Aufstand gegen das "Ich, ich, ich"

Saarbrücken. Ach, dieser Huber, werden Sie jetzt sagen. Was will er denn schon wieder. Was kann er denn schon wollen, dieser selbst ernannte "Gedankenschauspielkünstler", außer wieder einen seiner Monologe am Klavier zu zelebrieren. Wo der Hochleistungsredner endlos philosophierend um sich selber kreist und um die Frage, ob das, was er da macht, überhaupt Theater ist

 Martin Huber und Giorgia Cavini. Foto: C. Spanier

Martin Huber und Giorgia Cavini. Foto: C. Spanier

Saarbrücken. Ach, dieser Huber, werden Sie jetzt sagen. Was will er denn schon wieder. Was kann er denn schon wollen, dieser selbst ernannte "Gedankenschauspielkünstler", außer wieder einen seiner Monologe am Klavier zu zelebrieren. Wo der Hochleistungsredner endlos philosophierend um sich selber kreist und um die Frage, ob das, was er da macht, überhaupt Theater ist.

Nein, falsch: Diesmal kommt alles anders. Zwar holt Martin Huber alias Jerome aus zu einem musikalischen Monolog und hat dafür sogar das Klavier zerlegt, doch fährt ihm eine Frau in die Parade: Kollegin Giorgia Cavini probt in Gestalt einer gewissen Felicitas den Aufstand gegen dieses ewige "Ich, ich, ich" und will mitspielen in "Kla Via Tour", was wörtlich übersetzt dem assoziationsfreudigen Untertitel "Schlüssel, Weg und Folge" entspricht. Cavini?

Hat die nicht schon in Hubers letzter Produktion "Mondscheinsonate" mitgewirkt? Ja, hat sie, und dennoch ist "Kla Via Tour", die wie alle wohltemperierten und spirituellen Huber-Produktionen im Theater im Viertel (TiV) läuft, keine schnöde Fortsetzung. Die widerspenstige Felicitas ist eine andere Person, mit anderer Biografie - nein, halt, stopp. Das ist jetzt auch wieder so ein Streitpunkt zwischen den beiden. Muss denn so ein Charakter unbedingt eine Vergangenheit haben oder kann er nicht einfach nur existieren? Und: Braucht's eine Regie? Über derlei Fragen, was das Theater kann, soll, darf und muss, hat es zwischen den beiden Wahlsaarländern Huber und Cavini bereits im vergangen Jahr richtig gekracht. Aber das muss wohl so sein, weil derlei Fragen unweigerlich in eine Art dramatischen Beziehungskampf münden. Aber was will er denn nun, der Huber? "Das Stück ist eine Erklärung, warum ein Gedankenschauspieltheater eine eigene Berechtigung hat gegenüber dem Anspruch von Geschichten und Figuren", sagt der Huber.

"Die Erklärung wird in eine theatrale Situation gepackt, indem die eine Figur, Jerome, um ihre Argumentationsberechtigung auf der Bühne ringt, und die andere, Felicitas, nach ihrem Eingreifen vor allem darum kämpft, eine Situation und eine Geschichte mit Figuren entfalten zu dürfen." Was folgt, ist also eine fiktive und subtil erotisch aufgeladene Auseinandersetzung, der quasi eine dramatisch bearbeitete und musikalisch erweiterte reale Auseinandersetzung zugrunde liegt. Insofern ist das Stück - falls man überhaupt von einem solchen reden kann und es sich nicht vielmehr um eine Komposition aus Gedanken, Haltungen und Gefühlen handelt - ein Erklärungsversuch, warum der Huber auf der Bühne so viel erklären muss.

Haben Sie das jetzt verstanden? Gut. Aber erwarten Sie bitte keine Handlung, denn die braucht der Huber nicht. Lassen Sie es einfach geschehen, assoziieren Sie getrost vor sich hin, aber machen Sie sich bloß keine Gedanken. Denn die macht sich ja schon der Huber.

Premiere: Donnerstag, 6. Dezember, 20 Uhr, TiV. Wieder: 8. und 15. Dezember; 15./16. und 22./23. Februar 2013. Karten: Tel. (06 81) 390 42.

dastiv.de

 Martin Huber und Giorgia Cavini. Foto: C. Spanier

Martin Huber und Giorgia Cavini. Foto: C. Spanier

kla-via-tour.de

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