Aus der Karibik an die Saar

Saarbrücken · Vor 17 Jahren verließ die gelernte Erzieherin Gail Benoit ihre Heimat in der Karibik, weil sie die Welt kennenlernen wollte. Inzwischen ist sie 43 Jahre alt und seit Kurzem auch deutsche Staatsbürgerin.

 Gail Benoit aus Trinidad und Tobago wurde in Saarbrücken eingebürgert. Foto: Iris Maurer

Gail Benoit aus Trinidad und Tobago wurde in Saarbrücken eingebürgert. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Gail Benoit (43) stammt aus einem Land, das als Urlaubsparadies gilt: Trinidad und Tobago, dem karibischen Inselstaat vor der Küste Venezuelas. "Ich wurde auf der Insel Tobago geboren. Sie ist die schönere der beiden Inseln. Bei uns sind die Strände noch weißer, das Meer noch türkisfarbener", schwärmt die 43-Jährige.

Vor 17 Jahren verließ die gelernte Erzieherin ihre Heimat: "Ich wollte die Welt kennenlernen. Ich arbeitete damals in einem Hotel. Etwa 80 Prozent der Gäste kamen aus Deutschland. Ich dachte, es könnte nicht schaden, die Sprache zu lernen." Sie fand einen Job als Erzieherin auf der amerikanischen Militärbasis in Heidelberg. Mittlerweile ist ihr Deutsch perfekt. "Aus einem Zwischenstopp wurde ein Leben, in dem es an nichts fehlt, außer einer größeren Wohnung in Saarbrücken", sagt sie lachend. Vor einigen Wochen bekam sie im Rathaus ihre deutsche Einbürgerungsurkunde. Kurz darauf besuchte sie das Rathaus erneut, um sich zum ersten Mal an einer Bundestagswahl zu beteiligen. Es gibt viele Gründe, beschreibt sie, warum sie sich einbürgern ließ: "Einer ist, dass Deutschland mittlerweile mein Zuhause ist, mein Leben spielt sich hier ab. Außerdem war ich es leid, dass ich bei Reisen oft ein Visum brauchte." Die Passkontrollen am Flughafen in der Schlange der Nicht-EU-Bürger sei immer deutlich länger, erklärt die Neu-Deutsche, die froh ist, dass sie auch ihre alte Staatsbürgerschaft behalten durfte. "Wenn man schwarz ist", berichtet sie, "ist man bei den Kontrollen besonders im Fokus. Ich wurde ständig von oben bis unten gefilzt." Fremdenfeindlichkeit will sie den Grenzbeamten an den Flughäfen nicht unterstellen: "Sie werden ihre Gründe haben." Auch im Alltag erlebt sie nie Fremdenfeindlichkeit: "Ich weiß, dass es das in Deutschland gibt, aber mir ist es nie widerfahren."

Doch es gibt eine andere Geschichte, die ihr noch heute ein breites Lachen ins Gesicht zaubert. 2007 war sie Teilnehmerin der Euro-Games - eines jährlichen Sportgroßereignisses für homosexuelle Sportler - in Antwerpen. Benoit spielt Golf, hatte damals ein Handy-cap von 25 und lernte bei einer Party eine Saarländerin kennen. "Anke spielte Badminton. Wir kamen bei einer Party ins Gespräch. Zuerst unterhielten wir uns eine ganze Zeit lang auf Englisch, bis sie schließlich fragte, woher ich angereist bin. Als ich Heidelberg sagte, war klar, dass ich auch Deutsch spreche." Für ihre Beziehung ließ sie sich ein Jahr später auf die Ramsteiner Base versetzen und arbeitet heute "im Einzelhandel bei den Amerikanern".

Der größte Unterschied zu ihrem Heimatland sei, dass es in Tobago keine verschlossenen Türen gebe: "Besuche kündigen sich nicht an, sondern man geht einfach durch die offene Tür. Der Kontakt zu Nachbarn ist intensiver als in Deutschland. Alles ist dort familiärer." Aber auch der Saarländer sei gesellig, sagt sie: "Mir ist aufgefallen, dass Saarländer gerne feiern: Jeden und alles! Und sie sind herzlich. Das gefällt mir."

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