Autofahrer bald planlos auf Parkplatzsuche?

Saarbrücken · Nur noch einfache Schilder statt elektronischer Tafeln, die anzeigen, wie viele Parkplätze wo frei sind – für den Automobilclub ADAC ist das ein Rückschritt. „Standortmarketing vom Feinsten“, spottet die Stadtrats-CDU.

 Ab März soll das Parkleitsystem so aussehen. Foto: Dietze

Ab März soll das Parkleitsystem so aussehen. Foto: Dietze

Foto: Dietze

Für Autofahrer, die in Saarbrücken einen Parkplatz suchen, wird es komplizierter. Jedenfalls dann, wenn die Stadt wirklich das neue Parkleitsystem installiert, das Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer vergangene Woche zusammen mit der privaten Parkhaus- und Parplatzgesellschaft Q-Park vorgestellt hat. Der Automobilclub ADAC und die CDU-Stadtratsfraktion sehen im neuen System einen Rückschritt, der Autofahrern die Parkplatzsuche erschwert.

Jede Parkfläche soll auf blauen Tafeln mit weißer Schrift durch eine Zahl symbolisiert werden - je kleiner die Zahl ist, desto zentraler ist die Parkfläche gelegen. So stehen etwa P2 für das Parkhaus am Rathaus und P21 fürs Saarbrücker Schloss. Je größer die Schrift ist, in der das P und die Nummer dazu geschrieben sind, desto näher liege die Parkfläche, erklärte die Stadtverwaltung.

Mann wolle "nicht jeder Neuerung direkt negativ gegenüberstehen", versicherte Frank Finkler vom ADAC Saarland gestern. Aber das beste aller Systeme sei das von der Stadt geplante nicht. Besser wäre es, wenn die Namen oder Standorte der Parkplätze und Parkhäuser angeschrieben sind und ein elektronisches System anzeigt, wie viele Plätze dort noch frei sind. Ob das neue Saarbrücker System den Autofahrern effektiv helfe sei "fraglich".

Der ADAC hätte von so einem System abgeraten - wenn er denn gefragt worden wäre. Solche "statischen Systeme", wie Saarbrücken es plane, seien bestenfalls für den Übergang geeignet. Aber, sagt Finkler, "Immerhin haben sie die üblichen Farben Blau und Weiß beibehalten".

Auch der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Stadtratsfraktion, Hermann Hoffmann, findet, dass das geplante System ein Rückschritt ist. "Zweifelsfrei ist die vorhandene Technik mittlerweile alt, störungsanfällig und dadurch teuer. Muss das jedoch dazu führen, dass wir uns von der Zielsetzung verabschieden, Besucher der Stadt - und davon gibt es täglich Tausende - möglichst zielsicher in ein geeignetes freies Parkhaus oder auf einen Parkplatz hinzuführen?", fragt er.

"Während andere Städte aufrüsteten, ihre Leitsysteme optimierten und zusätzlich beispielsweise per Handy alle fünf Minuten aktualisierte Übersichten freier Parkplätze anzeigten, mache Saarbrücken eine Rolle rückwärts", beklagt Hoffmann. Das sei "Standortmarketing vom Feinsten".

Q-Park zahlt die 180 000 Euro, die die neuen Schilder kosten, muss aber nicht mehr die rund 60 000 Euro zahlen, die die Wartung des bisherigen Systems gekostet hat. Das Unternehmen, das "eine monopolartige Stellung in der Saarbrücker Parklandschaft" habe, sei damit "fein raus", sagt Hoffmann.

Um zu klären, ob man Q-Park die Kosten für ein besseres System aufbürden kann, habe die CDU Einsicht in die Verträge der Stadt mit Q-Park beantragt. Hoffmann: "In München hat die Stadtverwaltung vor Jahren monatelang mit den Parkhausbetreibern gestritten und verhandelt, bis diese sich zu einer Kostenübernahme verpflichtet haben. In Saarbrücken gehen die Uhren anders."

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