Aufdringliche Werber belästigen Saarbrücker Passanten

Saarbrücken · Werber der Hilfsorganisation „World Vision“ sind bei ihrem Einsatz für die gute Sache offenbar über das Ziel hinausgeschossen. Mehrere SZ-Leserreporter berichten, dass die Mitarbeiter ihnen auf die Pelle gerückt seien und sich im Ton vergriffen hätten.

Mehrere SZ-Leser-Reporter beschweren sich über aufdringliche Werber für die Organisation "World Vision". Eine Gruppe von Mitarbeitern des christlichen Hilfswerks, das unter anderem in der Entwicklungszusammenarbeit und Katastrophenhilfe tätig ist, hätten kürzlich vor einem Saarbrücker Einkaufszentrum gestanden, berichtet etwa SZ-Leserreporter Stefan Löffner. Die jungen Leute hätten ihn regelrecht umzingelt, um ihn vom Weitergehen abzuhalten. Ein anderer SZ-Leserreporter erzählt, dass ihm ein Mitarbeiter, als er kein Interesse zeigte, provokativ nachgerufen habe: "Ist Ihnen denn das Wohl der Kinder egal?"

Thomas Blug, Sprecher der Landeshauptstadt, sagt, dass die Werber zwar eine Genehmigung besaßen, aber auch den Kollegen vom Ordnungsamt unangenehm aufgefallen seien. Daraufhin habe man sie abgemahnt. Bei einer erneuten Genehmigung führe der geringste Verstoß zum sofortigen Entzug der Erlaubnis und einer Sperre, sagt Blug.

Jutta Meier, Abteilungsleiterin Fundraising (Mittelbeschaffung) bei "World Vision", bedauert die Vorfälle. Sowohl die aufdringliche Ansprache als auch die Wortwahl seien nicht das, was man von Vertretern des Hilfswerkes erwarte. Die Mitarbeiter seien verwarnt und nachgeschult worden. Bei weiteren Beschwerden werde man sich von ihnen trennen. Die Werber, die man über einen Dienstleister anheuere, seien in der Regel "begeisterte und hochmotivierte Studenten" und würden intensiv und regelmäßig geschult. Die Organisation habe sowohl an deren "verbraucherfreundliche Ansprache als auch an die professionelle und inhaltlich korrekte Argumentation" hohe Qualitätsansprüche.

Das unabhängige Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), das karitative Organisationen auf Seriosität und Transparenz prüft, bestätigt, dass "World Vision" das so genannte DZI-Spendensiegel besitzt. Was die Straßenwerbung anbelange, habe man bisher keine Beschwerden über das Hilfswerk vorliegen, sagt DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke. Dass sich Werber Passanten in den Weg stellen und versuchen, ihnen ein schlechtes Gewissen einzureden, sei jedoch nicht mit dem Spendensiegel vereinbar. Deshalb nehme man solche Hinweise sehr ernst.

Die Verbraucherzentrale Saarland empfiehlt, bei Spenden-Aktionen generell immer die Seriosität der Organisation zu überprüfen und nachzuschauen, ob sie das DZI-Spendensiegel besitzt. Verbraucherberaterin Sabine Wilhelm rät zudem: "Auf der Straße sollte man grundsätzlich keine Verträge abschließen." Stattdessen könne man sich Info-Material mitgeben lassen und dieses in aller Ruhe zu Hause studieren.

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