Außergewöhnliche „Fuchsjagd“ im Saarbrücker Wald

Saarbrücken · Wie normale Jogger sehen sie wirklich nicht aus, denn sie haben Funkpeilgeräte in der Hand. Kurz vor der Weltmeisterschaft in Bulgarien trafen sich Amateurfunker zum internationalen Wettbewerb in Saarbrücken.

 Michael Gutmann (rotes Trikot) aus Wörth und der Berliner Christian Drews gingen gleichzeitig auf die Strecke. Foto: Lang

Michael Gutmann (rotes Trikot) aus Wörth und der Berliner Christian Drews gingen gleichzeitig auf die Strecke. Foto: Lang

Foto: Lang

Der Puls bei den beiden Läufern steigt, als die Startanlage im Wald bei Scheidt zu Piepen beginnt. Erst jetzt dürfen Michael Gutmann aus Wörth und Christian Drews aus Berlin ihre Funkpeilgeräte einschalten, mit denen sie die versteckten fünf Füchse orten können. Keine Sorge: Reinecke geht es nicht an den Pelz. Bei dieser internationalen deutschen Meisterschaft im Amateurfunkpeilen auf Saarbrücker Boden werden mittels Kopfhörer, Peilempfänger und Karte versteckte Sender gesucht. Und die heißen in Fachkreisen "Füchse". Deshalb wird das Funkpeilen auch als "Fuchsjagd" oder Amateur Radio Direction Finding (ARDF) bezeichnet. Die fünf Geräte senden jeweils eine Minute. Der erste Sender beginnt, und sobald er nach einer Minute den Betrieb einstellt, folgt der nächste. Sind alle fünf durch, geht es wieder von vorne los. Die "Füchse" senden dabei unterschiedliche Morsecodes, welche die Läufer über Kopfhörer erkennen können. Zirka 50 Minuten brauchen die Läufer, um den Parcours zu absolvieren. Wer das Zeitlimit von zwei Stunden überschreitet, wird disqualifiziert.

Die Meiers, Barbara und Herbert aus dem Erzgebirge, begeistern sich seit Jahrzehnten für diesen Sport. "Wie viele aus den neuen Bundesländern, wo das Funkpeilen sehr verbreitet war", sagt er, der in der Szene als Heiko und einer kryptischen Zahlen- und Buchstabenfolge bekannt ist. Mit der einzigartigen Funknummer ist jeder Funker weltweit eindeutig zu identifizieren.

Auf dem Parcours geht es derweil um wichtige Weltranglistenpunkte. Der Wettbewerb in Saarbrücken ist der letzte vor den Weltmeisterschaften in Bulgarien. Wer einen "Fuchs" gefunden hat, steckt seinen Laufdatenstift in die Buchse des "Fuchses", gleiches erfolgt am Ziel. Frank Kneip, Amateurfunker aus Altenkessel und Mitglied der Amateurfunker in Völklingen-Wehrden, läuft nicht mit. Er schätzt das Gelände als anspruchsvoll ein , und kann das auch begründen: "Die Läufer werden einige Reflexionen orten." Also nicht die Morsecodes selbst, sondern eine Art Echo, welche die Topografie mit sich bringt. So zu sagen Irrlichter statt zuverlässiger Fuchsspuren. Der Franzose Patrice Vette steht in der Kategorie Männer 40 weit vorne. 44 Minuten und 25 Sekunden hat er am Samstag mit größeren Antennen gebraucht. Auch mit der kleineren Antenne läuft er am Sonntagvormittag mit. Auf "Fuchsjagd" gehen die Läuferinnen und Läufer alleine. Um das Teilnehmerfeld zügig durch den Wettbewerb zu bringen, ist es aber möglich, zwei Starter aus verschiedenen Altersgruppen gleichzeitig starten zu lassen. So wie bei Gutmann und Drews, die schon kurz nach dem Start einige Meter trennen.

Bald ist jeder auf sich allein gestellt und verfolgt seine Strategie. In der Wettbewerbszentrale in der Hermann-Neuberger-Sportschule verrät Funktionär Werner Wienand, den alle nur unter seinem Funknamen "Charly" kennen, einen Grundsatz: "Auf den Wegen ist man immer schneller."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort