Auszeichnung für sozial engagierte Jungs

Saarbrücken · Bis zu hundert Stunden halfen 24 Gemeinschaftsschüler in Kindertagesstätten. Dafür bekamen sievom Paritätischen Bildungswerk Rheinland-Pfalz/Saarland Urkunden, ein Taschengeld, einen positiven Vermerk im Zeugnis – und jetzt auch den Titel „Sozial engagierte Jungs“ .

 Männer arbeiten nur selten in Kitas. Dabei würden viele Kinder sich über einen Erzieher freuen. SZ-Archiv-foto: Malte Christians/dpa

Männer arbeiten nur selten in Kitas. Dabei würden viele Kinder sich über einen Erzieher freuen. SZ-Archiv-foto: Malte Christians/dpa

Diese Auszeichnung haben sich 24 Schüler aus den Gemeinschaftsschulen Sulzbachtal-Dudweiler, Ludwigspark, Riegelsberg, Rastbachtal und den Erweiterten Realschulen Hermann-Neuberger Völklingen und Peter-Wust Püttlingen schwer verdient. Sie sind seit Montagabend offiziell "Sozial engagierte Jungs", denn sie bekamen vom Paritätischen Bildungswerk (PB) Landesverband Rheinland-Pfalz/Saarland die entsprechenden Urkunden. Hans-Jürgen Stuppi, Geschäftsführer des PB: "Zweimal die Woche sind sie quasi ohne Pause direkt von der Schule in eine Kindertageseinrichtung, um dort noch einmal vier Stunden zu arbeiten. Das schlaucht." Bis zu hundert Stunden hätten einige so absolviert und das alles nur für ein kleines Taschengeld und eine Notiz auf dem Zeugnis. "Jungs in einer Frauendomäne", so sagte Jugendamtsleiterin Uschi Biedenkopf in ihrer Ansprache.

Eine Tatsache, die noch auf altem Rollendenken basiere. Erziehungsberufe seien meist Teilzeitjobs und schlecht bezahlt. Und da nach antikem Rollenbild der Mann die Familie zu ernähren habe, würde es die Jungs zu den besser bezahlten technischen Berufen ziehen.

28 Jungs hatten das Projekt begonnen, unter ihnen Steffen Beyer und Manuel Schrempf, die ein bisschen über ihr Leben als "Sozial engagierte Jungs" plauderten. Steffen: "Es war so, wie ich es mir gedacht habe: Vom ersten Tag an durften wir mit den Kindern spielen und basteln." Von seinen Schulkollegen ist er wider Erwarten nicht gehänselt worden: "Ich habe meiner Klasse gleich gesagt, dass ich dabei mitmache, und da kamen keine dummen Kommentare." Spaß hat es beiden gemacht. Manuel: "Das lief alles viel besser, als ich es erwartet habe, ich möchte jetzt eine Ausbildung in einer Kindertageseinrichtung machen." Kitas sind ab sofort auch eine Option bei der Berufswahl: "Zunächst mal ein Praktikum, dann Schule so weit wie es geht und dann eine Ausbildung im sozialen Bereich."

Das alte Rollenbild zwischen Mann und Frau kloppte dann noch endgültig einer in die Tonne, der eigentlich als harter Macho rüberkommt. Nämlich Rapper Emmo, der mit seinen Musikerkollegen vom Verein Zweite Chance Saarland für die Unterhaltung bei der Feierstunde zuständig war: "Es gibt keine Männer- und Frauenberufe. Und in der Sozialarbeit gibt es vielleicht nicht so viel Geld, dafür wird das Herz belohnt, und das kommt irgendwann zurück."

Zum Thema:

Auf einen BlickMit dem Zertifikat "Sozial engagierte Jungs" wurden ausgezeichnet: Leon Annel, Steffen Beyer, Ismail Bilgic, Nuhat Bozkurt, Lazgin Dar, Tamer Dilek, Carlo Groß, Shamir Iqbal, Patryk Krol, Kevin Küth, Mike König, Mirco Müller, Geronimo Ott, Dennis Pohl, Manuel Schrempf, Antonio Sedita, Dennis Seibel, David Speicher, Raphael Stillemunkes, Jan Stuhlsatz, Nicolas Trier, Szymon Witka, Julian Wladyka, Jonas Zemke. al

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort