabt, Unterstützung von den Grünen zu bekommen. Und wenn, hätte ich die Gelegenheit ja noch unter Breuer gehabt. Die Stelle war ja 14 Monate verwaist. Ich habe die Stelle aber erst im November nach einem ganz normalen Auswahlverfahren bekommen. Es ist ja klar, dass ich mich als Grüner sehr für Umweltthemen und damit für dieses Amt interessiere.

Wie sehen Sie die aktuelle Diskussion über Windkraft-Standorte und den Abstand der Anlagen zu den Häusern?

Bersin: Ich halte es für schädlich, wenn der Mindestabstand auf 800 Meter erhöht werden sollte. 650 Meter sind in Ordnung, alles andere ist eine zu hohe Hürde. Dann könnten in Saarbrücken fast keine Windräder mehr aufgestellt werden. Doch die Windkraft ist sehr wichtig für eine günstigere Stromversorgung und den Klimaschutz. Damit könnte der Kohlendioxidausstoß spürbar gesenkt werden.

Dezernent Thomas Brück galt in seiner Zeit als Fraktionschef nicht als Freund Kajo Breuers. Ist die Zusammenarbeit schwierig, weil sie ein Vertrauter Breuers waren?

Bersin: Nein, die Zusammenarbeit läuft sehr gut. Es ist mit Thomas Brück nicht schwierig geworden.

 Der Deutsch-Französische Garten ist wichtig für ein gutes Klima. archivfoto: Becker&Bredel

Der Deutsch-Französische Garten ist wichtig für ein gutes Klima. archivfoto: Becker&Bredel

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HintergrundChristian Bersin war von Juli 2003 bis Februar 2010 persönlicher Referent des Umweltdezernenten Kajo Breuer (Grüne). Dann wechselte Bersin ins Amt für Klima- und Umweltschutz. Dort beschäftigte er sich nach eigenen Angaben unter anderem mit den Themen Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV), Elektromobilität und fairer Handel. Beim ÖPNV habe er am Nahverkehrsplan für Saarbrücken mitgearbeitet. Bersin: "Es ist wichtig, dass die Stadt wieder selbst Aufgabenträger des ÖPNV ist und nicht mehr der Zweckverband auf Regionalverbandsebene." Auch die Geschäftsführung für den Arbeitskreis Prävention/Innere Sicherheit habe er in dieser Zeit übernommen, obwohl das nicht zu den Aufgaben im Umweltamt gehört. Bersin erklärt: "Ich habe mich also mit einer Palette verschiedener Themen beschäftigt." Seit 1993 ist er Mitglied bei den Grünen. sm

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